Eventgestaltende wollen bleibende, ästhetische Erlebnisse schaffen. Aber welche Erlebnisse bleiben bei Events in Kopf, Herz und Bauch? In jedem Fall sind es Emotionen, die geweckt werden müssen. Um das zu erreichen, gibt es einen Inszenierungstipp der Königsdisziplin: die Berücksichtigung der Multisensualität, das abgestimmte Ansprechen aller Sinnesempfindungen beim Publikum.
«Haptische, olfaktorische, auditive und visuelle Reize werden zu weiten Teilen unterhalb der Bewusstseinsschwelle verarbeitet sowie bewertet und gelangen nur bei einer ausreichenden Relevanz in das bewusste Wahrnehmungsspektrum», erklärt dazu Steffen Ronft im Fachbuch «Eventpsychologie». So hätten Besucherinnen und Besucher beispielsweise in einer Veranstaltungslocation unweigerlich eine unterbewusste oder bewusste Geruchswahrnehmung, die wiederum – positiv wie negativ – mit dem Event assoziiert werde, auch wenn der Veranstalter dies nicht in der Planung berücksichtigt hätte, sagt Ronft.
Sehen: Wer die Störfaktoren kennt, kann die Aufmerksamkeit lenken
Das Auge kann immer nur einen Ort wahrnehmen. Um aus dem Gesehenen ein Gesamtbild zu erschaffen, ist das Auge permanent in Bewegung. Sollen Menschen neue Eindrücke erfassen oder Inhalten folgen, braucht es genügend Zeit, die äusseren Reize visuell zu registrieren und im Gehirn mit Erfahrungen und Emotionen zu verknüpfen. Bei der Gestaltung von Vorträgen ist bedeutsam, wo und wie die Zuschauenden wichtige Informationen am besten sehen. Denn Inhalte müssen aus allen Perspektiven wahrnehmbar bleiben und dürfen nicht aufgrund zu vieler Inhalte untergehen. Wer berücksichtigt und lenkt, wann sich das Auge wohin orientieren soll, hat die Aufmerksamkeit der Gäste sicher.
Der Autor
Chris Cuhls, Eventregisseur, Autor und Podcast-Host, Köln.
Hören: Guter Sound triggert Emotionen für unvergessliche Erlebnisse
Unser Ohr ist wie eine lebenserhaltende Alarmanlage und nimmt Töne und Geräusche unmittelbar auf. Das sorgt für Orientierung, noch bevor wir hinschauen. Da das Hören unsere Wahrnehmung entscheidend prägt, gilt es, bei Events für guten Sound zu sorgen. Dieser triggert unsere Emotionen und verbindet Gefühle mit Erlebnissen. Wichtig ist, in den richtigen Momenten für Ruhe zu sorgen und zum passenden Zeitpunkt mitreissende Klangerlebnisse zu bieten.
Fühlen: An schönen Orten können wir loslassen
Wenn Menschen fühlen, stellen sie einen emotionalen Bezug her zwischen sich und den Sinneswahrnehmungen um sie herum. Details wie die Beschaffenheit des Bodens oder die Helligkeit des Raumes bilden einen Zusammenhang zwischen Individuen und der Gesamtcharakteristik einer Situation. Wir nehmen Räume individuell wahr und fühlen uns in ihnen je nach Stofflichkeit immer anders wohl. «Form follows function» ist dabei nicht immer der beste Ansatz. Denn je nachdem, wie ein Ort beschaffen ist, löst er im Menschen unterschiedliche Emotionen aus: Freude, Unbehagen oder Ergriffenheit finden im Detail ihren Anstoss und in der Summe der Eindrücke ihre Wirkung. In schönen, durchdachten Räumen kommen wir zu uns und können uns ausleben. So werden neben der Erfüllung logistischer Anforderungen unsere Veranstaltungsorte zu schönen Wohlfühloasen.
Riechen: Duftwelten prägen Erlebnisse und wecken Erinnerungen
Menschen können bis zu 10 000 unterschiedliche Düfte wahrnehmen. Emotionen und Gerüche sind fest im Gehirn verankert. Nicht nur metaphorisch, sondern rein physisch sprechen Düfte auf direktem Wege die Rezeptoren im limbischen System an, dem Bereich im Gehirn, der für Emotionen zuständig ist. Die Messung von Hirnströmen zeigt, dass bei einem individuell unterschiedlichen Empfinden bestimmte Düfte ähnliche Reaktionen auslösen können. Kommen Teilnehmende eines Events zum Beispiel gestresst und müde an, brauchen sie energetisierende Düfte. In der Pause sollten Duftnoten gewählt werden, die für Entspannung sorgen. Für inhaltliche Sessions, die Konzentration erfordern, kann die Aufmerksamkeit ebenfalls durch entsprechende Düfte erhöht werden. Düfte ebnen den Weg für das Erlebte und bleiben in Erinnerung: Wie sich ein Event anfühlen soll, kann mit gezielt gesetzten Duftnoten angeregt werden.
Schmecken: Mehr als nur Nahrungsaufnahme
Wie der Geschmack ist auch der Geruchssinn eng mit Gefühlen verbunden. Beide Sinne sind an das unwillkürliche Nervensystem gekoppelt. Als appetitlich empfundene Aromen regen die Bildung von Speichel und Magensäften an. Es läuft einem sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen. Zunächst gleicht unser Gehirn «mögen oder nicht mögen» ab und setzt die Reize in intuitive Kontexte um. Mit etwas Zeit und Übung lassen sich komplexe Geschmackswelten gestalten oder Teilnehmende eines Events mit verschiedenen Aspekten im Verlauf des Essens auf Entdeckungsreise schicken. Grundsätzlich müssen auf den Eventverlauf abgestimmte Geschmackserlebnisse geschaffen werden.