Viele globale Standort-Rankings führen die Schweiz auf den vordersten Plätzen. Infrastruktur, Vernetzung, Innovationen und Flexibilität sind wichtige Einzelfaktoren bei solchen Rankings – und es sind Faktoren, bei denen die Logistikbranche ins Spiel kommt. Der jüngste Logistics-Performance-Index der Weltbank beispielsweise setzt die Schweiz auf Rang drei, zusammen mit drei weiteren europäischen Ländern. Davor liegen nur Singapur und Finnland.

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Eine Frage der Dimensionierung

«Die Logistik ist für die Wettbewerbsfähigkeit jedes Landes entscheidend», sagt Joachim Ehrenthal, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). «Bestehende Infrastrukturen können und sollten immer durch den Einsatz von Technologie quantitativ optimiert und mit dem Ziel einer besseren Zusammenarbeit weiterentwickelt werden.» Es ist laut Ehrenthal der Ansatz, den viele Akteure bereits evolutionär umsetzen, was bei den Ausbauten von Häfen, Flughäfen, Terminals, Bahnbetrieben und auch im Strassenverkehr sichtbar ist.

«Neue Logistikinfrastruktur ist immer in Kombination mit der Energieversorgung – auch im Hinblick auf emissionsarme oder emissionsfreie Transportmittel – zu planen und braucht Zeit und Mittel sowie Partnerschaften für die Umsetzung», so Ehrenthal. «Wenn über Jahrzehnte hinweg und für zukünftige Generationen gebaut wird, stellt sich immer die Frage nach der Dimensionierung. Wer Grosses mit langem Atem wagt, kann viel gewinnen – wie wir es bei Investitionen in nationale und internationale Logistik- und Energieinfrastruktur typischerweise kennen, ist dies strukturell für institutionelle Investoren interessant.» Je kleiner und dennoch weltweit skalierbar, desto interessanter sind solche Vorhaben in der Regel für Venturecapital- und Boutique-Finanzierung. Arealentwickler und aufgeschlossene Gemeinden mit hohem Nutzenpotenzial können laut Ehrenthal Wegbereiter sein.

Schweizer Unternehmen werden verstärkt auf grüne Logistiklösungen setzen.

«Die Attraktivität von Logistikstandorten hängt zu einem erheblichen Teil von den Anforderungen der sie nutzenden Industrien ab», sagt Stefan Gstettner, Partner & Director sowie Co-Lead Digital Supply Chain Management and Logistics bei der Boston Consulting Group (BCG). Logistikstandorte müssten neben den Infrastruktur- und Arbeitskräftesituationen immer auch die Relevanz für die Kundenindustrien berücksichtigen. Die Ansiedlung in bestehenden Logistik-Clustern habe einige Vorteile. «Beispielsweise ist hier in der Regel die Transportanbindung gut, und Frachtunternehmen bieten viele Touren zu diesen Clustern und von den Clustern an», sagt Gstettner. «Teilweise lassen sich Transporte auch über Industrien oder gar über Wettbewerber hinweg bündeln.» Ein zweiter Aspekt ist die Verfügbarkeit von Arbeitskräften in diesen Clustern. «Allerdings stellt sich hier zunehmend das Problem der nicht ausreichenden Verfügbarkeit dieser Kräfte und damit ein Wettbewerb unter den Betreibern», so Gstettner. «Sofern sich die mangelnde Verfügbarkeit von Arbeitskräften nicht durch Automatisierung ausgleichen lässt, kann ein Cluster-Standort auch einen Nachteil darstellen.»

3D-Druck statt Transporte

«Eine reibungslose Verkehrsanbindung ist für die Logistik von zentraler Bedeutung und trägt dazu bei, dass die Schweiz als Standort für Unternehmen attraktiv bleibt», sagt Ilja Bäumler, Studiengangleiter Master of Science in Logistik & Supply Chain Management an der Hochschule Luzern (HSLU). Die Logistik profitiere von neuen Entwicklungen im Technologiesektor. «Auf der Basis des ‹Trendradars› der Universität St. Gallen, welcher im Auftrag des Fachverbandes GS1 Switzerland herausgebracht wird, werden digitale Plattformen, Internet der Dinge und Big Data Analytics als wesentliche Prozessdisruptoren angesehen», sagt Ilja Bäumler. «Insofern ist eine regelmässige Adaptierung der Prozesse an aktuelle Entwicklungen notwendig, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.»

Bis 2030 soll der Warentransport auf der Strasse um bis zu 30 Prozent anwachsen. «Eine sinnvolle Alternative –  ich denke hier auch an 3D-Druck-Maschinen oder synchromodale City-Logistik-Lösungen – können hier Entlastung schaffen», so Bäumler. «Schweizer Unternehmen werden voraussichtlich verstärkt auf grüne Logistiklösungen setzen, wie beispielsweise den Einsatz von Elektrofahrzeugen, den Ausbau des Schienenverkehrs und die Förderung des intermodalen Transports, um Emissionen zu reduzieren und die Umweltbelastung zu minimieren.»