Selbst der erfolgreichste Unternehmer ist gegen Unvorhergesehenes wie eine ernsthafte Erkrankung oder einen schweren Unfall nicht gefeit. Solche Ereignisse erfordern rasches Handeln. Eine geordnete Stabübergabe bedarf hingegen einer angemessenen Vorbereitung.
«Wenn wir fragen, ob für die Nachfolge oder die Weitergabe ein konkreter Plan existiert, wird dies häufig verneint», erklärt UBS-Firmenkundenberaterin Eleonora Del Fante Ferrario. «Das kommt oft erst dann ans Licht, wenn wir Diskussionen um die neue Strategie mit dem CEO oder den Aktionären führen», ergänzt Stéphane Lienhard, der Unternehmenskunden in der Romandie betreut. «In unserem regelmässigen Kontakt mit den Unternehmen erkundigen wir uns neben dem alltäglichen Geschäft auch danach, wie es um die langfristige Planung bestellt ist», berichtet die Leiterin des Wealth-Planning-Teams Ostschweiz und Tessin, Catherine Rukavina. «Meist kommt in solchen Fällen ein strategischer Dialog in Gang, in dem wir gemeinsam eine langfristige Perspektive entwickeln. Dabei stellen sich automatisch auch zentrale Fragen nach den Rollen der Besitzer beziehungsweise des CEO im Zusammenhang mit einer Weitergabe oder einem Verkauf des Unternehmens.»
Wenn wir fragen, ob für die Nachfolge oder die Weitergabe ein konkreter Plan existiert, wird dies häufig verneint.
Eleonora Del Fante Ferrario
Bei diesem strategischen Dialog, der nicht zwingend auf eine Firmenweitergabe zielen muss, arbeitet ein Team aus Spezialisten verschiedener Fachbereiche der Bank zusammen. «Je nach Situation ziehen wir Finanzierungsexperten, Kapitalmarktspezialisten, Immobilienfachleute, Vermögensverwalter oder Berater für Unternehmensverkäufe hinzu», führt Lienhard weiter aus. «Aber es gibt keinen typischen Fall – jede Nachfolge ist einzigartig und jeder Fall erfordert sowohl eine spezifische, massgeschneiderte Lösung als auch eine individuelle Begleitung.»
1. Sorgen Sie vor
Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer sollte sich sorgfältig auf unerwartete Ereignisse vorbereiten. Diese geben häufig den Anstoss, sich unmittelbar mit der Zukunft der Firma auseinanderzusetzen. Deshalb empfehlen wir in diesem Zusammenhang, Themen wie Erbschaftsverträge, Vorsorgeaufträge oder eine Patientenverfügung frühzeitig anzugehen.
2. Definieren Sie eine klare Eignerstrategie
Tragfähige Nachfolgelösungen beruhen auf klaren Vorstellungen über die Zielsetzungen und die zukünftige Rolle der Unternehmerfamilie. Unternehmer beziehungsweise die Unternehmerfamilie tun gut daran, sehr überlegt zu entscheiden, welche finanziellen und ideellen Interessen dabei im Vordergrund stehen sollen.
UBS kann aufgrund ihrer grossen Erfahrung bei sämtlichen Aspekten weiterhelfen. Jeder Unternehmer ist in seinem Lebensweg einzigartig und der Fokus richtet sich stets auf die Suche nach der besten zukünftigen Lösung. Dabei stehen drei Optionen im Vordergrund: eine Übergabe der Firma innerhalb der Familie (FBO, Family-Buy-out), der Verkauf an ein bestehendes oder neu dazustossendes Management (MBO, Management-Buy-out) oder der Weiterverkauf der Firma an Finanzinvestoren beziehungsweise an ein anderes Unternehmen im Rahmen einer Übernahmetransaktion (M&A, Merger & Acquisition).
Das konkrete Vorgehen erweist sich nicht immer als einfach. Nach Aussage der UBS-Spezialisten gibt es eine ganze Reihe von Stolpersteinen. Hierzu zählt neben der fehlenden Strategie für die Zukunft auch die häufig anzutreffende Vernachlässigung der Vorbereitungsarbeit. Fehlender Wille des Besitzers, zum geeigneten Zeitpunkt die Firma und die Verantwortung abzugeben, und unzureichende Lösungen wegen nicht vorhandener Ressourcen oder mangelhaft qualifizierter Nachfolger sind weitere mögliche Hindernisse.
