Augenschein oberhalb von Vevey: Hier am Fluss Veveyse nimmt Aventron Ende Jahr ein weiteres Kleinwasserkraftwerk mit einer jährlichen erwarteten Stromproduktion von 2.1 Millionen Kilowattstunden für rund 800 Haushalte in Betrieb. Arbeiter graben sich mit ihren Maschinen durch die letzten der insgesamt 696 Meter – so lang ist der Tunnel im Wald von Gilamont. Sie schaufeln etwa 10 000 Kubikmeter Erde frei. «Bei der Wasserkraft haben wir in der Schweiz nicht mehr viel Spielraum», sagt CEO Antoine Millioud. In über 1400 Fassungen wird das Wasser unserer Bäche abgeleitet, um über 1000 Wasserkraftwerke anzutreiben. Das Nutzungspotenzial ist damit fast erschöpft. Rund 66 Prozent des Stroms in der Schweiz kommen aus Grosswasserkraftwerken. Weitere zehn Prozent aus Kleinwasserkraftwerken, Windenergie und Photovoltaik sowie Biomasse. 

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Als Nischenplayer fokussiert Aventron aus Münchenstein BL auf kleine Anlagen wie jene in Vevey.

«In unserem Portefeuille befinden sich 5 Kleinwasserkraftwerke in der Schweiz und weitere 60 in ganz Europa», sagt Millioud. Wenn Aventron irgendwo eine Möglichkeit sieht, greift das Unternehmen zu. Doch gegen einen weiteren Ausbau an bislang ungenützten Standorten wehren sich Landschafts- und Naturschutzorganisationen vehement. Stark ist gemäss Millioud jeweils auch die Opposition in den meisten Windenergie-Projekten. 

Das führt zu langen und kostenintensiven Bewilligungsverfahren. In Vevey dauerte es von der Machbarkeitsstudie bis zur Inbetriebnahme 15 Jahre. Das ist gemäss Millioud keine Ausnahme, sondern die Regel. Er bedauert dies angesichts der Dringlichkeit, neue erneuerbare Produktionsquellen zu erschliessen. «Diese spielen eine zentrale Rolle für der Erfolg der Klimawende», hält er fest. Um die Energiestrategie und die Klimaziele 2050 des Bundesrates zu erreichen, sei ein forcierter Ausbau der Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraft nötig. Speziell die Wind- und Wasserkraft spielt laut Millioud in der Schweiz eine entscheidende Rolle: «Vor allem im Winter ergänzt sie die Sonnenenergie ideal.»

«Vor allem im Winter ergänzt sie die Sonnenenergie ideal.»

Antoine Millioud, CEO Aventron

Doch es droht weites Ungemach: Im September 2020 reichten Natur- und Umweltschutzverbände zwei nationale Volksinitiativen ein: Die Landschaftsinitiative und die Biodiversitätsinitiative. Ihr Ziel ist es, den Verlust an Artenvielfalt und die Zerstörung von Natur, Landschaft und Baukultur ausserhalb der Bauzonen zu stoppen. Diese beiden Initiativen stehen quer zum weiteren Ausbau von neuen erneuerbaren Energien.

Die Aventron setzt bereits seit 2005 konsequent auf grünen Strom. Per Ende des vergangenen Jahres verfügte sie über ein gesamtes Portefeuille mit einer installierten Leistung von 682 Megawatt und einer Produktionskapazität von rund 1,5 Milliarden Kilowattstunden, genügend Strom für rund eine halbe Million Haushalte. Aventron produziert in sechs europäischen Ländern Strom mit Wind-, Solar – und Kleinwasserkraftwerken. In der Schweiz ist das Unternehmen hinter der Berner BKW die Nummer 2 bei den neuen erneuerbaren Energiequellen.

Im Bereich der inländischen Photovoltaik gehört Aventron zu den drei grössten Anbietern.

Es betreibt die zwei grössten Solarprojekte in unserem Land: die 7 Fussballfelder grosse Solaranlage auf den Lagerhallen von Philip Morris im waadtländischen Onnens mit 8,4 Megawatt Leistung und das 6,5 Megawatt Solardach auf dem Aldi-Verteilzentrum im luzernischen Perlen. Längerfristig will Aventron sein Portefeuille auf 1000 Megawatt ausbauen und so zu einer der führenden Betreiberinnen von neuen erneuerbaren Energie-Kraftwerken in Europa werden. Das Schöne: Grüne Visionen bringen schwarze Zahlen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Gewinn von 16,9 Millionen Franken nach Steuern.