Sie haben letztes Jahr das Werk für Kunststofffenster geschlossen und konzentrieren sich ganz auf Holz- und Metallprodukte. War das auch aus heutiger Sicht der richtige Schritt?
Absolut. Wir stellen fest, dass der Werkstoff Holz oder Holz/Metall bei Fenstern im Trend liegt. Auch Architekturbüros setzen bei grossen Gebäuden immer mehr auf Holz. Ein Beispiel ist das neue Zürcher Kinderspital von Herzog & de Meuron, bei dem 4B mit dem Einbau von Fenstern, Fassaden und Türen beauftragt ist. Dem strategischen Entscheid zu mehr Nachhaltigkeit folgen zunehmend auch professionelle Partner in der Baubranche.
Neben dem Geschäft mit Neubauten nutzen Privatkundinnen insbesondere Ihre Renovationsfenster. Wie laufen die Renovationen?
Die Renovierungsquote in der Schweiz ist mit 1 Prozent sehr gering. Mehr als eine Million Gebäude in der Schweiz sind dringend sanierungsbedürftig. Das Potenzial der Sanierungen für die Energiewende ist leider in Politik und Gesellschaft noch nicht angekommen. Dennoch stellen wir fest, dass Schweizer Bauherren und Bauherrinnen vermehrt Fensterrenovationen anfragen. Dieser wichtige Beitrag sollte dringend gefördert werden.
Wie meinen Sie das?
Es geht in der öffentlichen Diskussion hauptsächlich um die Energiequellen und viel zu wenig um Energieeffizienz. Es werden Solarpanels aus China importiert, aber die schnellste und verhältnismässig kostengünstigste Lösung, um Energie zu sparen und die Versorgungssicherheit zu bewahren, wäre, die Gebäudehülle zu sanieren.
Sagen Sie als Fensterproduzent.
Die Aussage stammt aus einer Analyse der Empa, also einem unabhängigen Forschungsinstitut. 40 Prozent der Heizenergie entweicht durch alte Fenster. Durch energetische Gebäudesanierungen könnten gut 2 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart sowie der Bedarf an Heiz- und Kühlenergie um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden. Und was hinzukommt: Wenn das Haus gut isoliert ist, reicht auch eine kleinere Wärmepumpe, um das Haus zu heizen. Insgesamt kann die gesamte Fensterbranche über Sanierungen einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaziele leisten.
Hätte die Branche genug Kapazität für mehr Sanierungen?
Der Fachkräftemangel ist sicherlich eine grosse Herausforderung. Wir haben beispielsweise schon vor einigen Jahren einen Campus gegründet zur Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Wir wollen ebenfalls Quereinsteiger motivieren, bei uns Fuss zu fassen. Unsere Branche ist eine sehr stabile Industrie, die gerade für junge Menschen mit einem kaufmännischen oder technischen Hintergrund hoch attraktiv ist und viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet.
Wie nachhaltig ist eigentlich 4B?
Die Konzentration auf Holz- und Holz-/Metallprodukte hatte ich ja bereits erwähnt. Zudem produzieren wir ausschliesslich in der Schweiz, müssen unsere Produkte also nicht über weite Wege hierher transportieren. Allein dadurch sparen wir jährlich 8000 Tonnen CO₂.
Wie stellen Sie sicher, dass auch Ihre Lieferanten nachhaltig arbeiten?
Das Holz, das wir verwenden, stammt aus FSC-zertifizierten Wäldern in Europa. Unsere Innovationsabteilung ist zudem im engen Austausch mit unseren Partnern, denn gerade im Bereich der Entwicklung neuer Fenstergenerationen liegt das grösste Potenzial im Anteil von Glas und Aluminium. In diesem Bereich versuchen wir insbesondere, das Design zu optimieren.
Der Fenster-Flüsterer
Name: Jean-Marc Devaud
Funktion: CEO 4B
Das Unternehmen 4B Der Schweizer Marktführer für die intelligente Gebäudehülle gehört der Bachmann-Familie und entwickelt seit 1896 innovative, komfortable und umweltfreundliche Fassaden- und Fensterlösungen. Die Produktionsstätte in Hochdorf LU verlassen jährlich mehr als 100 000 Fenster aus Holz/Metall. Das Untåernehmen ist ausschliesslich in der Schweiz tätig.
Was passiert eigentlich mit den alten, ausgetauschten Fenstern?
Wir recyceln die alten Fenster. Dazu haben wir eine langjährige Partnerschaft mit einem Unternehmen, das die Materialien weitgehend wiederverwertet. Es ist eine hochspezialisierte Firma, die ihren Sitz 500 Meter neben unserer Fabrik hat.
Wie stark sind Sie von Lieferkettenproblemen betroffen?
Es hat sich ausgezahlt, dass wir seit 127 Jahren mit unseren Lieferanten sehr partnerschaftlich umgehen. Wir haben die Turbulenzen zwar auch gespürt, aber immer Wege gefunden, um lieferfähig zu bleiben. Unsere Kundschaft hat nichts von den Engpässen mitbekommen.
Wohin geht der Trend in den nächsten Jahren in der Fensterbranche?
Neben dem Thema Nachhaltigkeit ist sicherlich die fortschreitende Digitalisierung ein grosses Thema – Stichwort Smart Building. Auch was unsere internen Prozesse betrifft, haben wir dank neuen Technologien zum Beispiel die Baustellenabnahme digitalisiert. Mängel werden nun digital aufgenommen und sofort kommuniziert. Als Organisation lernen wir, auf Fehler schneller zu reagieren und somit Kundenprozesse effizienter zu gestalten.