«Idealerweise beginnt der ganze Prozess, wenn der bisherige Inhaber um die 50 Jahre alt ist», sagt Kundenberaterin Del Fante Ferrario. «Diese Phase verschafft dem Besitzer genau die Zeit, die er benötigt, um sein Unternehmen mit aller Sorgfalt auf eine spätere Übergabe vorzubereiten und sich vertieft mit der richtigen Nachfolgelösung auseinanderzusetzen.» Der gesamte Ablauf erstreckt sich oft über mehrere Jahre. «Kommt dann noch eine rechtliche Umstrukturierung hinzu, muss sie aufgrund gesetzlicher Vorgaben mindestens fünf Jahre vor der Weitergabe eingeleitet werden», betont Rukavina.
Idealerweise beginnt der ganze Prozess, wenn der bisherige Inhaber um die 50 Jahre alt ist.
Eleonora Del Fante Ferrario
Auch für den Fall eines unerwarteten Todesfalls oder einer ernsthaften Erkrankung des bisherigen Besitzers gibt es bewährte Vorgehensweisen. Sehr wichtig ist die rasche Weitergabe der Verantwortlichkeiten an eine andere Person innerhalb der Geschäftsleitung. «Unternehmen ab einer bestimmten Grösse und Rechtsform haben Stellvertreterregelungen, welche die Weiterführung des Betriebs sicherstellen», erklärt Rukavina. «Die Eigentümer werden unter Umständen von den Erben oder den Willensvollstreckern repräsentiert, die wir ebenfalls bei der Nachfolgelösung unterstützen.»
Ein unerwartetes Ereignis gibt für einen Unternehmer häufig den Anstoss, unmittelbar über die Zukunft seiner Firma nachzudenken und sich entsprechend darauf vorzubereiten. Im Rahmen dieser umfassenden Auslegeordnung können auch Themen wie Erbschaftsverträge oder Testamente ins Spiel kommen.
3. Planen Sie Ihre Nachfolge frühzeitig
Verantwortungsbewusste Unternehmer achten darauf, die Nachfolge frühzeitig zu planen und umzusetzen. Sie sind sich darüber im Klaren, dass eine verzögerte Planung die gesamte Abwicklung erschweren und die damit einhergehenden Risiken erhöhen kann. Oft werden Fragen in Bezug auf die Nachfolge ignoriert oder verdrängt. Die Gründe dafür sind in der Regel eher emotionaler als sachlicher Natur.
4. Prüfen Sie verschiedene strategische Optionen
Alternative Nachfolgelösungen bergen für das Unternehmen und die Unternehmerfamilie Vor- wie auch Nachteile. Anhand der gewählten Eignerstrategie sollten Sie alle grundsätzlich infrage kommenden Optionen sorgfältig evaluieren, ohne sich zu früh oder zu intensiv auf eine einzige Nachfolgelösung zu fixieren.
5. Regeln Sie die Nachfolge einvernehmlich
Eine durchdachte Nachfolgeregelung berücksichtigt sowohl die Interessen des Unternehmens als auch diejenigen der Unternehmerfamilie. Ausgewogene Lösungen entstehen dann, wenn finanzielle und emotionale Interessenkonflikte sachlich diskutiert und zum Nutzen des Unternehmens innerhalb der Familie einvernehmlich bereinigt werden.
Das erfordert neben dem Fachwissen auch eine Menge Fingerspitzengefühl, beispielsweise wenn der bisherige Besitzer, der die Firma aufgebaut und jahrelang erfolgreich geführt hat, sich nicht von seinem Lebenswerk trennen kann. «Dann hilft in der Regel ein Perspektivenwechsel mit der damit verbundenen Distanz zum Alltagsgeschäft», bringt es Rukavina auf den Punkt. Durch den veränderten Blickwinkel auf die privaten Vorsorgebedürfnisse des Unternehmers ergeben sich im Rahmen einer Gesamtplanung oft Fragen nach den künftig erforderlichen Einnahmen und dem Umgang mit weiteren im Unternehmen gebundenen Vermögenswerten.
Bei solchen Abklärungen rückt der Wert eines Unternehmens in den Fokus der Betrachtungen. «Je nach Ausgangslage haben die involvierten Parteien ganz unterschiedliche Vorstellungen von dem Verkaufspreis respektive dem Unternehmenswert», sagt Lienhard. «Emotionen spielen dabei eine grosse Rolle.» Die Spezialisten der Bank ermitteln dann den «fairen» Wert. «Hierbei gilt es, die Bedürfnisse des bisherigen Besitzers und die Interessen der anderen Parteien auszubalancieren», beschreibt Rukavina dieses Vorgehen.
Je nach Ausgangslage haben die involvierten Parteien ganz unterschiedliche Vorstellungen.
