Ganz neu ist es nicht, was an der diesjährigen Tagung der Society for Incentive Travel Excellence (Site) vorgestellt wurde. Aber dass die Branche drei Jahre lang gelitten hat und man sich jetzt besinnt, was denn ein Incentive-Wettbewerb und vor allem das Segment Incentive-Reisen ausmachen, ist durchaus neu. Die Site wurde 1973 gegründet, hat rund 2600 Mitglieder in 90 Ländern, darunter Unternehmen, Agenturen, Fluggesellschaften und Kreuzfahrtenanbieter.

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Einiges ist den Incentive-Planern und -Planerinnen in die Quere gekommen, allen voran ein viel stärkeres Umweltbewusstsein auch seitens der Mitarbeitenden. Mag sein, dass diese Forderungen in Europa stärker sind als in Amerika. Aber dieser Faktor wird die Branche immer mehr beschäftigen. Auch das «Problem», dass man nicht immer nur die gleichen Gewinner auszeichnet (was häufig geschieht) und damit gleichzeitig die Verlierer demotiviert, ist in Nordamerika kaum sichtbar. Dort gilt nach wie vor «The Winner takes it all» – selbst dann, wenn sich jedes Jahr immer wieder die gleichen Angestellten für eine Incentive-Reise qualifizieren. Unverändert ist auch, dass viele Wettbewerbe mit Preisen für die ganze Familie oder für eine Reise mit dem Partner ausgeschrieben sind – während die meisten Mitarbeitenden in der Schweiz ihr Privatleben nicht unbedingt mit der Firma vermischen wollen.

Incentive-Wettbewerbe werden präziser, kurzfristiger, transparenter.

Starkes Cruise-Geschäft Nordamerika

In den Gesprächen am Jubiläumskongress im Hotel Marriott Marquis in Manhattan wurde ein weiterer offensichtlicher Unterschied zwischen der Alten und der Neuen Welt sichtbar: die starke Rolle der Kreuzfahrtengesellschaften als Anbieter von Incentive-Reisen im Gruppen- und Individualbereich. Bis 2019 wuchs dieses Segment auch in China rasant, und zwar nicht mit Kreuzfahrten im Mittelmeer oder in der Karibik, sondern auf der asiatischen Seite mit Zielen wie Australien und Singapur. In der Schweiz hingegen ist die Nachfrage von Incentive-Reisen auf Kreuzfahrten eher schwach.

Was sich mit der Pandemie verändert hat, ist, dass der Verlauf von Incentive-Wettbewerben noch schneller, digitaler und präziser dokumentiert werden muss. Neue Apps müssen nicht nur der Firmenleitung laufend und unmittelbar die Entwicklung beispielsweise eines Verkaufswettbewerbs aufzeigen, sondern auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Hier gibt es neue Apps, die den Angestellten unmittelbar zeigen, wie sich ein erfolgter Verkauf auf ihre Performance auswirkt und auf die Rangliste beispielsweise der besten vierzig. Stimulation und Motivation werden nicht mehr in Monatsberichten wiedergekaut, sondern sind auf aktiven Kommunikationsinstrumenten ständig sichtbar. Auch werden Wettbewerbe in Zukunft nicht mehr ausschliesslich über direkte Eins-zu-eins-Kanäle kommuniziert, sondern, wenn passend, auch über Whatsapp-Gruppen oder über andere soziale Medien. Und eben auch mittels der neuartigen Apps, auf welchen die Wettbewerbe spezifisch für jede ausschreibende Firma aufgestellt sind. Alles muss schneller gehen und transparent sein. Referentinnen und Referenten berichteten in New York auch darüber, dass es für viele Firmen schwierig geworden sei, ein Incentive-Programm klassisch über ein volles Geschäftsjahr laufen zu lassen. Die Welt bewegt sich so schnell, dass niemand weiss, wann welche Faktoren den Geschäftsablauf beeinflussen. Das bedeutet, dass die Laufzeiten einer Ausschreibung kürzer werden und nicht mehr direkt mit dem Jahresabschluss verbunden sein müssen. Wenn ein Unternehmen also zum Beispiel Liquiditätsprobleme hat, könnte es einen kurzfristigen dreimonatigen Verkaufs-Incentive ausschreiben.

In den USA werden die laufenden Resultate auch offen geteilt – im Betrieb, mit der Familie, mit Freunden. Man stellt sich dem Wettbewerb, will sich als Sieger beweisen. In der Schweiz ist man verhaltener, auch wegen des Datenschutzes.

Zusammengefasst: Incentive-Wettbewerbe werden präziser, feiner, kurzfristiger, transparenter und persönlicher.