Hohe Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch – das bildet den Kern der Definition smarter Städte des Verbandes Smart City Alliance, der die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zu diesen Themen in der Schweiz fördern möchte. Die Verbesserung der politischen Effizienz, die Reduktion von Abfall, die Optimierung der sozialen und wirtschaftlichen Qualität sowie die Maximierung der sozialen Integration sollen durch den Einsatz von Technologie gefördert werden. Ähnliche Ziele verfolgen weitere Vereine beziehungsweise Verbände wie Local Energy oder der Smart City Hub, der seit diesem September offiziell mit der Smart City Alliance zusammenarbeitet.
Benchmarking als Treiber
Neben Dutzenden von im Netz verstreuten Einzelmeldungen gibt es inzwischen rasch und problemlos abrufbare Online-Datenbestände über einzelne Projekte. Beim Smart City Hub verweist man auf den Swiss Smart City Compass, auf die Datenbank von Energie Schweiz sowie auf die Smart-City-Liste der Firma Dreifels. Der «Swiss Smart City Survey», der von der ZHAW in Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden und Industrieplanern berechnet wird, hat ein interaktives Dashboard aufgebaut, mit dem der Stand in 84 Städten verglichen werden kann.
Durchschnittlich erreichen diese Städte knapp 31 von 100 möglichen Punkten. Fast 41 Prozent haben Projekte in der Pilotphase, 13 Prozent haben Projekte in der Institutionalisierungsphase und 3,6 Prozent sind in der Etablierungsphase. Bei 43 Prozent war keine Phase erkennbar. Auf Governance-Themen (in der Praxis ist das oft die Digitalisierung der Verwaltung sowie die Bereitstellung digitaler Dienste) entfielen 30 Prozent der Projekte. Bei 23 Prozent kommen Umweltthemen zum Zug, bei 20 Prozent Mobilität. Im Frühjahr 2020 verfügten erst 15 Städte (18 Prozent der erfassten Gesamtheit) über eine Smart-City-Strategie. Anfang Oktober beispielsweise veröffentlichten die Stadt und der Kanton Zug eine gemeinsame Strategie über die Publikation der offenen Verwaltungsdaten, womit man den Wirtschaftsstandort fördern, die Effizienz verbessern und die Transparenz staatlichen Handelns nachvollziehbar machen will.
Schweiz im Rückstand
Smart-City-Projekte gibt es inzwischen in praktisch allen europäischen Ländern. Überall entwickelt man sich weiter. Wer hier aufholen möchte, muss deshalb laut Experten und Expertinnen nicht nur gleich viel, sondern teilweise deutlich mehr als die anderen Städte unternehmen. Der im August veröffentlichte E-Go-vernment-Benchmark der Europäischen Kommission sah die Schweiz trotz einer «leichten Steigerung» der Gesamtleistung auf Rang 28 der erfassten 35 Länder.
Viele Schweizer Städte lancieren kleinere und grössere Initiativen: Die Stadt Zürich beispielsweise kündigte im August an, Stühle mit Sensoren auf öffentlichen Plätzen aufzustellen, um so die Nutzung dieser Stühle besser erfassen zu können. In Winterthur will man ein «Tauschmobil auf die Strasse schicken, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Und die Stadt Bern möchte mit einem Chatbot «Dienstleistungen ohne Schalter öffnungszeiten» anbieten.
Menschen partizipieren lassen
Smart-City-Projekte leben auch und gerade vom Einbezug der Menschen im unmittelbaren Einzugsgebiet. Laut den Expertinnen des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP zeichnen sich wirklich intelligente Städte nicht durch Technologieprojekte, sondern auch durch das Können und Zusammenwirken ihrer Bewohnerinnen und Bewohner aus. In Winterthur hat beispielsweise ein Bürgerpanel im Juni 24 Ideen zur nachhaltigen Ernährung dem Stadtrat überreicht. Positive Anreize haben sich hier als die besten Tools herausgestellt, um Food Waste und den Fleischkonsum zu reduzieren. In St. Gallen ist im September als erste Stadt der Schweiz die Gesichtserkennung in der Öffentlichkeit verboten worden. In der Stadt Thun wurde im April ein partizipativer Prozess zur Erarbeitung einer Klimastrategie gestartet. Bis 2050 will die Stadt klimaneutral werden. Und auch Energie Schweiz sucht in der Bevölkerung noch bis Ende Oktober Ideen für innovative Mobilitätsprojekte.
Auch die Weltpolitik hat die Smart-City-Plattformen erreicht. Sichtbar ist das an Handlungsempfehlungen zum Energiesparen in der öffentlichen Verwaltung. Zuvor hatte der Smart City Hub bereits angekündigt, die Energieinitiative des Bundes zu unterstützen. Denn ohne Strom läuft praktisch nichts mehr – auch nicht in den smartesten Städten.
Smart Suisse am 28./29. März 2023
Die Smart Suisse, langjähriger Smart-City-Strategiekongress mit Begleitausstellung, findet am 28. und 29. März 2023 zum fünften Mal im Congress Center in Basel statt. Sie ist seit 2017 eine der wichtigsten Informationsquellen rund um das Thema Smart Cities in der Schweiz. Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland und über 1000 Entscheiderinnen und Entscheider aus Städten, Gemeinden, Verbänden und der Industrie referieren über intelligente Strategien und Lösungen. Mit diesem besonderen Mix und branchenübergreifenden Ansatz fördert die Smart Suisse die Vernetzung des öffentlichen Sektors mit Wirtschaft und Wissenschaft. Durch ihren zentralen Beitrag zur öffentlichen Debatte über Smart Cities und deren Nachhaltigkeit hat sich die Smart Suisse zum relevantesten integralen Treffen entwickelt. Zum Programm gehören Keynote-Referate, Podiumsdiskussionen und Fallstudien zu den Themenbereichen Government, Mobility, Energy & Environment, Infrastructure und neuerdings auch Health.
2023 wird die Smart Suisse innerhalb der Sustainability Days erstmals von drei parallelen Plattformen rund um das Thema Nachhaltigkeit begleitet. Abgerundet wird der Kongress mit einer Begleitausstellung, in der sich wichtige Exponenten live vor Ort präsentieren und zu Gesprächen einladen. Daneben gibt es viele weitere Gelegenheiten zum Networking – inklusive einer Networking-Dinnerparty über alle Plattformen hinweg.