Stéphane Lienhard
Im günstigsten Fall geht die Due Diligence problemlos über die Bühne und die Firma in neue Hände. «Häufig bildet ein gemeinsamer Event mit allen massgeblichen Beteiligten den Abschluss der Weitergabe», weiss Del Fante Ferrario. «Mit dem Verkauf endet die bisherige Rolle des Besitzers. Damit endet aber keineswegs die Kundenbetreuung durch UBS, sondern sie geht ab diesem Moment auf die Betreuer der Privatkunden über», ergänzt Rukavina. «Nach Beendigung des ganzen Prozesses holen wir darüber hinaus die Rückmeldungen bei den Beteiligten ein», so Lienhard. «Und hier wird deutlich, dass der Unternehmer in jeder Hinsicht davon profitiert, sich früh mit dem Nachfolgeprozess zu beschäftigen und dabei mit den richtigen Beratern zusammenzuarbeiten.»
6. Beurteilen Sie den Wert des Unternehmens aus Sicht des Nachfolgers
Der Wert Ihres Unternehmens wird weitgehend durch die Ertragslage und den zukünftig frei verfügbaren Geldfluss bestimmt. Ein Nachfolger oder Käufer kann nur einen Preis bezahlen, der aufgrund seiner eigenen Zukunftserwartungen zu rechtfertigen und zu finanzieren ist.
7. Sichern Sie das Familienvermögen und die Vorsorge
Vermögensverwaltung und Altersvorsorge erfordern eine langfristig ausgerichtete Perspektive. Beginnen Sie daher frühzeitig damit, das Privatvermögen risiko- und ertragsbewusst anzulegen und vom Geschäftsvermögen zu trennen. Eine durchdachte familieninterne Nachfolgelösung sollte dabei unter anderem berücksichtigen, dass alle Erbberechtigten im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen gleichzustellen und auszubezahlen sind.
«Starke Teamarbeit und analytisches Vorgehen haben sich bestens bewährt», fasst Del Fante Ferrario ihren Erfahrungsschatz zusammen. Daraus resultiert eine umfassende Betreuung, bei der wichtige Aspekte von unterschiedlichen Experten bewertet werden, um die beste Lösung zu finden. «Man sollte zudem die Möglichkeiten nutzen, die sich aus der Trennung von Firmen- und privatem Vermögen sowie der Pensionsplanung ergeben», empfiehlt Rukavina. Viele Unternehmen haben gerade hier keine deutlichen Grenzen gezogen. Das macht eine gute Vorsorge- und Vermögensplanung noch anspruchsvoller.
Die Trennung von geschäftlichem und privatem Vermögen ist eine der wichtigen finanziellen Massnahmen im Vorfeld einer Nachfolge.
Catherine Rukavina
Die Nachfolge im Unternehmen wirft komplexe betriebswirtschaftliche, rechtliche, finanzielle und steuerliche Fragen auf, deren Zusammenhang oft nicht leicht zu beurteilen ist. Aus diesem Grund arbeiten bei UBS immer erfahrene Experten Hand in Hand und sorgen mit diesem ganzheitlichen Ansatz für eine deutliche Steigerung der Beratungsqualität.
Catherine Rukavina leitet das Wealth-Planning-Team in den Regionen Ostschweiz und Tessin. Sie berät Kunden in verschiedenen Lebensphasen und unterstützt bei rechtlichen, steuerlichen sowie betrieblichen Fragen. Im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten steht die optimale Lösung für alle Beteiligten.
Eleonora Del Fante Ferrario verwaltet Privatvermögen von Unternehmern und deren Familien im Tessin. Durch den ständigen Austausch mit den jeweiligen Firmenkundenberatern profitieren ihre Kunden von einer 360-Grad-Beratung. Unerlässlich ist für sie der Aufbau einer vertrauensvollen Kundenbeziehung.
Stéphane Lienhard betreut Firmenkunden in der Romandie. Er berät Kunden bei strategischen Fragen rund um die finanzielle Führung des Unternehmens. Sein Spezialgebiet sind Finanzstrategien von KMU-Gründern und die Dynamik der Schweizer Wirtschaft.
- Chopard: Das Resultat kluger Nachfolgeplanung
- Interview: Nachhaltigkeit zahlt sich wirtschaftlich aus
- Management-Buy-out mittels Bankfinanzierung
- Wachstumsschub dank Kapitalerhöhung
- Interview: 10 Antworten zur Nachfolgeplanung
- Generationenwechsel: Das Unternehmen verschenken oder verkaufen?
- On Running: Mit flexiblen Angestellten zum Erfolg
- Psychologische Faktoren: «Ein Verkauf ist etwas Emotionales»
- Gespräch mit Frank Halter, Nachfolgeexperte der HSG.
- Swiss Skills: Berufslehre als Karriereeinstieg
- Wer soll das Unternehmen in die Zukunft führen? Ihre Optionen finden Sie hier.
- Von 0 auf 100: Wie Karim Twerenbold plötzlich alleiniger Chef wurde
- Weiteres zum Thema Nachfolge und Nachhaltigkeit