Viele denken beim Thema Nachhaltigkeit in erster Linie an klimarelevante Themen. Doch Nachhaltigkeit ist mehr. Das zeigt der unabhängige Verein Nachhaltigkeitsnetzwerk Zentralschweiz (NNZ). Er fokussiert auf soziale, ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit. Doch weshalb ein solcher Verein? «Aus Sicht der Wirtschaft ist klar, dass man sich Fragen zu Energieeffizienz oder Umweltschutz stellt», sagt Adrian Derungs, Direktor der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ). Doch schnell waren sich die Initianten und Initiantinnen bewusst: «Nachhaltigkeit ist ein Thema, das von einem Wirtschaftsverband nicht im Alleingang bearbeitet werden sollte.» Für Derungs braucht es die Kooperation zwischen unterschiedlichen Akteuren und Akteurinnen. «Wir müssen uns im gesamtgesellschaftlichen Kontext in eine nachhaltige Zukunft bewegen», so Derungs, «und dies lässt sich nicht delegieren.» Der Wirtschaftsvertreter macht sich stark für eine breite Abstützung. Wer sich nur in der eigenen Bubble bewege, lasse oft nur diese Perspektive gelten. Und das könne zu Reformstaus führen.
Renommierte Partner bereits an Bord
Das Nachhaltigkeitsnetzwerk ist eine neue, andere Form der Zusammenarbeit. «Als Vertreter der Zentralschweizer Wirtschaft sehe ich es als Chance und Notwendigkeit, kooperativ mit Organisationen wie dem WWF, der Fastenaktion oder der Caritas im Bereich der Nachhaltigkeit zusammenzuarbeiten», so Derungs. Gemäss Geschäftsführer und Mitgründer Simon Howald – er hat die ganze Idee ursprünglich beim Bund initiiert – orientiert sich das Netzwerk an den 17 Zielen für die nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDG: Sustainable Development Goals). Diese umfassen unter anderem eine hochwertige Bildung sowie saubere und bezahlbare Energie. Das Netzwerk sieht seine Kernkompetenz beim Einsatz der verschiedenen Ressourcen sowie in den Bereichen Forschung und Entwicklung. «Wir haben global in den nächsten Jahren einige grössere Herausforderungen wie zum Beispiel den Klimawandel zu meistern», sagt Simon Howald. «Mit unserer Plattform wollen wir einen regionalen Beitrag zu den Lösungen beisteuern.» Mehr noch: Das NNZ will sich über die Zentralschweiz hinaus etablieren, sich mit nationalen Akteuren vernetzen und Kooperationen eingehen. Die Geschäftsstelle will alle sensibilisieren, motivieren und unterstützen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen wollen.
Die Latte liegt hoch. Umso mehr zeigen sich Howald und Derungs erfreut darüber, dass sie nebst den NGO mit der Hochschule Luzern, dem CSEM Alpnach sowie dem ITZ weitere Verbündete aus Wirtschaft und Forschung gewinnen konnten. Da sich der Verein zurzeit ausschliesslich mit Mitgliederbeiträgen und durch seine Trägerorganisationen finanziert, fokussiert das NNZ in der Aufbauphase primär darauf, Anlaufstelle für Unternehmen und andere Organisationen zu sein. Es geht dem Netzwerk darum, die Akteurinnen und Akteure in dieser Thematik zu vernetzen, um eine grössere Wirkung bei der Umsetzung der Agenda 2030 mit den 17 Zielen der nachhaltigen Entwicklung zu erreichen. Das Netzwerk steht allen offen: Firmen, Verbänden, Vereinen, Stiftungen, Bildungsinstitutionen, Medien, religiösen Institutionen, Kantonen und Gemeinden. Je breiter abgestützt, umso besser.
Das Netzwerk bietet eine kurze Erstberatung und weitere Kontakte an.
Konkret setzen die Verantwortlichen auf die Vernetzung an verschiedenen Anlässen wie etwa dem jährlichen NNZ-Symposium, dem neu initiierten Forum für die Nachhaltigkeitsverantwortlichen der Zentralschweiz sowie an Veranstaltungen von Partnerorganisationen. Die erste Austragung des Symposiums im Herbst 2021 führte das Netzwerk mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Raumplanung durch.
Im Weiteren ist gemäss Geschäftsführer Howald der Aufbau von thematischen Communitys geplant, welche den Erfahrungsaustausch in ihrer spezifischen Thematik in Bezug auf die nachhaltige Entwicklung pflegen. Partnerschaften aufbauen, um Mitglieder werben, Kommunikationskanäle aufbauen – das alles liegt Simon Howald im Blut: «Dieses Aufgabengebiet fasziniert mich sehr!»
Er hat sich ambitionierte Ziele gesteckt. So bietet die Anlaufstelle des Netzwerks interessierten Unternehmen eine kurze Erstberatung zum Thema der nachhaltigen Entwicklung. Und sie dient als Vermittlerin zu anderen, bereits etablierten regionalen Anlaufstellen für spezifische Themen. Weiter sollen künftig unterschiedliche, auf die Bedürfnisse ausgerichtete Instrumente und Hilfsmittel angeboten werden – im Sinne eines Werkzeugkastens. Zudem baut das NNZ entweder ein Beratungsnetzwerk auf und agiert als Kontaktvermittler – oder es bietet diese Kompetenz auf der Geschäftsstelle gleich selbst an. Adrian Derungs sagt: «Aktuell diskutieren wir im Vorstand, ob wir auf zertifizierte Beraterinnen und Berater setzen und sie weitervermitteln. Oder ob wir diesen Bereich selber aufbauen.» Eines steht für den Direktor des IHZ fest: «Wir möchten die Unternehmen, Organisationen, aber auch die breite Öffentlichkeit bei deren Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit unterstützen.»