Christian Huber ist eher der unauffällige Typ. Und wer ihn kennt, weiss, dass er das auch ganz gut findet. Der 50-Jährige hält sich nach eigenen Angaben lieber im Schatten oder besser formuliert im Hintergrund auf. Von dort agiert er indes ziemlich geschickt. Der Treuhänder mit Wohnort Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden ist der Mann hinter den Kulissen. Rund zehn Unternehmen nennt er sein Eigen und das Firmen-Potpourri könnte dabei nicht bunter sein. Beginnend bei einer Autogarage, über zwei Hotels, einen Lebensmittelladen bis hin zum Treuhandbüro ist alles dabei. Er selber ist bei den meisten Betrieben als Geschäftsführer aktiv, sieht sich aber als Teil eines Teams und weniger als Chef. Wobei er letztlich die Entscheidung trifft, die sich für ihn aber in der Regel aus der Gesamtsituation ergibt.
«Die Basis eines erfolgreichen Unternehmens ist ein ehrliches Miteinander und das Vertrauen in das eigene Können», erklärt er seine Philosophie. Umsatzzahlen sind für ihn daher nicht das wichtigste Kriterium dafür, ob es in einem Unternehmen gut läuft. «Zahlen sind auf jeden Fall Bestandteil des Erfolgs, aber eben nur einer. Sie ergeben sich, wenn alle anderen Dinge stimmen», sagt er und lacht erfrischend. Genau so geht er sämtliche Herausforderungen an, die sich ihm stellen. Im Fall des Handwerksbetriebs Keller Spiegelschränke war die Aufgabe jedoch nicht ohne. 2013 von der in Roggwil TG ansässigen Firma zum externen Finanzchef und Geschäftsführer berufen, kaufte er zwei Jahre später dem Eigentümer die Aktiengesellschaft ab. «Es war nicht das erste Unternehmen, das ich aufgekauft habe, aber bestimmt das grösste und teuerste», erinnert sich Huber. «Ich war nicht in der Lage, den Kauf von Keller Spiegelschränke komplett durch eigenes Kapital zu finanzieren. Eigentlich tue ich das sonst so.»
«Zahlen sind Bestandteil des Erfolgs, aber nur einer. Für anhaltenden Erfolg müssen alle Dinge stimmen.»
Christian Huber
Er besprach seine Pläne ausführlich mit seiner Bankberaterin, mit der er seit vielen Jahren eng zusammenarbeitet. Monika Lenz von UBS erinnert sich an das Gespräch: «Durch die jahrelange partnerschaftliche Zusammenarbeit bestand eine Vertrauensbasis. Man kannte die gegenseitigen Erwartungen in Bezug auf Finanzierungen: Welche Informationen sind notwendig, wie hoch sollten die Eigenmittel sein, welche Sicherheiten müssen vorhanden sein?» Basierend darauf wurde ein Finanzierungskonzept ausgearbeitet, das auf Eigenkapital und Bankdarlehen aufbaute. Christian Huber steuerte rund 40 Prozent des Kaufpreises bei – ein hoher einstelliger Millionenbetrag. Für die fehlenden Mittel sprach UBS nach genauer Prüfung und mit entsprechenden Auflagen einen Kredit. «Das Geschäft wurde vom Transaction Advisory begleitet», führt Monika Lenz aus. «Diese Abteilung hat die Transaktion strukturiert, die Bewilligung beim Credit Officer eingeholt und letztlich den Kauf begleitet. Ich selber fungierte als Bindeglied zwischen Christian Huber und unseren internen Abteilungen.»
Offiziell übernahm Huber das Zepter bei Keller Spiegelschränke am 1. Juli 2015. Das Unternehmen befand sich damals in einer eher schwierigen Lage. Die Marktsituation war angespannt, die Umsatzzahlen waren schlecht. Dennoch glaubte der neue Inhaber an den Handwerksbetrieb. Und zwar so sehr, dass er auch privat hohe Risiken einging. Um den Eigenkapitalanteil aufzubringen, musste er Privathäuser belasten und zahlreiche Bürgschaften liefern. Seine Familie stand dabei immer hinter ihm. «Meine Frau schenkt mir volles Vertrauen und steht zu meinen Entscheidungen», sagt Huber. «Und das ist einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der entscheidende Punkt, warum ich selber so sehr an meine Unternehmungen glaube.» Ausserdem kann er dank dem vielfältigen Branchenmix seiner Firmen Konjunkturschwankungen ausgleichen. Huber bringt es auf den Punkt: «Mal geht es einer Branche gut, dann einer anderen. Das hilft, die Ertragslage stabil zu halten.»
Im Fall von Keller Spiegelschränke hat sich sein Glaube wie auch das Vertrauen von UBS ausbezahlt. Die ersten beiden Jahre nach dem Kauf waren nicht einfach, doch damals wurden Veränderungen angestossen, die für den nun steigenden Umsatz und das gute Betriebsklima verantwortlich sind.
Der Durchbruch kam Anfang 2017. Mit dem rundum beleuchteten Schrank Illuminato lancierte Huber ein Produkt, das zum Kassenschlager wurde. Beim ersten Messeauftritt nach mehr als zehn Jahren zeigte sich dann, wie sehr Kunden von seinem Unternehmen angetan sind. Ein weiterer ausschlaggebender Punkt für den Wandel zum Guten war das neue Arbeitsklima. «Wir wollen, dass die Mitarbeitenden mitreden, Vorschläge machen und Kritik äussern», sagt Huber.
Parallel dazu wurde die Produktion effizienter gestaltet und in neue Maschinen investiert, die rationelleres Arbeiten zulassen. Die aus Aluminium produzierten Schränke verfügen in den Ecken etwa über ein Stecksystem, bei dem auf Schrauben zu einem grossen Teil verzichtet werden kann. Andere Abteilungen wie beispielsweise die Schreinerei wurden aufgegeben, um sich auf die Produktion von Spiegelschränken zu konzentrieren.
«Wir blicken auf jeden Fall positiv in die Zukunft», sagt Christian Huber abschliessend. «Der Markt allerdings ist und bleibt eine Herausforderung
und der Einkauf des Rohmaterials bleibt ein hinderlicher Kostenfaktor. Die Verknappung von Aluminium hat zu 20 bis 30 Prozent höheren Einkaufspreisen geführt.» Der Geschäftsführer ist jedoch überzeugt, dass sich Geduld und das Vertrauen in das eigene Können in Zukunft auszahlen werden. Hilfreich ist ebenso der starke Partner UBS an Hubers Seite.
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