Klare Luft, kein Autolärm und unbeschwertes Schlendern in den Strassen – das sind die Qualitäten, die eine Top-Destination wie Saas Fee ausmachen. Zwar hat das Dorf seit 1951 eine Strasse ins Tal – aber die Fahrzeuge der bis zu 9000 Gäste in der Hochsaison müssen im Parkhaus am Ortseingang abgestellt werden. Dort einen freien Platz zu finden, kann an Spitzentagen zeitraubend sein. Zeit, die die Gäste lieber auf Pisten oder Kletterrouten verbringen würden.
Kameras als Parkplatz-Lotsen
Bei diesem Parkplatz-Problem setzt die Lösung des Zürcher Startups Parquery ein: «Jede beliebige Kamera kann zum Parksensor aufgerüstet werden», sagt Andrea Fossati, «das geht auch mit bereits installierten Überwachungskameras (CCTV) oder sogar Webcams.» Dabei seien Mehrfachnutzungen möglich; so könne beispielsweise ein und dieselbe Kamera sowohl die Parkplatzbelegung im Innen- und Aussenbereich erfassen als auch als Sicherheitskamera dienen. «Damit ist die Kundschaft nicht von einem einzigen Hersteller von Spezialhardware abhängig, sondern kann vor Ort verfügbare Kameras beschaffen», sagt Fossati weiter. Mit einer einzelnen Kamera könnten bis zu 300 Parkplätze erfasst werden, es brauche wenig Hardware und Infrastruktur; damit ergebe sich ein geringerer Wartungsaufwand und auch die Kosten lägen im Vergleich mit vielen anderen Lösungen tiefer.
Die kamerabasierten Systeme von Parquery sind auch bezüglich der Objekte, die einen freien Platz suchen, flexibel. «Das Herzstück von Parquerys Software ist künstliche Intelligenz (KI): Vereinfacht formuliert heisst das, die Software lernt anhand von Beispielen, was gefordert beziehungsweise gesucht wird», erklärt Fossati. Die Einsparungen durch solche Systeme sind untersucht worden: Der Zeitaufwand für die Parkplatzsuche sinkt um 43 Prozent und die Emissionen sowie die zurückgelegten Fahrzeugkilometer lassen sich um 30 Prozent verringern.
Parquery wurde 2014 als Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich gegründet, sagt Fossati. Die Firma sieht sich als führender Schweizer Technologieanbieter von Computer-Vision- und Deep-Learning-Lösungen mit über neunzig Projekten in dreissig Ländern weltweit.
Gebäude sind auch Klimabelaster
Klimaverträgliche Gebäude sind aufgrund der Klimaerwärmung ein grosses Thema für Smart Cities. Nicht alles lässt sich gleich ganz neu bauen – wirtschaftliche und ökologische Gründe sprechen dagegen. Aber der Bestand muss erfasst und hinsichtlich Verbesserungsmöglichkeiten überprüft werden, zumal auf den Bau, Unterhalt und Betrieb von Gebäuden 40 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen.
Hier setzt das Startup Scandens mit Sitz in Zürich an. «Mit unserer Software können Immobiliendienstleisterinnen und -dienstleister wie zum Beispiel Energieberaterinnen und -berater mit wenigen Klicks eine ganzheitliche Sanierungsplanung durchführen», erklärt Dominik Bucher, Co-Gründer des ETH-Spin-offs. «Ganzheitlich heisst, dass unsere Software sowohl die technische und rechtliche Machbarkeit wie auch die Wirtschaftlichkeit und CO₂-Emissionen von mehreren hundert Sanierungsstrategien ermittelt und vergleicht.»
Das ermögliche es den Nutzerinnen und Nutzern, für jede Liegenschaft einen Sanierungsplan zu erstellen, der den lokalen Vorschriften entspricht, die Wirtschaftlichkeit maximiert und gleichzeitig die CO₂-Emissionen auf ein klimaverträgliches Level reduziert. «So wird für jedes Gebäude ein Digital Twin erstellt, mit genauen Informationen zur Gebäudegeometrie, zu den lokalen Solar-/Wetterdaten, Energiepreisen, gesetzlichen Vorschriften, Fördergeldern, Steuertarifen sowie zu den verfügbaren Energiequellen wie Erdwärme, Fernwärme oder Grundwasser.» Das Startup beschäftigt zehn Personen und wird vom Migros-Pionierfonds unterstützt und finanziert.
Tiefgaragen als Energielieferanten
Den Effekt, dass es in der Erde umso wärmer wird, je tiefer man nach unten vorstösst, nutzen nicht nur die Wärmepumpenhersteller. Auch das Startup Enerdrape aus Lausanne nutzt diesen Effekt – aber über einen anderen Weg. «Unsere Vision ist es, das im Untergrund liegende Energiepotenzial zu erschliessen», sagt Marketingchefin Anaelle Burnand.
Die Lösung von Enerdrape erfordert eine Tiefgarage oder unterirdische Räume mit erdberührten Wänden, um die Technologie zu installieren, und einen gewissen Heiz- und Kühlbedarf. Als Einstiegsmarkt wird das Startup zunächst auf Tiefgaragenanwendungen abzielen: Dieser Markt verspricht allein in der Schweiz ein Potenzial von 1 Milliarde Franken.
Enerdrape trägt laut eigenen Angaben dazu bei, die Energieversorgung zu dekarbonisieren und die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern. Im Vergleich zu Systemen auf fossiler Basis senke die Lösung die CO₂-Emissionen um bis zu 80 Prozent, so Burnand. Die Amortisationszeit hänge vom jeweiligen Gebäude, seinem aktuellen Energieverbrauch und der Energiequelle ab, im Allgemeinen liege sie zwischen sechs und zwölf Jahren. Das Team besteht derzeit aus sechs Personen, weitere Talente werden gesucht und eingestellt.