Noch im Frühjahr blickten die meisten Unternehmen der Zentralschweiz positiv in die Zukunft. Der von einem Forschungsteam der Hochschule Luzern und der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ) entwickelte «Finanzmonitor Zentralschweiz» hatte erstmals untersucht, wie die Stimmungslage bei den Unternehmen der sechs Innerschweizer Kantone aus Sicht der Finanzverantwortlichen ist. Drei Viertel der Firmen beurteilten ihre Situation gleich gut oder besser als vor der Pandemie. Einzig die gebeutelte Hotel- und Gastronomiebranche war wenig optimistisch. Die positive Grundstimmung zeigte sich in der Absicht vieler Unternehmen, verstärkt Erweiterungsinvestitionen zu planen, in neue Geschäftsmodelle und die Digitalisierung zu investieren und mehr Mitarbeitende einzustellen.
Die Stimmung hat sich eingetrübt. Inzwischen beurteilen die Unternehmen die Konjunkturaussichten für die Schweiz insgesamt deutlich schwächer als vor einem halben Jahr. Bauchschmerzen bereiten laut einer aktuellen Deloitte-CFO-Umfrage vor allem die direkten und indirekten Folgen der geopolitischen Entwicklungen: Inflation, Engpässe bei den Lieferketten und der Energieversorgung – und auch Deutschland und China werden sorgenvoll betrachtet. Die Befragten gehen zudem von einer noch moderaten Inflation aus und erwarten einen weiter steigenden Leitzinssatz. Die finanziellen Aussichten für das eigene Unternehmen hinsichtlich der nächsten zwölf Monate beurteilt eine Mehrheit immerhin noch als positiv. Umso wichtiger wäre es in dieser unsicheren Situation, dass Handelshemmnisse und Bürokratie so weit wie möglich abgebaut werden. 57 Prozent aller Zentralschweizer Exporte gehen nach Europa. Der europäische Raum ist damit der mit Abstand wichtigste Handelspartner unserer Wirtschaftsregion. Grund genug, das weitere Erodieren der bilateralen Verträge aufzuhalten. Das Auslaufen des Mutual Recognition Agreement (MRA) in der Medtech-Branche bedeutet neben einmaligen Kosten einen geschätzten wiederkehrenden Aufwand von etwa 2 Prozent des Umsatzes. Und es geht weiter: Die EU-Kommission präsentierte kürzlich eine neue Bauproduktverordnung. Das wird zur Folge haben, dass Zertifikate für Schweizer Bauprodukte in der EU nicht mehr als gleichwertig angesehen werden. Bereits dieses Jahr könnte in der EU eine revidierte Maschinengesetzgebung in Kraft treten. Ab 2024 wäre dann das MRA in diesem Bereich hinfällig. Es ist Zeit, die Blockaden mit der EU zu lösen