Auch im Bereich nachhaltiger Gebäude ist die Schweiz zu einem Startup-Land geworden: Zahlreiche Jungfirmen aus den Energie-, Immobilien- und Proptech-Segmenten bereichern die Unternehmenslandschaft. Je nach Zählweise sind es Dutzende bis mehr als 400 junge Firmen mit vielversprechenden Aktivitäten. Namen wie Neexa, Irmos, Oxara, Rematter oder Urstamm könnten in zehn, zwanzig Jahren im gleichen Atemzug wie Sika oder Holcim genannt werden. Andere werden vielleicht in zwei Jahren schon in Vergessenheit geraten sein, denn mit der zunehmenden Reife setzt natürlich auch eine Konsolidierung ein. Doch das belebt die Szene.

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Intelligent heizen

Yuon Control mit Sitz im bernischen Oberburg beschäftigt sich beispielsweise mit einer intelligenten und prädiktiven Heizungssteuerung und zeigt, wie sich innovative Technologien perfekt in unseren Alltag integrieren lassen. Yuon Control kombiniert maschinelles Lernen und modellprädiktive Steuerung (MPC), um die thermischen Eigenschaften eines Gebäudes zu erkennen. Das System sammelt kontinuierlich Echtzeitdaten, einschliesslich Wetterinformationen und aktuellem Energieverbrauch, um genaue Vorhersagen über den Heizbedarf zu treffen und die Energieverteilung zu optimieren. «Mit unserer Software ermöglichen wir eine Optimierung des Betriebs von thermischen Netzen», erklärt Sebastian Hersberger, CEO und Mitgründer von Yuon Control. «Wir erstellen einen digitalen Zwilling vom gesamten Netz, und unser Algorithmus erlernt die thermischen Eigenschaften innerhalb von wenigen Wochen nach Inbetriebnahme und kann sie so individuell dem Gebäude anpassen.»

Die Software kann grundsätzlich in jedem Heizsystem eingesetzt werden. Die Optimierungsleistung bezogen auf Betriebskosten und CO2-Emissionen liegt laut Hersberger bei 12,5 bis 25 Prozent über derjenigen des Fernwärmenetzes. «Bezogen auf Optimierung in einzelnen Gebäuden konnte mittels einer von Innosuisse finanzierten Studie durch die Hochschule Luzern (HSLU) gezeigt werden, dass das System durchschnittlich 25 Prozent an CO2 und Energie einsparen kann», sagt er. Und genau diese Lösungen sind es, die langfristig Zukunft sicherstellen.

 

Natürlich gestalten

Weniger Technik, dafür mehr Mensch – darum geht es bei der Firma Nateco mit Sitz in Gelterkinden (BL). Sie bietet Planungen und Umsetzungen von Grünoasen in urbanen Gebieten und auch die entsprechende Beratung an. Dies immer mit dem Ziel, Grün- und Freiräume für mehr Biodiversität und Klimaanpassungen zu realisieren. «Wir begleiten unsere Kundschaft in allen Phasen der Immobilienentwicklung, von der strategischen Planung über die Fachplanungen und Ausschreibungen – beispielsweise von Landschaftsarchitekten – bis hin zur Bewirtschaftung», erklärt Nateco-Inhaber Michael Löw das Vorgehen. «Ausgangspunkt ist immer eine Analyse des Vorhandenen: Naturwerte auf dem Areal und in der Umgebung. Basierend darauf identifizieren wir Potenziale und machen Vorschläge für Aufwertungen.» 

Zusammen mit Stratus, der Immobilienportfoliomanagement-Software von Basler & Hofmann, einem Schweizer Ingenieur- und Beratungsunternehmen, arbeitet man zudem an der Idee eines «Biodiversitätsaufbaupfades» – ganz ähnlich wie der des CO2-Absenkpfads, der bei Stratus bereits verfügbar ist. Auf Ebene der Bewirtschaftung fehle laut Löw das Wissen, und man arbeite dort unter hohem Zeitdruck im Tagesgeschäft. «Daher ist Unterstützung durch Fachplaner und -planerinnen wie uns sinnvoll und nötig, zumindest bis die entsprechende Erfahrung inhouse aufgebaut ist.»

Es geht daher auch bei Startups im Bereich Bauwesen darum, neue Lösungen zu finden und Bestehendes zu ergänzen oder zu verbessern. Es wird sich nicht alles durchsetzen, doch es ist vielmehr wichtig, die Zukunft mitzugestalten und die Schweiz als innovatives Land über die Grenzen hinweg positionieren zu wollen.