Flexport, Convoy, Motive und Pattern – diese Logistikunternehmen zählen gemäss den Analysten und Analystinnen von CB Insights zu den mit über 1 Milliarde Dollar bewerteten Startups aus dieser Branche. Mit Nexxiot ist auch eines aus der Schweiz dabei. Und so unterschiedlich die Ausrichtung auch ist – der kleinste gemeinsame Nenner ist immer die Handhabung von Daten.
Hinter den Unicorns formieren sich laufend weitere Logistik-Startups auch aus der Schweiz. Die Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (Seca), die einen guten Überblick über das Geschehen bei den Startups hat, sieht aktuell weniger grössere Finanzierungsrunden. Während in den vergangenen Jahren einiges frühzeitig finanziert worden war, warten viele Investoren jetzt eher ab, wenn nicht unbedingt finanziert werden muss.
Drohnen zwischen den Lagerregalen
Verity zählt zu den vielversprechenden Logistik-Startups der Schweiz. Im Werbefilm flitzen die Drohnen zwischen Hochlagergestellen hin und her. Doch das ist nur das sichtbare Element.
«Verity ist ein System, das sich aus einem Hardware-Element mit den selbst fliegenden Drohnen und ihren Ladestationen, der Cloud-Plattform mit unserem Verity-Dashboard und den Schnittstellen sowie der proprietären Software und den Algorithmen – oder AI –, die das System orchestrieren, zusammensetzt», beschreibt Raffaello D’Andrea, CEO und Mitgründer, das Produkt von Verity. Damit digitalisiert und automatisiert man die Inventur. Diese ist teuer und ineffizient. «Die Herausforderung besteht darin, dass die Suche nach Fehlern viel Zeit in Anspruch nimmt, die damit verbracht wird, Dinge zu überprüfen, die korrekt sind, bis der Fehler gefunden wird», so D’Andrea. Das Lagerpersonal werde mit viel wertvolleren, interessanteren und sichereren Aufgaben betraut. Fehler würden schneller gefunden und behoben und verringerten das Risiko, dass ein Kundenauftrag verzögert oder nicht erfüllt wird. «Und aufgrund der umfangreichen Erfahrungen mit den Kunden sehen wir noch weitere Vorteile: Die Lagerabläufe verbessern sich durch den Einsatz des Verity-Systems, und auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit bietet Verity erhebliche Vorteile», so D’Andrea.
Unternehmen, die bei der Integration neuer Systeme in bestehende Unternehmenssysteme eskalierende IT-Integrationskosten und Projektverzögerungen erlebt haben, könnten laut D’Andrea vor solchen Vorhaben zurückschrecken. «Aber wir haben einen Prozess für die Integration entwickelt, der minimalen Aufwand erfordert und wenig komplex ist.»
Gemäss D’Andrea muss man nichts an der Lagerinfrastruktur ändern. «Aus diesem Grund sind wir bereits in 13 Ländern tätig, und wir führen derzeit täglich mehr als 50 000 Bestandsprüfungen auf den Websites unserer Kunden durch.» Das Verity-System kann kontinuierlich laufen, um die erforderliche Überprüfung unabhängig von der Oberfläche durchzuführen, und es kann autonom arbeiten, auch im Dunkeln, wenn niemand in der Nähe ist.
«Wir haben kürzlich unsere Serie-B-Finanzierungsrunde angekündigt», so D’Andrea. «Wir werden von der Idee angetrieben, dass Automatisierung und autonome Technologie die Möglichkeit geben, den gesamten Lagerbetrieb zu verbessern, die Umweltauswirkungen von Lagern zu reduzieren.»
Bei Aeler werden die Container smart
«Weniger CO₂, mehr Zukunft», heisst es auf der Webseite des Lausanner Unternehmens Aeler. Die Firma mit Büros in der Schweiz, in Deutschland und in Portugal sieht sich laut eigenen Angaben als Wegbereiterin einer Revolution des globalen Handelssystems inklusive der Transition in eine effizientere und nachhaltigere Gesellschaft. Die Basis ihrer Vision ist ein Ökosystem von Technologien rund um Container, wie man sie in der globalen Logistik verwendet.
Der innovative Ansatz besteht darin, den Schiffscontainer durch strukturelle und digitale Weiterentwicklungen neu zu gestalten. Durch die Verwendung von Verbundplatten wurde das Design des Containers überarbeitet, wodurch er robuster, besser isoliert und aerodynamisch wird. Durch die Integration von IoT-Geräten, Sensoren und Echtzeit-Überwachungsfunktionen können Frachteigentümer über die Aeler-Plattform «Control Tower» auf wichtige Informationen über ihre Sendungen zugreifen.
Nachhaltigkeit hat für die Firma höchste Priorität. Vom Herstellungsprozess bis zum Ende der Lebensdauer des Containers strebt das Unternehmen nach dem, was man als «sustainable by design» bezeichnet. Dazu gehören die Verwendung recycelter Materialien für die Isolierung, die effiziente Platzierung der Container während ihrem herkömmlichen Einsatz als Transportmittel und ihre Nutzung als Wohnraum danach.
Eines der wichtigen Merkmale des Geschäftsmodells ist das Container-as-a-Service-Angebot (CaaS). Die Kunden können diesen Service abonnieren und zahlen nur für die Anzahl der Tage, an denen sie den Container nutzen, sodass keine langfristige Anmietung erforderlich ist und sie sich nicht um Depot- und Verwahrungsprobleme kümmern müssen.
Durch die Nutzung dieser Innovationen konnte Aeler weltweit mehr als dreissig Interessenten und Kunden gewinnen, darunter die grossen Blue-Chip-Unternehmen Procter & Gamble und Leschaco, die alle von einer erheblichen Senkung der Betriebskosten und der CO₂-Emissionen profitieren konnten.
Erfolgsgeschichte Mitte der 1960er Jahre hatte der amerikanische Transportunternehmer und Reeder Malcom McLean die bahnbrechende Idee, Waren und Güter in genormten Containern zu transportieren. Seit diesem Zeitpunkt hat sich das gesamte weltweite Transportwesen stark verändert und vereinfacht. Die schnellen Umschlagmöglichkeiten von Containern zwischen Schiff, Bahn und LKW haben die Frachtkosten deutlich reduziert. 70 Prozent aller Frachten, die über den Seeverkehr abgewickelt werden, werden in Containern transportiert. Die Masse für Container sind, abgesehen von einigen Sondermassen, immer die gleichen: Die Breite beträgt 2,44 Meter und die Höhe 2,59 Meter. Bei der Länge unterscheidet man in der Fachsprache zwischen einer TEU (Twenty-foot Equivalent Unit mit einer Länge von 6,06 Metern) und einer FEU (Forty-foot Equivalent Unit, das sind 12,19 Meter Länge). Die maximale Nutzlast ist auf jedem Container angegeben und liegt zwischen 21 und 28 Tonnen. Es wird geschätzt, dass es weltweit rund vierzig Millionen Container gibt.