Der Freitag, 16. Juli 2024, bleibt vielen in Erinnerung: den Freundinnen des Sports, den Fans der Stadt der Liebe und den Fachleuten aus der Branche Veranstaltungslogistik. Denn was an diesem Abend gezeigt wurde, war schlicht spektakulär: touristisch emotional eingebettet und als Gesamtpaket überwältigend. Für die Kennerinnen und Kenner der MICE-Szene (Erklärung und Hintergrund siehe Seite 2), also des Veranstaltungssektors, ist allein das Gesamtbudget nur für die Eröffnungsfeier von 255 Millionen Euro faszinierend. Dieser Betrag wurde von «Le Canard enchaîné» und «Le Monde» enthüllt und bestätigt. Insider glauben jedoch, dass die effektiven Kosten Richtung 300 Millionen Euro gestiegen sind, quasi 75 Millionen pro Stunde. Aber die Summe ist nur schon aus touristischer Perspektive gut angelegt, denn Hunderttausende werden in den kommenden Jahren, genau wegen dieser TV-Show, Paris besuchen und viel Geld liegen lassen.

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Spektakel für die Massen

Wer sich beruflich mit Massenlogistik und Sicherheitsdispositiven beschäftigt, kommt schon angesichts der reinen Statistik ins Staunen. Über 320’000 Besucherinnen und Besucher säumten die Seine und das temporäre Stadion am Trocadero. Rund 7000 Athletinnen und Athleten nahmen an der Eröffnungsfeier teil. Und etwa 80 Staats- und Regierungschefs vergnügten sich auf den VIP-Tribünen, während 3000 Artisten und Artistinnen für Unterhaltung sorgten. Nur für diese Tänzer und Performerinnen benötigte das künstlerische Komitee etwa 200 «Anzieher», die also den Artisten halfen, in ihre Kleidung und Verkleidung zu kommen, plus 300 Friseurinnen und Make-up-Artistinnen.

Natürlich gab es auch berechtigte Kritik an der Eröffnungsshow, beispielsweise was die etwas gar lange Dauer der Veranstaltung betraf oder gewisse «inhaltliche» Elemente des Künstlerischen Leiters Thomas Jolly. Aber aus Sicht der MICE-Branche und bezüglich Ablauf, Detailplanung, Sicherheit, Toiletten, öffentlicher Verkehr und Verpflegungskonzept war diese Veranstaltung schlicht ein grossartiger Erfolg – mit sehr wenigen Unfällen und Kleinkriminalität. Jeder Eventmanager würde sich stolz fühlen, so ein Gesamtpaket zu stemmen, logistisch, emotional und kräftemässig. Wobei, alleine würde man so etwas sowieso nicht schaffen.

 

Alarmstufe Rot

Was man also am TV oder irgendwo am Strassenrand gesehen hat, ist das eine, das visuelle, fantastische, feiernde und ziemlich französische Element. Was man nicht gesehen hat – und eigentlich auch gar nicht sehen soll – ist die Arbeit von Behörden, Militär und Polizei (rund 30’000 Spezialkräfte dürften im Einsatz gewesen sein). Dazu kommen Techniker, Gesundheits- und Reinigungspersonal sowie Tausende von freiwilligen Helferinnen. Spektakel hin oder her – wenns im Hintergrund nicht läuft, dann läuft gar nichts.

So ganz lustig war es nicht für alle. Die Bevölkerung musste einige Absperrungen in Kauf nehmen, viele Läden blieben geschlossen, und die Sicherheitszonen, auch aus antiterroristischer Perspektive, waren auch nicht wirklich ein schönes Sujet. Aber man durfte einfach nichts dem Zufall überlassen, und genauso ist «Eventmanagement». Ob es nun für Hunderttausende ist oder für 45 Gäste einer Fachtagung: Wer diesen Beruf liebt, wird als Verantwortlicher bis zum Schluss leiden müssen. Um erst dann, zusammen mit der Kundschaft, auf eine erfolgreiche Veranstaltung anstossen zu können. Oder um bei Olympia zu bleiben: um erst dann das von Céline Dion interpretierte Lied «Hymne à l’amour» von Édith Piaf wirklich geniessen zu können.