Flughafen Zürich, Freitagnachmittag im Februar 2021: Eben ist eine Boeing 777 der Swiss gelandet. Lediglich eine Handvoll Passagiere verlässt das Flugzeug. Laut den Analysten von Morgan Stanley lohnt sich ein solcher Flug nur dann, wenn die Frachträume gut gefüllt sind. Oder wenn sie es zumindest auf dem Hinflug waren. «In den vergangenen Jahren hat die Luftfracht immer mehr an Bedeutung gewonnen», weiss Swiss-Sprecherin Sonja Ptassek. Sie sichere den Transport von wichtigen Gütern in die und aus der Schweiz und unterstütze damit die schweizerische und die globale Wirtschaft.
Die Covid-19-Pandemie hat die Spielregeln auch bei der Luftlogistik verändert: Nicht mehr nur die Anzahl der Premium-Passagiere, bei denen die Fluggesellschaften Gewinne machen, zählt für die Profitabilität einer Strecke. Und nicht mehr nur verkaufte Passagierkilometer, sondern die Tonnenkilometer werden zu den wichtigen Kennziffern.
Gefälle bei den Angeboten
Während Flughafenbetreiber aus Spanien, Portugal und Italien bei den jetzt für den Winter angekündigten Sitzkapazitäten stabile – und im Vergleich zu 2019 zum Teil sogar leicht höhere – Werte melden, sieht es umso düsterer aus, je weiter man nach Norden geht. Bei Heathrow, dem grössten Londoner Flughafen, sind die geplanten Reduktionen des Angebots besonders gross, auch und weil sich der Freizeitverkehr auf die kleineren Londoner Flughäfen verteilt. Bei den Hubs der Lufthansa-Gruppe ist der Rückgang in Frankfurt laut den Analysten von Morgan Stanley mit einem Drittel am wenigsten ausgeprägt. Der Hub München muss eine deutlichere Reduktion absorbieren. Zürich liegt zwischen Frankfurt und München – auch und gerade wegen des Frachtaufkommens.
Die Nachfrage können Anbieter wie die Swiss kaum beeinflussen, der Wettbewerb verlagert sich damit zu Servicefaktoren. «Um sich von ihren Mitbewerbern zu unterscheiden, müssen Luftfrachtanbieter zuverlässig sein und einen hohen Servicestandard bieten», sagt Sonja Ptassek. Innovationen und technologische Lösungen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. «Bei Swiss Worldcargo setzen wir darauf, unseren Kunden die volle Transparenz über ihre Sendungen zu gewährleisten.» Möglich sei das beispielsweise mit Technologien, die einen Realtime-Überblick über die Sendungen verschaffen. Bei einigen empfindlicheren Gütern, wie beispielsweise pharmazeutischen Produkten, arbeite man mit Sensoren, die genau messen, ob es Abweichungen bei der Temperatur oder der Sendung insgesamt gibt.
Mehr Passagiere und Fracht
Die Digitalisierung ist in der Luftfracht weiterhin sehr wichtig, was man bei Swiss laut Sonja Ptassek an den gestiegenen E-Freight-Raten gesehen hat. «Allerdings gibt es in der gesamten Branche noch Potenzial für eine bessere Digitalisierung, auch bei den Online-Buchungsplattformen», so Ptassek. Aus diesem Grund suche man gemeinsam mit den Partnern und Anbietern nach neuen kreativen Lösungen. «Wir gehen davon aus, dass die Luftfracht auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.»