Wenn der Senf für die Bratwurst knapp wird, hört der Spass auf. Französischen Dijon-Senf im Supermarkt zu finden, ist mittlerweile fast unmöglich. Schuld sind die schlechten Ernten von Senfkörnern in Kanada und Frankreich sowie der Ukraine-Krieg, der die Ausfuhr von Senfsamen aus dem Konfliktgebiet behindert.
Über das Drama für Bratwurstliebhaber können Schweizer Unternehmen nur lächeln. Sie haben ganz andere Probleme. Es gibt kaum eine Firma, die nicht betroffen ist von Lieferproblemen oder von den mit der Knappheit verbundenen Preiserhöhungen ihrer Rohstoffe, Vorprodukte oder Ersatzteile, über die sie immer kurzfristiger informiert werden. Aber: Die Unternehmen passen sich laufend an. Sie erhöhen Lagerbestände, verlagern Produktionen von Asien nach Europa und suchen und finden neue Lieferanten.
Die früher eher am Rande beachteten Themen Supply Chain und Logistik haben in den letzten zwei Jahren strategische Bedeutung erhalten. Als wichtigster Fallschirm für das Abbremsen der Lieferkettenprobleme ist die Digitalisierung identifiziert worden. Mit ihrer Hilfe werden die Ketten transparenter und lassen sich effizienter organisieren.
Laut einer McKinsey-Studie wollen sich neun von zehn befragten Führungskräften auf die Digitalisierung der Lieferkette konzentrieren. Ziel sei es, die Supply Chain widerstandsfähiger zu machen. Hauptsächlich geht es dabei um drei Bereiche: die zentralisierte Planung der Lieferkette, Advanced Analytics und die Umschulung der Arbeitskräfte für die digitale Planung und Überwachung.
Eine Handvoll Technologien treiben diesen Wandel an, insbesondere das industrielle Internet der Dinge: also Geräte, die an mehr Interaktionspunkten Daten sammeln und Sendungen verfolgen können; künstliche Intelligenz und Machine Learning, um Entscheidungen über Produktion, Lagerung, Bestellung zu automatisieren; drahtlose Sensornetzwerke, um Umweltveränderungen aufzuzeichnen; 5G für eine bessere Netzverbindung über grosse geografische Regionen hinweg und Big Data für erweiterte Analysen.
Die erhöhte Transparenz wird zudem immer wichtiger dafür, dass Lieferketten nicht nur effizient und resilient, sondern auch nachhaltig sind. Das EU-Lieferkettengesetz, das innerhalb der nächsten zwei Jahre umgesetzt wird, zieht seine Kreise auch in der Schweiz. Zwei Jahre nach der Ablehnung der Konzernverantwortungsinitiative muss Bundesbern bald seinen Senf dazu geben.