Die Strombranche setzt auch auf Wasserstoff. Bisher spielt dieser in der Schweiz praktisch keine Rolle. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten soll sich das ändern. Länder im Nahen und Mittleren Osten haben in ihren Wüstenregionen viel Potenzial, zu wichtigen Produzenten von Wasserstoff aufzusteigen. Dieser lässt sich dann in Spezialtankern nach Europa und weiter in die Schweiz transportieren.

«Aufgrund der zunehmend fluktuierenden Stromproduktion braucht es zusätzlich zum Ausbau der Photovoltaik einen massiven Zubau an Flexibilitätsmassnahmen. Wasserstoff gehört dazu», sagt Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebsysteme bei der Empa in Dübendorf ZH. «Das bedeutet, dass man beim Umbau des Stromsystems kaum um Wasserstoff herumkommt. Es macht deshalb viel Sinn, Wasserstoffanwendungen beispielsweise im Bereich der Mobilität in die Überlegungen mit einzubeziehen – nicht, weil dies primär aus Fahrzeugsicht notwendig wäre, sondern weil es aus energiesystemischer Sicht notwendig ist.» Könne man überschüssige erneuerbare Energie nicht nutzen, bestehe das Risiko, dass sich der Photovoltaik-Zubau einbremst.

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Drei Antriebsformen ergänzen sich

Seit Jahrzehnten experimentieren Fahrzeughersteller mit Wasserstoff. Toyota beispielsweise hatte immer wieder serienreife Autos vorgestellt, die dann kaum gekauft wurden. «Das Gleiche galt jahrzehntelang auch für alle anderen alternativen Antriebskonzepte, inklusive des Elektroantriebs», sagt Bach weiter. «Erst mit den sehr anspruchsvollen CO₂-Vorschriften im Fahrzeugbereich und den Fortschritten bei den Lithium-basierten Batterien sowie der Wirkung von Greta Thunberg, Tesla und wohl auch dem Dieselskandal hat sich das Blatt gewendet.»

Man habe in den gescheiterten Versuchen vorher immer versucht, alternative Antriebskonzepte «aus Fahrzeugsicht» auf dem Markt zu positionieren. «Dies hat nicht funktioniert, weil die Benzin- und Dieselfahrzeuge wohl zu gut funktioniert haben», so Bach. «Erst mit den Klima- und Energiebegründungen hat sich eine Veränderung ergeben.» Elektro- und Wasserstoffantriebe sowie synthetische Treibstoffe würden sich sehr gut ergänzen. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass man ohne eine dieser Technologien auskommen wird.

Gemäss dem Empa-Experten sieht man die Hauptanwendungen von Wasserstoff im nationalen Strassengüterverkehr. Solche Fahrzeuge fahren laut Bach vorgegebene Routen, die keine feinteilige Infrastruktur benötigen.