Kunden einer Privatbank erwarten eine massgeschneiderte Beratung und sollten nicht mit Standardangeboten abgefertigt werden. Dies gilt auch für die Anlageberatung und den Investment-Ansatz, der das Vermögen der Kunden langfristig erhalten oder vergrössern soll. Die meisten Banken setzen dabei auf einen eigenen Investment-Ansatz. Es gilt für die Kunden: diesen oder keinen. Doch wie soll damit den unterschiedlichen Bedürfnissen, Präferenzen und Lebens- sowie Vermögenssituationen Rechnung getragen werden?
Banken bieten ihren Kunden deshalb die Wahl zwischen dem Top-down- und dem Bottom-up-Ansatz. Oder eine Kombination davon. Welchen Ansatz die Kunden wählen, hängt von ihren Anforderungen und Präferenzen sowie ihrer Vermögenssituation ab. So machen sich manche Anleger mehr Gedanken über die globale Wirtschaft und Weltpolitik. Sie möchten die Auswirkung auf die Finanzmärkte und damit auf ihr Portfolio besser verstehen. Anderen hingegen liegt mehr an den Einzeltiteln, die das Portfolio ausmachen. Sie wollen genau wissen, in welche Unternehmen sie investieren und wie sie sich von ihrer Konkurrenz unterscheiden.
Der Bottom-up-Ansatz bewährt sich in erster Linie für Investoren, die sich nicht primär an einer Benchmark orientieren möchten. Die Strategie ist auf einen langen Horizont ausgelegt. Bei diesem Investment-Ansatz werden einzelne Titel ausgewählt, deren Wert über dem aktuellen Marktpreis liegt. Dieser firmenorientierte Ansatz erfordert eine genaue Analyse der Unternehmen, deren Konkurrenz sowie der ganzen Branche. Dies beinhaltet Gespräche mit Management, Geschäftspartnern und Lieferanten, um langfristige Strategien zu verstehen.
Neben den wachstumsorientierten Renditeanlagen umfasst das Portfolio zudem diversifizierende Anlagen zur Absicherung. Demgegenüber ist der Top-down-Ansatz für vermögende Privatinvestoren, die ihre Investition gemäss dem Markt ausrichten möchten, interessant. Dabei werden historische Daten analysiert und Prognosen für das Wirtschafts- und Marktverhalten evaluiert und zu einer Gesamteinschätzung zusammengefasst.
Sie bestimmt anschliessend die Zusammensetzung des Portfolios, strukturiert nach Anlageklassen wie Aktien, Obligationen oder Immobilien. Die Leistung des Portfolios misst sich an strategischen Benchmarks und vergleichenden Industriestandards.
Welcher Ansatz nun der richtige ist, wird unter Experten der Branche immer wieder diskutiert und erinnert an die Frage des richtigen Betriebssystems auf dem Mobiltelefon. Apple-Befürworter verteidigen die einfache Bedienung von iOS, während Android-User ihre individuellen Einstellungsmöglichkeiten in den Vordergrund stellen. Schliesslich läuft auch die Wahl der richtigen Anlagestrategie auf dasselbe hinaus: Entscheidend ist das Bedürfnis der Kunden. Daher ist es für eine Privatbank von Vorteil, wenn sie den Investoren unterschiedliche Wege zum Ziel anbieten kann.
Carlos Mejia Perez, Head of Investment, Rothschild Bank, Zürich.