Vor Ausbruch der Pandemie funktionierten die globalen Lieferketten wie ein Uhrwerk. «Just in time» wurden die benötigten Produkte geliefert und wurde dadurch die Lagerhaltung minimiert. Das verringerte die operative und logistische Komplexität und erhöhte die Rentabilität. Doch der Ausbruch von Corona und später auch des Kriegs in der Ukraine offenbarte die Schwächen dieses Ansatzes. Unerwartete Störungen können Kosten verursachen, den Gewinn reduzieren und zu unzufriedenen Kunden und Kundinnen führen.
Weltweit wird mehr Nachhaltigkeit gefordert. Dadurch entstehen Reputationsrisiken, die die Unternehmen zwingen, nachhaltig zu agieren. Eine strenge Regulatorik sorgt dafür, dass die Unternehmen auch ihre Geschäftspartner und alle Zulieferer auf nachhaltiges Verhalten prüfen müssen.
Druck zu mehr Nachhaltigkeit
Hierzulande ist das Lieferkettengesetz ein Beispiel, das seit Anfang dieses Jahres gilt. Demnach müssen die Unternehmen künftig ihre Lieferketten transparent machen und die Risiken sämtlicher Geschäftspartner im Hinblick auf Menschenrechtsverletzungen oder die Schädigung der Umwelt genau prüfen, identifizieren und bestenfalls vermeiden. Dies zeigt, dass die Unternehmen nicht nur selbst zu nachhaltigem Handeln verpflichtet sind, sondern auch entlang ihrer gesamten Lieferkette für mehr Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit zu sorgen haben. So können sie sich besser gegen unerwartete Ereignisse wie Naturkatastrophen, Pandemien oder Lieferanteninsolvenzen absichern.
Der Autor
Dirk Radetzki, Regional Officer DACH, Dun & Bradstreet.
Die Nutzung von ESG-Daten kann dabei helfen, Lieferketten resilienter zu gestalten. Mit diesen Daten lassen sich Lieferanten bezüglich der Einhaltung von Umweltstandards und Menschenrechten einstufen. Die laufende Überwachung der Lieferantendaten kann dazu beitragen, Risiken in der Lieferkette und die Auswirkungen externer oder interner Ereignisse bei Zulieferern frühzeitig zu identifizieren. Ebenso wichtig ist die Diversifizierung der Lieferanten und die Minimierung der Abhängigkeit von Unternehmen aus instabilen Regionen.
Die Grundlage bildet eine Datenbasis, die vertrauenswürdig ist, laufend aktualisiert und aus vielen Quellen zusammengetragen wird. Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Prozesse ermöglichen eine optimale und effiziente Datennutzung, wodurch vollständige Transparenz in der Lieferkette entsteht. Das heisst, die wichtigsten Lieferanten lassen sich in Echtzeit überwachen und verborgene Risiken identifizieren. Dadurch kann im Krisenfall für Abhilfe gesorgt und Störungen im operativen Bereich können weitestgehend vermieden werden. Generell ist es Unternehmen heutzutage dringend angeraten, in Szenarien zu denken, um auf möglichst viele Situationen und Eventualitäten vorbereitet zu sein. Funktioniert Plan A nicht, greift Plan B oder notfalls sogar Plan C.
Jedoch ist es für Unternehmen kaum realisierbar, die benötigten Daten selbst abzufragen und auf dem aktuellen Stand zu halten – umso mehr, wenn mehrere potenzielle Szenarien mitgedacht werden müssen, denn dafür sind umfassende Analysen und somit Daten erforderlich. Mit der Analyse intern vorhandener Daten ist es dabei aber nicht getan. Ein grosser Teil des benötigten Materials muss von ausserhalb bezogen werden. An dieser Stelle kommen externe Datenanbieter ins Spiel, die über entsprechendes hochwertiges Datenmaterial verfügen und dieses kontinuierlich anreichern.
Das ist wichtig, um die Störanfälligkeit der Lieferkette zu reduzieren, die Regulatorik einzuhalten und um durch eine glaubwürdige nachhaltige Haltung die Mitarbeiterbindung zu stärken und Ressourcen einzusparen. Das wirkt sich auch positiv auf die Umwelt- und Kostenbilanz aus. Deshalb sollten Unternehmen der Optimierung und Überwachung der Lieferkette hohe Priorität einräumen, indem sie sich datenbasiert auf diverse Szenarien vorbereiten und Daten effizient nutzen.