Alles begann im Jahr 1874 in Luzern. Der visionäre Unternehmer Robert Schindler gründete gemeinsam mit dem talentierten Maschinenbauer Eduard Villiger die Firma Schindler & Villiger. Ursprünglich spezialisierten sie sich auf die Herstellung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten – oder spezifischer: Man baute Haferquetschmühlen, Mähmaschinen und Obstpressen. Schnell konnte sich das junge Unternehmen behaupten, hatte aber mit Firmen wie den Stahlwerken von Moos, der Maschinenfabrik Bell in Kriens, der Spinnerei an der Lorze in Zug oder der Nestlé-Vorgängerin Anglo-Swiss viele Mitstreiterinnen im direkten Umfeld. 1878 wurden die beiden Gründer zur Weltausstellung in die Galerie des Machines in Paris eingeladen, und plötzlich stand Robert Schindler vor dem ersten Aufzug seines Lebens und wusste, wohin seine geschäftliche Reise gehen würde …

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Service als Mehrwert

Die Neuausrichtung des Unternehmens führte jedoch zur Trennung des Gründerpaars. Schindler kaufte seinem Partner Villiger die Firmenanteile ab und fokussierte auf die Produktion von Aufzugsanlagen. Zunächst nur in der Schweiz aktiv, lieferte Schindler Anfang des 20. Jahrhunderts erste moderne Aufzüge und auch Fahrtreppen aus. Und mit dem im Jahr 1906 präsentierten ersten elektromechanischen Aufzug zeigte man eindrücklich die eigene Innovationskraft. Schnell expandierte das Unternehmen in weitere Länder. 

Zu Beginn der 1920er-Jahre wurden die ersten standardisierten Aufzugskabinen institutionalisiert – der Start für einen weltweiten Einsatz von Schindler-Aufzügen. Heute ist das Unternehmen weltweit aktiv. Robert Schindler erkannte zudem sehr früh, welchen Mehrwert das Servicegeschäft seiner Kundschaft bot und machte dies zu einem existenziellen Teil seines Geschäftsmodells. Die Sicherstellung der Funktionalität der Aufzüge wurde schnell zur sogenannten Unique Selling Proposition (USP) der Firma Schindler und ist bis heute ein relevanter Geschäftsbereich, dem viele Ressourcen gewidmet werden. 

 

Neue Chancen dank Digitalisierung 

Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte Schindler rasch dank der schnellen Industrialisierung und des Wiederaufbaus in Europa und weltweit. Die steigende Nachfrage nach Aufzügen ermöglichte es dem Unternehmen, seine Marktstellung zu stärken und neue Märkte zu erschliessen. Mit dem Einzug der Digitalisierung in die Industrie stellte sich Schindler dann neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Das Unternehmen begann früh damit, computergesteuerte Systeme zu entwickeln, die eine präzisere und effizientere Steuerung von Aufzügen ermöglichten. Besonders bahnbrechend war die Einführung des Schindler-Machine-Room-less-Aufzugs, der den Raum- und Energiebedarf erheblich reduzierte und gleichzeitig die Installationskosten senkte.

Das neue Jahrtausend brachte nochmals einen bedeutenden technologischen Fortschritt für die Firma. Die Integration von Internet-of-Things- und Big-Data-Technologien in ihre Systeme ermöglichte es, den Betrieb von Aufzügen und Fahrtreppen in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren. Mit dem Schindler-Ahead-System führte das Unternehmen zusätzlich die Möglichkeit ein, in den Kabinen mittels Screens wichtige Informationen, aber auch Werbung zur Verfügung zu stellen. 

 

Schweiz ist wichtig

Auch wenn die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern weniger Hochhäuser hat, bleiben diese ein wichtiger Kernmarkt. So hat das Land eine der höchsten Aufzugsdichten weltweit. «Etwa dreissig Aufzüge kommen in der Schweiz auf tausend Einwohnerinnen und Einwohner. Das ist ein Spitzenwert», sagt Patrick Hess, CEO von Schindler Schweiz. Grund dafür ist die Wohnsituation der Schweizer Bevölkerung: Sieben von zehn Menschen leben zur Miete und wohnen in Mehrfamilienhäusern – und diese, so zeigt es die Statistik, werden ab drei Stockwerken mit einem Aufzug ausgestattet. «Rund 80 Prozent der von Schindler installierten Aufzüge befinden sich daher in Wohnhäusern», erklärt Hess. Sicher ist man auch stolz auf Bauten wie die Highspeed-Aufzüge in den Roche-Türmen in Basel oder auf den Hammetschwand-Lift am Vierwaldstättersee, aber man kennt sein Kerngeschäft in der Schweiz und bleibt diesem treu.

Zudem schätzt man den Ursprungsort der Gründung des Unternehmens, auch wenn es mittlerweile über hundert Standorte weltweit gibt, unter anderem in Asien und den USA. Die Schweiz hat im globalen Konzern eine grosse Bedeutung und ist weiterhin ein wichtiger Produktionsstandort. «In Locarno werden beispielsweise Steuerungen hergestellt, und in Ebikon werden Spezialanfertigungen für das Hochleistungssegment gemacht», zählt Patrick Hess auf.

 

Investitionen in die Zukunft

Als globales Unternehmen spürt auch Schindler den Fachkräftemangel deutlich. «Um dem entgegenzuwirken, haben wir in der Schweiz stark in die Berufsbildung investiert. Wir beschäftigen derzeit gut 300 Lernende in über 10 Berufen. Zudem bilden wir jährlich rund 200 Quereinsteigende aus», so der CEO. Diese Strategie soll den Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken. Attraktivität gewinnt das Traditionsunternehmen auch durch ein konsequentes Nachhaltigkeitsdenken: Ziel ist, die Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren und bis 2040 Netto-null-Emissionen zu erreichen. «Im Bereich der Nachhaltigkeit wollen wir führend sein», betont Patrick Hess. Schindler verbessert daher kontinuierlich die Energieeffizienz seiner Anlagen. Aufzüge der neuesten Generation produzieren sogar Strom, wenn sie leer nach oben oder voll beladen nach unten fahren. Ein durchschnittlicher Schindler-Lift modernster Technologie verbraucht in einem Mehrfamilienhaus bei 1000 Fahrten pro Woche etwa 10 Kilowattstunden Strom pro Jahr, vergleichbar mit der Fahrt eines Elektrofahrzeugs von Luzern nach Zürich.