Das Unternehmen Solargaps, 2016 als ukrainisches Startup gegründet, wurde dieses Jahr für das Kickstart-Innovationsprogramm im Bereich Smart Cities ausgewählt. Die Innovationsplattform Kickstart fördert neue Lösungen und Ideen von Startups und bringt sie mit renommierten Schweizer und österreichischen Firmen, Städten, Stiftungen und Universitäten zusammen. Dies mit dem Ziel, Deep-Tech-Innovationen voranzutreiben.

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Mit seinen einzigartigen und erfindungsreichen Solaraussenjalousien konnte sich das Startup-Unternehmen eine von 55 Partnerschaften sichern, welche mit Unternehmen wie Axa, Coop, Swisscom oder der Mobiliar geschlossen wurden. Die Stadt Zürich plant für 2023, an einem ihrer Gebäude die Solarjalousien zu testen. Wie genau funktionieren sie und was können sie als technologische Innovation beim Thema Klimawandel beitragen?

Die Autoren

Ray Neubauer, Vertical Lead Smart Cities und Paulina Kania, Senior Program Manager Smart Cities, beide bei Kickstart Innovation, Zürich.

Die Solarjalousien sind die ersten Aussenjalousien, die sich nach dem Sonneneinstrahlwinkel ausrichten und über die Solarmodule auf den Lamellen Strom produzieren. Gleichzeitig halten sie das Büro oder die Wohnung beziehungsweise das Haus kühl. Ergebnis ist eine Senkung der Stromrechnung sowie eine Reduktion der Betriebskosten von Klimaanlagen. Die Jalousien sind mit dem Hausstromnetz verbunden, und nach der Montage wird der Solarstrom verwendet, um die angeschlossenen Endgeräte mit Strom zu versorgen. Dabei produzieren die Solarjalousien bis zu 100 Watt pro Quadratmeter, was bereits genug für drei MacBooks oder 30 LED-Lampen wäre.

Lebensdauer von 25 Jahren

Auf den Jalousielamellen kommen Sunpower-Solarzellen aus laminierten monokristallinen Siliziumzellen mit einem Wirkungsgrad von 22,4 Prozent zum Einsatz. Eingebettet sind sie in schweizerische Aluminiumpaneele mit einer selbstreinigenden ETFE-Beschichtung. Die Lebensdauer der Solarmodule beträgt mindestens 25 Jahre. 

Die automatische Justierung der Lamellen sowie das Ein- und Ausfahren der Jalousie übernimmt ein Somfy-Motor. Der Stromverbrauch des Motors ist im Vergleich zu der Energiemenge, die von den Solarmodulen erzeugt wird, mit 12 Watt sehr niedrig. Die Solarjalousie ist entweder mit einer Kabel- oder einer Schienenführung ausgestattet. Gesteuert wird sie über eine iOS- oder Android-
App, mit der per Fernzugriff auch auf unvorhersehbare Wetterbedingungen reagiert werden kann.

Durch den Anschluss eines Wechselrichters wird der produzierte Gleichstrom in brauchbaren Wechselstrom konvertiert und kann somit direkt an Endverbrauchende, das Hausnetz oder an einen Batteriespeicher angeschlossen werden. Die Betriebstemperatur der Solarjalousien reicht von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 20 Prozent und von minus 10 bis plus 40 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent.

Die Idee, Sonnenkollektoren und Jalousien zu kombinieren, kam dem Gründer Yevgen Erik, als er sah, wie sich Sonnenblumen auf dem Feld in Richtung Sonne drehten. Junge Sonnenblumen wenden sich während des Tagesverlaufs stets der Sonne zu, die ausgereifte Blume richtet sich dagegen dauerhaft gen Osten aus.

Wie die grosse Blume es schafft, sich fast um sich selbst zu drehen, und wie das gesteuert wird, wurde 2016 vom Forscher Winslow Briggs (90) an der Stanford University nach langwieriger Forschung entschlüsselt und veröffentlicht: Es sind die Pflanzensäfte, die für die Neigung und für die Drehbewegungen sorgen, damit ausreichend Sonnenlicht auf die Blätter scheint.

Da nicht jeder und jede in der Lage ist, ein Solarmodul auf einem Dach zu montieren, schien die Installation von Aussenjalousien, die nicht nur Schatten spenden, sondern auch noch Strom produzieren, eine perfekte Lösung zu sein. Die Solarjalousien sorgen dafür, vorher ungenutzte Flächen dazu zu verwenden, CO₂-freien Strom zu produzieren und CO₂-Emissionen in der Umwelt zu reduzieren. Mit der diesjährigen Teilnahme am Kickstart-Programm und einer Kooperation mit der Stadt Zürich hat das Startup die Chance auf einen erfolgreichen Markteintritt in der Schweiz.