Temperaturgeführte Lieferketten für Nahrungsmittel stellen ganz spezielle Anforderungen. Unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Kühltransporte ist die durchgehende Aufrechterhaltung der geschlossenen Kühlkette. Wird diese auf dem Weg zum Empfänger unterbrochen, kann dies immense Schäden zur Folge haben. Besonders beim Transport gekühlter Lebensmittel stellen sich heute Anforderungen, die mit intelligenten Verfahren und Systemen erfüllt werden können, denn rund 40 Prozent aller Lebensmittel benötigen unterwegs eine Kühlung. Rund 19 Prozent des Energieverbrauchs in der Lebensmittelindustrie sind auf die Kühlung zurückzuführen.

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Die ideale Kühlkette für Lebensmittel wäre die direkte Verbindung vom Produzenten, beispielsweise von den Landwirten, zum Kühlschrank von Herrn und Frau Schweizer. Doch so einfach ist es eben nicht. Zwischen Produzenten und Abnehmern sind einige Transporte dazwischengeschaltet: Dazu zählen die Abholung beim Hersteller, die Lagerung beim Gross- oder Einzelhandel, der Transport zum Detailhandel und schliesslich der Weg zum Verbraucher, zur Verbraucherin. Soll diese Kühlkette in Zukunft möglichst umweltfreundlich realisiert werden, braucht es eine Gesamtbetrachtung.

 

Aktiv oder passiv gekühlt

Grundsätzlich lassen sich zwei unterschiedliche Arten der Kühltransporte unterscheiden: die aktive und die passive Kühlung. Bei der aktiven Kühlung gelangen Stromversorgungsaggregate zum Einsatz, welche dafür sorgen, dass eine bestimmte Temperatur während des gesamten Transports eingehalten wird. Denn Obst, Fleisch, Gemüse und andere temperatursensible Lebensmittel sollen auch nach tagelangem Transport nicht nur geniessbar bleiben, sondern auch noch ansprechend aussehen. Solche Transporte können als zuverlässig und effektiv charakterisiert werden. Eine automatische Aufzeichnung der Temperatur- und der Feuchtigkeitsdaten durch entsprechende Sensoren gewährleistet einen reibungslosen Transport. Diese Sensoren müssen mit elektrischer Energie betrieben werden.

Beim passiv gekühlten Transport von Lebensmitteln ist kein Stromaggregat notwendig: Anstelle des aktiv gekühlten Laderaums oder des Containers tritt eine isolierende Verpackung, welche die Ware während des Transports in einem bestimmten Temperaturbereich hält. Zusätzlich zur isolierenden Verpackung setzen Handels- und Logistikunternehmen Kühlakkus und/oder Trockeneis ein. Diese Transporte verursachen geringere Kosten im Vergleich zur aktiven Kühlung. Zudem können Investitionen in aufwändig aufgerüstete Kühlfahrzeuge eingespart werden. Ein Nachteil der passiven Kühlung ist jedoch deren zeitliche Begrenzung während des Transportes.

 

Grosses Optimierungspotenzial

Im Projekt Frigero der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) werden diese Kühlketten analysiert, um zukunftsfähige Transportlösungen zu erarbeiten. Nach einer Analyse, wie die verschiedenen Lieferketten funktionieren, wurden im Rahmen dieses Projektes rund dreissig Interviews mit involvierten Kreisen – etwa Kühlhausbetreibern, Transportdienstleistern und Technologieanbietern – geführt, um festzustellen, wo kosteneffiziente Massnahmen ergriffen werden können, um die Lieferkette punkto Nachhaltigkeit und bezüglich des Energieaufwandes zu optimieren. Dabei konnten eine ganze Reihe von Optimierungsmassnahmen eruiert werden. Beispielsweise wurde festgestellt, dass die vorhandenen Kühlanlagen nicht entsprechend ihrer Auslastung eingesetzt werden. Würden diese entsprechend dem Kühlbedarf betrieben und die Wärmerückgewinnung genutzt, könnte wertvolle Energie eingespart werden.

Beim Transport und der Lagerung der zu transportierenden Frischprodukte kann durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen die Lieferkette umweltfreundlicher gestaltet werden. Die Kühlgeräte, mit denen die Transportfahrzeuge ausgerüstet sind, werden derzeit weitgehend mit Dieselaggregaten betrieben. Diese sollten durch elektrisch betriebene Kühlgeräte ersetzt werden. Hier besteht für die Kühlgeräteanbieter noch ein erheblicher Innovationsbedarf. Eine Zukunftsvision stellen derzeit noch Nutzfahrzeuge dar, deren Aufbau mit einer Photovoltaikanlage versehen ist und deren Energie für die Kühlung des Fahrzeuges eingesetzt werden kann.