Die Analysten und Analystinnen von Morgan Stanley stellten in ihrem Branchenbericht jüngst fest: «Das Sentiment für elektrische Fahrzeuge in den USA ist extrem negativ.» Die grossen Autohersteller müssten jetzt die Weiterentwicklung der Elektrofahrzeuge trotz der aktuellen Nachfrageschwäche sorgfältig mit ihren Kapitalbedürfnissen abstimmen. Und mit dem schleppenden Absatz der Elektrofahrzeuge stellen sich die ganz grossen Fragen wieder, denn die Elektrofahrzeuge sind umweltpolitisch eigentlich erwünscht. Aber vielerorts laufen die Förderungen aus, und danach müssen sich die Fahrzeuge selber verkaufen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Im grössten europäischen Automarkt, in Deutschland, sieht es nicht besser aus. Haben die Autobauer nach dem Auslaufen der staatlichen Förderung noch kräftige Rabattaktionen gestartet, beugen sie sich jetzt der schlechten Stimmung und fahren derzeit ihre Verkaufsunterstützungen für das Elektroauto deutlich zurück.

 

Neue chinesische Player

Auch in der Schweiz zeichnet sich eine Wachstumsschwäche bei Elektrofahrzeugen ab. «Auch wenn der Jahresauftakt im Januar noch nicht aussagekräftig ist, so war doch erstmals seit vielen Jahren ein Rückgang des Marktanteils vollelektrischer Personenwagen zu sehen», sagt Christoph Wolnik, Sprecher bei Auto-Schweiz, der Vereinigung Schweizer Autogeneralimporteure. «Wir hören zudem aus dem Markt, dass die Nachfrage nach E-Modellen derzeit etwas lahmt, besonders aufseiten der privaten Kundschaft. 2024 könnte ein Übergangsjahr in der bisherigen Wachstumsgeschichte der Elektromobilität sein, auch in der Schweiz.» 2025 seien die Aussichten mit vielen Neuerscheinungen zahlreicher Marken schon wieder deutlich besser.

Die Ursache verortet Wolnik bei den Rahmenbedingungen. Sie würden für elektrisches Fahren von der Politik zunehmend verschlechtert statt verbessert. Dazu gehören laut Wolnik «die unnötige Ausweitung der 4-prozentigen Automobilsteuer auf Elektromobile, welche beim Import fällig wird, die im Schnitt um 18 Prozent höheren Strompreise für Verbraucher und Verbraucherinnen als im Vorjahr oder der immer noch erschwerte Zugang zur Ladeinfrastruktur, im privaten wie im öffentlichen Bereich». Wolnik, der Ende Februar am Genfer Auto-Salon war, hat dort viele Hersteller aus China gesehen: «Chinesische Hersteller sind neue Player am Markt.» Diese arbeiteten mit etablierten und erfahrenen Schweizer Automobilimporteuren zusammen, um Vertrieb, Händlernetz und Service zu organisieren.

Das Händlernetz und die Services müssten jetzt beides beherrschen: die konventionelle Verbrennerfahrzeugtechnologie und die der Elektrofahrzeuge auf hohem Niveau. «Der Aufwand für Garagenbetriebe ist in der Tat grösser geworden, auch wenn es bei den Elektromodellen oft um IT-Kompetenz geht, etwa für Software-Updates», sagt Wolnik.

Der Blick nach vorn richtet sich auf die politischen Diskussionen, zumal in der EU in zehn Jahren die Neuzulassung von Verbrennern verboten werden soll. Das Eidgenössische Parlament befindet sich derzeit in den letzten Zügen der Beratungen des künftigen CO₂-Gesetzes ab 2025. «Die künftige Vorlage ab 2030 muss erst noch erarbeitet werden, deshalb ist es hier für konkrete Aussagen zu früh», so Wolnik. «Grundsätzlich ist die Übernahme der EU-Regelungen sinnvoll, da die Hersteller zumeist in Kontinenten denken und die Modellangebote die gleichen sind. Ein Schweizer Alleingang, ein sogenanntes Swiss Finish, das zu höheren Kostenbelastungen von Konsumentinnen und Konsumenten führt, ist bei der Regulierung zwingend zu vermeiden und werden wir mit aller Kraft bekämpfen.»