Wer in ausserbörslich gehandelte Nebenwerte (OTC) investiert, sucht in der Regel nicht den schnellen Gewinn. Der Markt zeichnet sich vielmehr durch eine hohe Stabilität aus. Selbst wenn die Volatilität an den globalen Börsenplätzen markant ansteigt und es wie während der Finanzkrise zu massiven Kursverlusten kommt, fallen die Ausschläge bei den OTC-Werten deutlich moderater aus. «Der Markt ist viel lethargischer als im internationalen Handel. Spekulanten und Daytrader sucht man hier vergebens», weiss etwa Thomas Brunner, Nebenwertespezialist bei der Privatbank Lienhardt & Partners. In ausserbörsliche Nebenwerte würden hauptsächlich Anleger investieren, die einen Buy-and-hold-Ansatz verfolgen.

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Gleichwohl lassen sich auch im OTC-Handel stattliche Kursgewinne erzielen. Über fünf Jahre, von Ende 2013 bis Ende 2018, konnten gleich vier Unternehmen ihren Börsenwert mehr als verdoppeln, wie eine Auswertung der Berner Kantonalbank für die «Handelszeitung» der 49 meistgehandelten Werte zeigt (siehe Tabelle). Dabei schafften es mit Weleda, die gar über 200 Prozent zulegen konnten, den Rigi Bahnen mit einem Plus von fast 185 Prozent sowie Montana Tech Components (+130 Prozent) drei Firmen aus unterschiedlichen Branchen aufs Treppchen, was die Vielseitigkeit des Marktes unterstreicht (siehe Boxen). Massive Ausreisser nach oben und unten, wie es sie bei den wenig liquiden Nebenwerten im ausserbörslichen Handel hin und wieder geben kann, sind hierbei nicht berücksichtigt.

Transparenz beflügelt Markt

Insgesamt hat sich in den vergangenen fünf Jahren der OTC-Handel weiter belebt. Mit über 10 000 Abschlüssen mit einem Gesamtvolumen von 247 Millionen Franken wurde 2017 sogar ein Rekordwert erreicht. «Dabei handelt es sich allerdings um eine Spezialsituation, kündigte damals doch die Versandapotheke Zur Rose ihren Börsengang an der Schweizer Börse SIX an», weiss Sascha Hitz vom OTC-Team der Berner Kantonalbank.

Für das stetige Wachstum, unabhängig von ausserordentlichen Ereignissen, haben in den vergangenen Jahren vor allem die Akteure im Markt mit dem Ausbau ihrer elektronischen Handelsplattformen gesorgt. Heute sind neben den Kursen die Orderbücher und auch die Abschlüsse einfach einsehbar. «Mit dem Betrieb von OTC-X als organisiertes Handelssystem nach Finfrag hat die Professionalität weiter zugenommen», erklärt Hitz.

Die verbesserte Handelbarkeit und Transparenz macht das Segment auch für professionelle Investoren attraktiv. «Im OTC-Markt hat es zahlreiche attraktive Firmen », sagt Markus Eberle, Vizepräsident der auf Nebenwerte spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Nebag. Inzwischen erhielten einige davon gar eine grössere Beachtung als gewisse Firmen an der Börse. «Zum Teil gibt es mehr Research-Informationen als von kotierten Gesellschaften. Und auch das Market Making bei diesen Titeln ist klar besser als bei Firmen vergleichbarer Grösse an der SIX», so Eberle.

Noch etwas zögerlich gestartet ist der Handel im laufenden Jahr. «Insgesamt bin ich aber sehr positiv gestimmt», sagt Markus Rüegsegger, Manager des Quantex- Fonds Nebenwerte. «Da die OTC-Firmen hauptsächlich in der Schweiz aktiv sind, sind sie internationalen Verwerfungen etwas weniger ausgesetzt als die global tätige Unternehmen.»

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Quelle: ZVG