Aufstrebende digitale Plattformen setzen alteingesessene Logistiker unter Druck. Die neuen Anbieter in der Speditionsbranche etwa amüsieren sich über die hohe Zahl an Leerfahrten und über die Telefoniererei und das Faxen der traditionellen Spediteure. Sie setzen auf digitalisierte Prozesse mit einheitlichen Planungs- und Entwick lungstools, GPS bis in den letzten Motorroller und gezielte Partnerschaften.

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Ein illustres Beispiel ist der 2015 gegründete deutsche Spediteur Sennder. Dem Startup wächst bereits ein kleines Einhorn-Horn: Die Bewertung ist auf dem Weg, die Milliardengrenze zu knacken, die Firma zählt rund 850 Mitarbeitende und sie kauft kleine traditionelle Speditionen auf. Sennder hat inzwischen das europäische Frachtgeschäft von Uber übernommen und einen Teil der Fracht der italienischen Post; Gewinne sollen ab 2024 sprudeln. Und jüngst wechselte der Deutschland-Chef von Kühne + Nagel von Hamburg zur Digitalspedition nach Berlin.

Die «Alten» ihrerseits können viele Stärken in die Waagschale werfen: Neben dem Vorteil der schieren Grösse zeichnet sie ein wertvolles Beziehungsnetz aus. Denn gerade dann, wenn man organisa torisch in der Patsche sitzt, zählen persönliche Kontakte. Die Etablierten sind ihrer heterogenen Kundschaft nahe – und am Ende ist die Logistik nach Einschätzung der Wirtschaftsberaterin EY ein indivi duelles Geschäft: «Digitalisierung allein macht kein Business. Menschen machen Geschäfte mit Menschen.» Es ist diese Art der Vernetzung, welche den Digitalplattformen fehlt, die wiederum digital besser vernetzt sind.

Die Zukunft wird auch in der Logistik eine hybride sein. Die Plattformökonomie wird viel zur Transparenz und zu emissionsärmeren, effizienteren logistischen Prozessen beitragen, während die herkömmlichen Anbieter ihr digitales Leistungsvermögen mit neuen Dienstleistungen steigern können – eine Kombination beider Welten.

Gerade beim Umweltschutz gibt es noch viel Luft nach oben. So hat beispielsweise das Verkehrswachstum die Einsparungen durch die technische Entwicklung bei den Lastwagen zunichtegemacht – und der Anteil am Schienengüterverkehr über die Alpen dümpelt bei einem Drittel.

Die Speditionslogistik wird aber nicht nur von digitalen Innovationen geprägt. Spannend sind etwa Haifischhäute für die Lufthansa-Frachter: Die Luftreibung verringert sich um 1 Prozent; das macht pro Jahr 3700 Tonnen weniger Kerosin, sprich 11 700 Tonnen weniger CO₂.

Die digitale Entwicklung und das Beispiel aus der Bionik zeigen: Statt Revolution ist Evolution angesagt.