Für MCI dürfte die Pandemie, nach der Bankenkrise 2008, die grösste Herausforderung gewesen sein?

Vor allem 2020 war intensiv. Unser Geschäft mit physischen Veranstaltungen kam zum Erliegen, und das hatte auf viele Menschen teils krisenhafte Auswirkungen. Im Nachhinein betrachtet sind wir im Betrieb aber sehr gut zusammengerückt und haben es gemeinsam geschafft, unser Unternehmen aufrechtzuerhalten.

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Bis 2020 führten Sie weltweit 60 Büros mit fast 2600 Mitarbeitenden.

Unsere globale Reichweite hat sich nicht verändert, wir sind immer noch in 31 Ländern tätig. Und dank Fokussierung und Effizienzsteigerung, inklusive Reduzierung des Kundenstamms, zählen wir heute wieder fast 1800 Mitarbeitende.

Welche weiteren Massnahmen hatten Sie ergriffen?

Der Teufel steckte im Detail: Unsere Humankapitalstruktur ermöglichte es, die Produktivität zu kontrollieren, indem wir zuerst befristete Verträge nicht verlängerten. Aber es kam, leider, auch zu Entlassungen. Dazu kommt, relativ banal, dass wir die Infrastruktur unseres Unternehmens deutlich verkleinerten, mit entsprechend starken Reduktionen der Mietkosten. Homeofficelösungen halfen da ebenfalls.

Viel tiefere Fixkosten also – wie sieht denn heute Ihre Performance aus?

So ist es. Wir werden dieses Jahr rund 20 Prozent mehr Einnahmen haben als 2019 vor der Krise. Und das mit weniger Kunden als damals; derzeit betreuen wir weltweit etwa 1200 Unternehmen und Fachverbände.

Können Sie uns spezifische Zahlen nennen?

2023 betrug die Bruttomarge aus unserer operativen Tätigkeit 189,5 Millionen Euro; dieses Jahr werden wir rund 200 Millionen Euro erarbeiten.

Haben die Besitzverhältnisse der MCI Group geändert?

Unsere Kapitalstruktur blieb mit Ausnahme von MCI China unverändert, dort haben wir ein teilweises Management-Buy-out unterstützt. Die Familie Tondeur besitzt, zusammen mit dem in London domizilierten Private-Equity-Beratungsunternehmen L-GAM, 80 Prozent, Mitglieder unseres Managementteams die verbleibenden 20 Prozent.

Zurück zum Tagesgeschäft – welches sind Ihre stärksten Segmente?

Der Pharmasektor ist der wichtigste, aber grösseres Wachstum verzeichnen wir in den Sektoren Informations- und Kommunikationstechnik sowie bei den professionellen Dienstleistungen. Da bieten wir ein breites Lösungsspektrum an, von Kongressen bis Incentives.

Wie sehen Sie die heutige Kernkompetenz von MCI?

Wir unterstützen unsere Kunden bei der Entwicklung von deren Mitarbeitenden, beispielsweise mit der Schaffung von innovativen und kreativen Kundenerlebnissen. Der Traum meines Vaters war nie, einfach nur eine Eventagentur zu sein, sondern ein professionelles Dienstleistungsunternehmen zu werden. Ich denke, wir sind dort angekommen.

Der MICE-Leader
 

Name: Sebastien Tondeur
Alter: 49
Ausbildung: MBA, Northeastern University in Boston (Massachusetts)
Unternehmen: MCI Group
Titel: CEO
Wohnort: Region Genf

Unternehmen:

Die Genfer MCI Group sieht sich als «Plattform der nächsten Generation für Marketinginnovation und Kommunikation im digitalen Zeitalter». Im Tagesgeschäft bedeutet das vor allem die Planung und Durchführungen von Veranstaltungen aller Art, national, weltweit und über alle Disziplinen hinweg. Kunden sind lokale KMU, regionale Unternehmen und global tätige Konzerne und Verbände. MCI wurde 1987 von drei ehemaligen Mitarbeitern des damals weltweit grössten Reisekonzerns Wagonlits gegründet – zu ihnen zählte Roger Tondeur, dessen Sohn Sebastien heute die Geschäfte führt.

www.wearemci.com/de

 

Und wo liegen die wichtigsten Herausforderungen?

KI wird unser Unternehmen erheblich beeinflussen, denn es eignet sich hervorragend zum Texten, zur Bildgenerierung oder zur Programmierung – und mit diesen Arbeiten haben wir bisher unsere Tage verbracht. Persönlich bin ich vom Potenzial der KI fasziniert, aber es wird viel Training erfordern, um die volle Geschwindigkeit zu erreichen und dabei auch unsere Mitarbeitenden auf diese Reise mitzunehmen.

Wo sehen Sie MCI in fünf Jahren?

Wir glauben, dass wir nochmals 50 Prozent grösser sein werden, mit einem breiteren Lösungsportfolio und allerlei digitalen Lösungen und Automatisierungen.

Zum Schluss eine für Zürich relevante Frage: Gibt es MCI Zürich noch?

Mag sein, dass es da im Zusammenhang mit freigegebenen Büroflächen in Zürich ein Missverständnis gab. Aber ja, wir sind nach wie vor in allen Regionen der Schweiz engagiert, dürfen auch überall Kunden bedienen und tun dies mit einem entsprechend aufgestellten Team. Der Grossraum Genf bleibt weiterhin unser Hauptschauplatz, hier betreuen wir jährlich bis zu 150 Kundenprojekte.