Dank der regen Nachfrage eilt Gold von einem Rekord zum nächsten. Coin Price Forecast geht davon aus, dass sich der Goldpreis in den kommenden zehn Jahren verdoppeln und bei rund 4800 Dollar pro Unze liegen wird. Das hohe und mit Sicherheit weiter steigende Interesse kann nur durch den weiteren Abbau von Gold gedeckt werden.
Doch der Goldabbau steht wegen seiner sozialen und ökologischen Auswirkungen oft am Pranger. Solange aber ein Nachfrageüberhang besteht, wird auch weiter Gold produziert. Und in Gold investiert. Die Frage ist nun, woran sich Anlegerinnen und Anleger orientieren können, die ihr Portfolio um eine Goldposition erweitern und zugleich verantwortungsbewusst investieren wollen.
Luc Hinz, Senior Quantitative Investment Manager, BCV, Lausanne
Rückverfolgbarer Abbau
Gold wird in industriellen Minen oder im artisanalen, also handwerklichen Kleinbergbau gewonnen. Gut 80 Prozent der weltweiten Goldproduktion erfolgt in industriellen Minen, die börsenkotierten multinationalen Unternehmen gehören. Diese stellen rund 20 Prozent der Arbeitsplätze im Minensektor. Ist man kein wichtiger Aktionär, kann man als Investor jedoch nicht wirklich Einfluss auf diese Unternehmen ausüben. Das Gute ist, dass diese aber aufgrund ihrer bedeutenden Börsenkapitalisierung von Environmental-Social-Governance-Ratingagenturen in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien analysiert werden. Wer eine Investition in Gold erwägt, kann sich auf diese Analysen stützen und sie als Entscheidungsgrundlage nutzen.
Gegen Bezahlung einer Prämie kann man auch in zertifiziertes rückverfolgbares Gold investieren. Anlegende können dabei den Produzenten und die Mine frei wählen. Kauft man beispielsweise Gold aus Finnland, lassen sich die sozialen und ökologischen Risiken reduzieren. Will man Versorgungsprobleme vermeiden, ist zertifiziertes, rückverfolgbares Gold eine gute Option. Gleiches gilt für die Investition in Gold aus dem Kleinbergbau. Anlegerinnen und Anleger können mehr Einfluss auf die Produktion ausüben und so nachhaltigeres Gold kaufen. Hier halten sich allerdings die produzierten Mengen in Grenzen.
Schwieriger Abbau
Die aktuellen Abbaupraktiken der Minen verursachen negative Externalitäten, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Insbesondere was die Umwelt, die Treibhausgasemissionen oder die Lebens- sowie Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter angeht, sind die negativen Folgen teilweise gravierend.
So lässt sich die Produktion von Goldbarren in fünf Schritte unterteilen. Zunächst wird Gestein mit einem Goldgehalt von ein paar Gramm pro Tonne abgebaut und im zweiten Schritt zermahlen. Dadurch gelangen grosse Treibhausgasmengen in die Atmosphäre. Bei grossen industriellen Minen werden auch massive Abholzungen vorgenommen. Der dritte Schritt besteht in der hydrometallurgischen Laugung, bei der die Metalle mithilfe von Wasser und verschiedenen Chemikalien (meist Quecksilber und Zyanid) aus dem Gesteinsmehl ausgewaschen werden. Diese Etappe erfordert riesige Wassermengen und kann verheerende Boden- und Flussverseuchungen verursachen. Die durch Laugung gewonnenen Metalle werden anschliessend geschmolzen. Dabei entstehen sogenannte Doré-Barren (Industriegold), die noch andere Erzbestandteile (Silber, Kupfer, Platin und andere) enthalten. In der nachfolgenden Raffination erhält man Goldbarren mit einer Feinheit von mindestens 99,9 Prozent.
Geschützter Abbau
Der Goldabbau geht auch in sozialer und humanitärer Hinsicht mit gravierenden Problemen einher: Ausbeutung von Kindern, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen, sehr niedrige Löhne, missbräuchliche Landenteignungen, illegaler Goldabbau, um nur einige zu nennen. Im Kleinbergbau hantieren die Minenarbeiter oft ohne jegliche Schutzausrüstung mit Quecksilber, was Gesundheitsschäden nach sich ziehen kann. Organisationen wie Fairmined, Fairtrade Gold oder PX Impact® stellen Nachhaltigkeitslabels im Goldbereich aus. Sie arbeiten direkt mit den Kleinbergbau-Gemeinschaften zusammen und überprüfen die gesamte Produktionskette.
Sie ermöglichen den Anlegerinnen und Anlegern den Zugang zu Gold, das auf nachhaltigere Weise hergestellt wurde, als sonst in der Goldindustrie üblich. Die Zertifizierung kann beispielsweise Arbeitsverträge vorschreiben, die den Minenarbeitern angemessene Löhne zusichern. Zum Schutz der Minenarbeiter können überdies Arbeitsprozesse wie die Zerkleinerung der Gesteine oder die Laugung ausgelagert werden. Die Auslagerung gewährleistet im Übrigen eine höhere Extraktionsrate und damit eine bessere Vergütung der Minenarbeiter. Die Subunternehmen sind bedacht, den Prozess zu optimieren. Sie lagern die toxischen Abfälle in geschlossenen Tanks und beschränken den Wasser- und Energieverbrauch und mithin die Treibhausgasemissionen auf ein Mindestmass.
Verbesserter Abbau
Derartige Transparenz, Rückverfolgbarkeit und Kontrolle der Produktionskette erlauben es den Anlegerinnen und Anlegern, sich Klarheit über die verschiedenen Produktionsarten zu verschaffen, bevor sie eine Goldinvestition tätigen. Die genannten Label-Organisationen gewährleisten zudem nicht nur die Kontrolle der Lieferketten, sondern streben auch eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Bergbau-Gemeinschaften an. Deshalb ist beim Kauf von zertifizierten Goldbarren eine Prämie zu entrichten. Diese dient beispielsweise dem Kauf von Schulmaterial oder medizinischer Ausrüstung, der Renovation von öffentlichen Gebäuden oder der Schulung der Minenarbeiter.
Die Investition in Gold lässt sich somit nachhaltiger gestalten, wichtig ist, dass Anlegerinnen und Anleger gut informiert entscheiden, weil Transparenz über die Gewinnung des Edelmetalls besteht.