Die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken, erfordert das Erreichen des Netto-Null-Ziels bis 2050. Bis dahin muss es gelingen, die weltweit emittierten Treibhausgase massiv zu reduzieren und den unvermeidbaren Teil zu kompensieren, etwa durch «Absaugen» von CO₂.

Letzteres umfasst die sogenannten CCUS-Technologien. CCUS steht für Carbon Capture, Utilisation and Storage. Dabei wird CO₂ direkt der Luft entnommen oder Treibhausgase werden aus industriellen Produktionsprozessen abgeschieden, bevor sie in die Atmosphäre entweichen. Das CO₂ wird anschliessend unterirdisch gespeichert oder in industriellen Prozessen wie etwa in der Herstellung synthetischer Kraftstoffe, Chemikalien oder Baumaterialien eingesetzt.

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CO₂-Preis gibt die Richtung vor

Das Marktforschungsunternehmen Bloomberg New Energy Finance (BNEF) hat alle CCUS-Projekte evaluiert und eine weltweite CCUS-Kapazität von 279 Megatonnen pro Jahr bis 2030 errechnet. Im Jahr 2021 standen wir bei 44 Megatonnen. Dies entspricht einem kumulierten jährlichen Wachstum von 20 Prozent.  Das genügt aber bei weitem nicht. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, braucht es nach Angaben der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) bis 2030 CCUS-Kapazitäten zwischen 1000 und 2000 Megatonnen. 2000 Megatonnen entsprechen kumulierten Investitionen von schätzungsweise 400 Milliarden Dollar.

Der Autor

Daniel Fauser, Aktienanalyst Asset Management der Zürcher Kantonalbank, Zürich.

Die rasche Realisierung dieses grossen Potenzials ist massgeblich von den Gesamtkosten abhängig. Derzeit liegen die Kosten für die CO₂-Abscheidung zwischen rund 330 Dollar pro Tonne für die direkte Abscheidung aus der Luft und bei circa 20 Dollar pro Tonne für die Erdgasverarbeitung. Die hohe Variabilität der Kosten ist primär auf die unterschiedlichen CO₂-Konzentrationen zurückzuführen. Hohe Konzentrationen verursachen in der Regel niedrigere Kosten pro Tonne.

Zu den Kosten der CO₂-Abscheidung kommen Ausgaben für Transport (rund 30 Dollar pro Tonne) und Speicherung (rund 10 Dollar pro Tonne). Die Gesamtkosten für CCUS in den USA liegen deshalb derzeit bei durchschnittlich etwa 80 Dollar pro Tonne. Das ist vergleichbar mit dem Preis für ein EU-Emissionszertifikat (Stand 3.1.2023). Die Gesamtkosten von CCUS-Projekten werden höchstwahrscheinlich in den kommenden Jahren aufgrund technologischer Verbesserungen, Steuersubventionen und grösserer Produktionsvolumen weiter sinken.

Politisch gewollt und gefördert

Der Einsatz von CCUS-Technologien rechnet sich zunehmend aufgrund tendenziell steigender CO₂-Preise. Hinzu kommt politische Unterstützung. In den USA wurde 2022 der Inflation Reduction Act verabschiedet. Dieser hat die Steuergutschriften für Unternehmen pro abgeschiedene und gespeicherte Tonne CO₂ massiv erhöht. Die Europäische Union unterstützt zudem im Rahmen des European Green Deals CCUS-Projekte. Aber: Es gibt Risiken bei der sicheren Speicherung von CO₂ im Erdreich. Lecks aufgrund seismischer Aktivität sind nicht auszuschliessen. Die Angst davor ist auch der Grund, weshalb sich auf kommunaler Ebene teilweise Widerstand gegen solche CO₂-Speicher-Projekte formiert. Zudem könnte ein deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibender CO₂-Preis die wirtschaftliche Attraktivität von CCUS-Projekten negativ beeinträchtigen.

Professionelle Anleger und Anlegerinnen mit fundiertem Know-how im Bereich Privatmarktanlagen können direkt in Unternehmen investieren, die CCUS-Anlagen besitzen und betreiben. Diese sind meist nicht börsenkotiert, benötigen aber zunehmend externe Finanzierung. Es gibt auch Private-Equity-Fonds mit Fokus auf Dekarbonisierungstechnologien. Zudem liesse sich am Thema über ausgewählte börsenkotierte Unternehmen partizipieren, die CCUS-Equipment und -Dienstleistungen verkaufen.