In der Schweiz fallen jedes Jahr rund 80 bis 90 Millionen Tonnen Abfall an. Der grösste Teil davon stammt aus der Bautätigkeit. Aufgrund des hohen Lebensstandards hat die Schweiz mit 716 Kilogramm Abfall pro Person eines der höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt. 53 Prozent davon werden recycelt. Damit gehört die Schweiz zu den Spitzenreitern in Europa, was die Abfallmenge pro Person betrifft.

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Vor zwei Jahren lancierte Kickstart zusammen mit Impact Hub Lausanne und mit Unterstützung der Mava Foundation die Circular Economy Initiative (CEI), die sich auf die Umsetzung nachhaltiger Lösungen zwischen Scale-ups und Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor konzentriert. In diesem Jahr hat Kickstart weitere Aktivitäten im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft und den SDG-Beiträgen in den verschiedenen Bereichen gestartet. Der Artikel zeigt Beispiele, welche Projekte die Schweiz auf dem Weg zu einer vollständigen Kreislaufwirtschaft unterstützen.    

Die Städte wachsen – und damit auch ihr Bedarf an effizientem Verkehrsmanagement, Energieversorgung, Mobilität und Abfallmanagement. Smart-City-Plattformen können helfen, fundierte, siloübergreifende Entscheidungen zu treffen, die ein nachhaltiges Stadtwachstum und eine intelligentere Nutzung der bestehenden Infrastruktur ermöglichen. In Kombination mit neuen Technologien wie IoT, maschinellem Lernen, KI und Blockchain sind Umweltdaten ein Schlüsselelement dieser umfassenden Datenbanken. Um die grösstmögliche Wirkung in der Stadt zu erzielen und nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, müssen Umweltfaktoren berücksichtigt werden.
 

Über die Autoren

Katka Letzing ist CEO und Co-Founder von Kickstart Innovation in Zürich, Raimund Neubauer hat den Lead Smart Cities bei Kickstart Innovation in Zürich.

In der Schweiz arbeitet das Startup Hawa Dawa an der Zukunft der Luftqualitätsüberwachung, indem es Daten zur Luftverschmutzung in echte Erkenntnisse für grünere Städte umwandelt. Das Startup nahm 2017 am Kickstart-Programm teil und arbeitete mit Swisscom, um ein Datenmodell für die Luftqualität in Zürich zu entwickeln. Hawa Dawa nutzte offene Daten der Stadt Zürich und wandte Big-Data-Analysen und Algorithmen des maschinellen Lernens an, um die Luftqualität in der gesamten Stadt zu modellieren. Die neue Plattform Swisscom Mobility Insights, die unter anderem von Verwaltungs-, Tourismus- und Marketingfachleuten genutzt wird, hat diese Erkenntnisse zur Luftqualität direkt in das Tool integriert. Damit sind nun noch bessere und effizientere Entscheidungen und Planungen möglich, da diese mit den neuen Mobilitätsinformationen kombiniert werden können.    

Ein weiteres Beispiel findet sich im Lebensmittelsektor. Auch hier gibt es Bestrebungen, über die Kreislaufwirtschaft den Bedarf an Primärmaterialien zu reduzieren. Eine Erfolgsgeschichte ist das österreichische Startup-Unternehmen Kern Tec, Finalist im Kickstart-Programm des vergangenen Jahres. Kern Tec hat sich auf das Upcycling von Steinobstkernen spezialisiert, die für die Industrie in Europa immer noch weitgehend ein Abfallprodukt sind.

Jährlich fallen rund 550’000 Tonnen Steinobstkerne an, die entsorgt oder bestenfalls als Heizmaterial verwendet werden. Durch die Verarbeitung von Kirsch- und Aprikosenkernen aus den vorhandenen Abfallströmen stellt Kern Tec verschiedene Lebensmittelprodukte wie Öle, Pflanzenmilch und so weiter her. Die Teilnahme am Kickstart-Programm führte zu einer Zusammenarbeit mit Coop, einer der grössten Handelsketten der Schweiz, um Lebensmittel, die normalerweise im Abfall landen würden, zu einer Reihe von neuen Produkten zu verarbeiten. Diese Zusammenarbeit wird bis heute fortgesetzt.    

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Auch auf dem Energiesektor tut sich einiges. So arbeiteten 2018 die Stadt Zürich, EWZ und Fleco Power zusammen, um die Flexibilität der Ladestationen für Elektrofahrzeuge im EWZ-Verteilnetz zu erhöhen. Zu diesem Zweck hatte Fleco Power eine Steuerungshardware entwickelt und installiert, mit der die Ladeleistung der vorhandenen Ladestationen direkt gesteuert werden konnte. Das Projekt trug dazu bei, Einblicke in die technologischen Lösungen und Prozesse zu gewinnen, die für eine Flexibilisierung der Verbraucherinnen und Verbraucher in zukünftigen Stromnetzen notwendig sind.    

Im Idealfall ist das Prinzip der Kreislaufwirtschaft bereits in Geschäftsmodelle integriert. Oft sind aber Innovationen und neue Technologien erforderlich, was die Kreislaufwirtschaft zu einer Herausforderung für alle Beteiligten macht. Gleichzeitig bedeutet Innovation einen Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen: Sie sind weniger abhängig von der Verfügbarkeit von Ressourcen und von Lieferländern und -ketten. Darüber hinaus können Ökodesign und die Rückgewinnung von Rohstoffen durch Recycling sowie auf anderen Wegen zu Kosteneinsparungen führen.    

Das Modell der Kreislaufwirtschaft erhöht die Kundenbindung und durch Leasing- oder Mietmodelle können neue Marktsegmente erschlossen werden. Durch die Kreislaufwirtschaft hat die Schweizer Wirtschaft das Potenzial, ihre Vorreiterrolle als Technologielieferant auszubauen und damit sowohl an Reputation zu gewinnen als auch zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele beizutragen.     

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