Kann man die Ostschweiz überhaupt gesamthaft vermarkten?
Wir vermarkten «nur» das Seminarangebot der Ostschweiz, eine Region, die achtsame und exzellente Firmenveranstaltungen und Seminare durchführen kann; vom Säntis bis zum Bodensee.
Da decken Sie aber ein ziemlich grosses Einzugsgebiet ab.
Stimmt, aber unsere Ostschweiz ist eine heterogene Region. Und so ist es kein Problem, unsere aus sieben Kantonen stammenden 50 Partnerbetriebe zu betreuen; es sind 37 Seminarhotels und 13 Tagungslocations.
Wie kam es zur Gründung von Seminarland Ostschweiz?
Den Brand Seminarland gibt es seit 2016 und wurde als Abteilung von Thurgau Tourismus geführt. Daraus entstand dann die Seminarland Ostschweiz GmbH mit den zwei Tourismusorganisationen St. Gallen-Bodensee und Thurgau Tourismus als Hauptgesellschafter. Mit an Bord sind auch Toggenburg Tourismus, Schaffhauserland Tourismus und seit Neuestem die Standortförderung Zürioberland. Mit dieser Beteiligung schlagen wir eine Brücke von der Ostschweiz nach Zürich.
Viele Firmen denken bei auswärtigen Kundenevents eher an Andermatt oder Interlaken, warum sollten sie die Ostschweiz wählen?
Das mag bei Incentives mit ausländischer Beteiligung der Fall sein. Unsere Zielgruppe umfasst Unternehmen und Verbände aus der Deutschschweiz, die regelmässig Seminare, Tagungen und Teamaktivitäten organisieren, und weniger solche, die Incentive-Reisen durchführen. Die Anreisezeit für einen Event in unserer Region liegt meistens unter zwei Stunden.
Wie ist Ihre Organisation aufgestellt?
Als Seminarland Ostschweiz sind wir seit Herbst 2021 am Markt. Wir bearbeiten die Geschäftsfelder Seminare und Tagungen, während sich das Convention Bureau von St. Gallen-Bodensee Tourismus auf Kongresse und Grossveranstaltungen fokussiert.
Und Sie führen Seminarland Ostschweizin Co-Leitung.
Genau. Kim Wickli und ich arbeiten je 60 Prozent. Wickli kümmert sich primär um den Verkauf, ich mich um Backoffice und Geschäftsführung. Dank diesem doch modernen Teilzeitmodell können wir beide Familie und Karriere unter einen Hut bringen. Unsere «Womenpower» besteht insgesamt aus vier teilzeitarbeitenden Frauen mit einem Gesamtpensum von 220 Stellenprozenten.
Über was für ein Marketingbudget können Sie verfügen?
Wir investieren einen tiefen sechsstelligen Betrag in Marketing- und Verkaufsaktivitäten, davon ein Drittel in Online-Marketing. Der Rest geht in Offline-Massnahmen wie Fachmessen, Printprodukte, Mailings und Kundenevents.
Wer bucht denn bei Ihnen überhaupt?
60 Prozent der Anfragen stammen aus den Wirtschaftszentren der Stadt St. Gallen, des Rheintals und dem Fürstenland, so nennt sich die Region Gossau bis Wil. 40 Prozent kommen aus dem Kanton Zürich oder von weiter westwärts.
Die Marketingfachfrau
Name: Bettina Güntensperger
Funktion: Co-Leiterin Seminarland Ostschweiz
Alter: 46
Wohnort: Eggersriet SG
Ausbildung: Tourismusfachfrau HF, Marketingplanerin SAWi
Unternehmen Seminarland Ostschweiz, eine Kooperation von St. Gallen-Bodensee Tourismus, Thurgau Tourismus, Toggenburg Tourismus, Schaffhauserland und Standortförderung Zürioberland, hat zum Ziel, professionelle Seminarhotels, Ausbildungszentren und Eventlocations der Ostschweiz gemeinsam zu vermarkten. Die Organisation bietet einen kostenlosen Buchungsservice zu ihren insgesamt 50 Partnerbetrieben.
Wie steht es mit den Märkten im nahen Ausland?
In Süddeutschland und im Vorarlberg sind die Preisgefüge bei Seminar- und Tagungsangeboten einiges tiefer. Abgesehen davon, dass Firmen und Institutionen in der Regel in ihrer eigenen Region tagen, und nicht im Ausland. Deshalb sind wir nur in der Deutschschweiz aktiv.
Kooperieren Sie auch mit dem Switzerland Convention & Incentive Bureau, SCIB?
Wir führen eine Basispartnerschaft mit SCIB, damit jene unserer Partnerbetriebe, die auch den internationalen Markt ansprechen möchten, von dieser Plattform profitieren können.
Zurück zum Angebot. Wie anspruchsvoll ist es, Firmen im Business-Hub Zürich zu überzeugen, deren Veranstaltungen bei Ihnen durchzuführen?
Die Städter möchten raus in die Natur – und davon bietet die Ostschweiz mehr als genug. Das Ländliche und Ursprüngliche, aber auch unsere authentischen und traditionellen Betriebe faszinieren die Zürcher. Nach einem Seminar selbst Käse herstellen oder zusammen mit einem Senn einen Naturjodel einstudieren ist schon aussergewöhnlich. Und, trotz dem schönen Zürichsee ist auch unser Bodensee im Dreiländereck beliebt.
Eine richtige Schweizer Palette also?
So ist es. Wir können Eventplanerinnen und Eventplaner mit allen für die Schweiz stehenden USPs bedienen: Käse, Schokolade, Seen, Städte, Innovation und Tradition.
Und mit welchen Argumenten lotsen Sie Seminarplaner in Ihre Region?
Vorab mit einem exzellenten öffentlichen Verkehrsangebot ab Zürich. Dann ist unsere Region auch nicht so überlaufen wie andere und punktet eben mit unserer Authentizität und mit einer hohen Qualität unserer Seminar- und Tagungsbetriebe.
Und kostenmässig?
Erstens offeriert Seminarland Ostschweiz einen kostenlosen Buchungsservice, das ist einzigartig in unserem Land. Und dann sind die meisten unserer Betriebe preislich attraktiv auf dem Markt.
Suchen Sie auch die Zusammenarbeit mit Hochschulen und kommerziellen Bildungsinstituten?
Noch nicht, aber das ist auf unserer To-do-Liste.
Wo liegen denn im Moment Ihre Prioritäten?
Unsere Wirtschaftsregion verfügt über einige Firmen mit internationaler Ausstrahlung, wie beispielweise Stadler Rail, Bühler oder Lista. Mit diesen Unternehmen wollen wir zusammenarbeiten, einerseits um deren Persönlichkeiten als Gastreferenten an unseren Seminaren einsetzen zu können und andererseits auch, um unseren Kunden einen Blick hinter die Kulissen dieser Konzerne vermitteln zu können.