Es gibt kaum mehr eine Branche oder ein Unternehmen, sei dies in der Industrie, im Handel oder im Dienstleistungssektor, in dem der Begriff Nachhaltigkeit nicht im Mittelpunkt steht. Betrachtet man die gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen, die uns allen immer bewusster werden, rückt die Frage in den Vordergrund: Wie soll das nachhaltige Wachstum unserer Gesellschaft in Zukunft gestaltet werden? Dabei müssen Umweltaspekte miteinbezogen werden, soll eine nachhaltige Entwicklung ohne umweltschädigende Begleiterscheinungen erreicht werden. Konkret heisst das, dass neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch der Schutz der Umwelt, von Natur und Gesellschaft in den Vordergrund rückt.   

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Energiefrage steht im Mittelpunkt

Was muss konkret unternommen werden, damit die Wirtschaft nachhaltiger und ökologischer werden kann? Es gibt eine ganze Reihe von Schritten und Massnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Einer dieser Schritte ist zweifellos der Umstieg auf saubere Energien. Solange wir Strom mit Kohle oder Gas produzieren, ist das Netto-null-Projekt eine wenig überzeugende Ausrede. Es braucht einen zügigen Ausbau aller nichtfossilen Energiequellen und einen Ausstieg aus dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. «Wichtig ist der Aufbau eines resilienten Versorgungssystems, das auf einer starken inländischen Produktion mit Wasser, Sonne oder auch Wind und Geothermie mit entsprechenden Speichermöglichkeiten basiert», unterstreicht Peter Richner, stellvertretender Direktor der Empa. 

Ebenso wichtig wie der Ausbau von fossilfreien Energien sind Massnahmen im Verkehr. Mit rund 14 Gigatonnen CO2 ist der Verkehr nach der Energie- und der Stromversorgung weltweit der zweitgrösste Verursacher von Treibhausgasen. Bezüglich Mobilität muss auf die Traktion mit Batterien, Gas oder mit Wasserstoff gesetzt werden. Eine Herausforderung sowohl an die Fahrzeughersteller wie auch an die Politik, soll dereinst ein genügendes Ladestromnetz realisiert werden. Zusätzlich müssen mit künstlicher Intelligenz und innovativer Software effiziente Verkehrsführungskonzepte entwickelt werden, die Fahrten mit Motorfahrzeugen umweltgerechter gestalten und die Dekarbonisierung im Verkehr weiter vorantreiben.

Wasserstoff besitzt das Potenzial, Emissionen in Bereichen zu reduzieren, in denen dies aus Energieeffizienzgründen mit anderen Antriebsarten bisher nicht möglich war. Zu denken ist hier etwa an Antriebe von grossen Schiffen oder von Flugzeugen, bei denen elektrische Antriebe bis anhin kaum eingesetzt werden konnten. Aber auch in den Produktionsprozessen müssen in den kommenden Jahren Massnahmen getroffen werden, um die CO2-Belastung weiter zu senken. Hier liegt noch ein interessantes Potenzial an umweltfreundlichen Systemen und Anlagen brach. 

Ein weiterer wichtiger Faktor in Richtung grüner Wirtschaft ist die Einführung einer wirksamen Kreislaufwirtschaft. Wir werfen heute noch viel zu viele Produkte einfach weg, ohne lange zu überlegen. Mit einer modernen Kreislaufwirtschaft können Ressourcen so lange wie möglich aufgearbeitet, wiederverwendet, repariert und recycelt werden. Dadurch werden weniger Primärrohstoffe verbraucht und dank moderner Produktionsprozesse auch weniger Treibhausgase verursacht.  

 

Wachstum ja, aber ...

Offen ist die Frage, wie nachhaltiges Verhalten mit dem Zwang nach Wachstum zu vereinbaren ist. Ohne Wachstum keine Prosperität, lautete bisher die Devise. Doch man muss sich heute nicht mehr entweder für Nachhaltigkeit oder für Wirtschaftswachstum entscheiden, unterstreicht Nobelpreisträger Paul Romer. Seiner Ansicht nach ist beides möglich und dies nicht nur dank der Fähigkeit der Menschen, neue und bessere Ideen zu entwickeln, sondern auch beflügelt durch den rapiden technologischen Fortschritt.

Bei all diesen Bemühungen müssen allerdings auch die Verbraucherinnen und Verbraucher aktiv mitmachen. Zahlreiche Nachhaltigkeitskonzepte können nur gelingen, wenn sie von den Betroffenen unterstützt und gelebt werden. Mit einer freiwilligen und überzeugten Verhaltensänderung kann viel erreicht werden. Regulatorische Massnahmen, wie etwa eine CO2-Steuer oder Abgaben auf einzelnen Produkten, sollten erst dann in Betracht gezogen werden, wenn der Anreiz der Nachhaltigkeit bei den Akteuren nicht den erwünschten Effekt erzielt. Aber in dieser Beziehung können wir uns ja noch entwickeln.