Nachhaltige Anlagen erfahren seit Jahren ein wachsendes Investoreninteresse. Seit Jahresbeginn 2024 sind Banken und andere Finanzinstitute und -anbieter in der Schweiz zudem verpflichtet, Privatanlegerinnen und -anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen. Da stellt sich natürlich die Frage: Ist das aktuell verfügbare Angebot an nachhaltigen Fonds genügend gross, um die höchst unterschiedlichen Bedürfnisse der Investorinnen und Investoren zu erfüllen? Mit Blick auf die Vielfalt der gegenwärtig in der Schweiz verfügbaren Produkte in den traditionellen Vermögensklassen kann diese Frage bejaht werden. Das geforderte «Matching» der Nachhaltigkeitspräferenzen von Investoren mit passenden Anlagelösungen dürfte künftig zudem neuen Wind in den Schweizer Markt für nachhaltige Publikumsfonds bringen.
Prof. Dr. Manfred Stüttgen und Dr. Brian Mattmann, Dozenten für Banking and Finance, Hochschule Luzern
Ein breites Angebot
Das aktuelle Angebot an nachhaltigen Fonds deckt die wichtigsten Anlageklassen umfassend ab: Aktien-, Obligationen-, Geldmarkt- und Mischfonds erfüllen die unterschiedlichen Anlagebedürfnisse sehr gut. Im Jahr 2023 zählen wir laut der «IFZ Sustainable Investments Studie 2023» in der Schweiz 2155 nachhaltige Publikumsfonds mit einem investierten Vermögen von 1121 Milliarden Franken. Noch vor drei Jahren war das Angebot mit 777 nachhaltigen Fonds noch deutlich überschaubarer gewesen. Das hat sich geändert: Heute sind praktisch alle relevanten Fondsanbieter mit einem nachhaltigen Produktangebot präsent, in der Schweiz sind es aktuell 262 Anbieter.
Dennoch deckt es gemessen am Gesamtmarkt aller Fonds lediglich rund 20 Prozent ab. Das nachhaltige Fondssegment darf daher weiterhin als eine Nische betrachtet werden. Allerdings hat diese Nische unterdessen eine Grösse erreicht, die es Privatanlegerinnen und -anlegern ermöglicht, praktisch alle Bedürfnisse in den wichtigen Anlageklassen gleich gut abzudecken, wie dies auch mit konventionellen Fonds möglich wäre. Noch überschaubar ist allerdings das Angebot an nachhaltigen Immobilienfonds, nachhaltigen Rohstofffonds sowie nachhaltigen Fonds mit alternativen Anlagestrategien. Hier besteht sicher noch Ausbaupotenzial.
Passive Verwaltung ist Alltag
Eine wichtige Triebkraft im Markt nachhaltiger Fonds sind passiv verwaltete Nachhaltigkeitsfonds. Von den 2155 nachhaltigen Fonds werden 426 Fonds passiv gemanagt. Diese Fonds replizieren möglichst kostengünstig einen nachhaltigen Index. Für Aktien zählen beispielsweise der Index «SPI ESG» für die Schweiz, der «S&P 500 ESG Leaders» für die USA oder der «MSCI World SRI» für ein weltweites Universum dazu – und neben 314 passiven Aktienfonds auch 107 passive nachhaltige Obligationenfonds. Das Angebot passiver nachhaltiger Fonds erfreut sich seit Jahren hoher Beliebtheit bei Investoren, es ist das Wachstumssegment schlechthin innerhalb der Nachhaltigen. Passive Nachhaltigkeitsfonds haben den Vorteil, dass Investorinnen und Investoren die Nachhaltigkeitsstrategie eines Fonds sehr transparent aus der Indexmethodik nachvollziehen können. Zudem sind die Gebühren vergleichsweise tief.
Soziale Nachhaltigkeitsthemen oft offen
Einen Sonderfall nachhaltiger Anlagestrategien bilden nachhaltig-orientierte thematische Strategieansätze. Nachhaltige Themenfonds versprechen Anlegerinnen und Anlegern meist die Partizipation am Wachstum struktureller Megatrends. Hierzu zählen beispielsweise Investments rund um die Themen Wasser und saubere Energie oder auch in Technologien zur Erhaltung von Umwelt und Klima. Aber nicht nur grüne Themen sind dieser Kategorie zurechenbar, sondern auch soziale wie beispielsweise Anlagen mit Bezug zu Humankapital, Diversität, Demografie, nachhaltigem Konsum oder Gesundheit.
Von den 2155 nachhaltigen Fonds sind rund ein Viertel nachhaltige Themenfonds. Fast die Hälfte dieser nachhaltigen Themenfonds selektiert die Portfolioholdings nach den Themen «Umwelt» oder «Klima» (233 Fonds). Noch in der Minderheit sind nachhaltige Themenfonds mit dem Fokus «Soziales» (53 Fonds), einem Thema, das künftig an Bedeutung gewinnen könnte.