Welche Nachhaltigkeitsziele setzt sich Ihr Unternehmen?
Ursula Finsterwald: Wir sind heute eine der führenden Anbieterinnen für nachhaltige Anlagen. Bis 2025 wollen wir diese Position und den Anteil der nachhaltigen Anlagen in den Kundenportfolios noch deutlich ausbauen. Eine Voraussetzung dafür ist Transparenz, was überhaupt nachhaltig ist und was nicht. Darum haben wir unser eigenes Nachhaltigkeitsrating entwickelt. Auch was unseren eigenen Fussabdruck anbelangt, wollen wir vorbildlich sein: Bis 2030 wollen wir bei den Emissionen Netto-Null erreichen –sowohl für die LGT als Unternehmen wie auch für die von uns verwalteten Anlageportfolios.
Welches sind dabei die grössten Herausforderungen?
Eine der grössten Herausforderungen ist es, Emissionen präzise messen zu können. Nur wenn uns aussagekräftige Daten vorliegen, können wir auf der Produkt- und Beratungsseite Massnahmen definieren, Lösungen entwickeln und Empfehlungen aussprechen.
Ursula Finsterwald ist Head Group Sustainability Management bei LGT. LGT ist eine führende internationale Private Banking und Asset Management Gruppe, die sich seit über 90 Jahren im Besitz der Fürstenfamilie von Liechtenstein befindet.
Per 31.12.2021 verwaltete die LGT Vermögenswerte von CHF 285.8 Milliarden (USD 313.7 Milliarden) für vermögende Privatkunden und institutionelle Anleger. Die LGT beschäftigt über 4100 Mitarbeitende an mehr als 20 Standorten in Europa, Asien, Amerika und dem Mittleren Osten.
Finsterwald lebt in der Nähe von Zürich und hat ihre Ausbildung als lic.rer.publ. in Staatswissenschaft an der HSG abgeschlossen.
Wo besteht noch Handlungsbedarf?
Damit die Klimaziele erreicht werden können, muss nicht nur die Finanzindustrie einen grossen Schritt nach vorne machen, auch die Realwirtschaft muss ihre Prozesse und Dienstleistungen kohlenstoffarm ausrichten. Die Politik muss konsistente und konsequente Rahmenbedingungen schaffen, die die Wirtschaft auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität unterstützen, leiten und begleiten.
Welches ist Ihre Funktion als Head Group Sustainablity Manager?
In meiner Rolle als Head Group Sustainability Management – wie diese Position bei uns im Unternehmen genannt wird – bin ich dafür verantwortlich, das Thema Nachhaltigkeit in allen Unternehmensbereichen voranzutreiben. Dazu gehören unter anderem die Erarbeitung und Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie, die Umsetzung der entsprechenden regulatorischen Anforderungen, die Definition von Richtlinien und die Messung unserer Fortschritte.
Vor wenigen Jahren war es noch ein Nischenthema – jetzt steht das Klimaengagement ganz oben auf der Agenda von Schweizer Firmen. Weiterlesen.
Wie beeinflussen die aktuellen Geschehnisse die nachhaltige Entwicklung Ihres Unternehmens?
Durch die Pandemie und den Krieg ist das Thema Nachhaltigkeit etwas in den Hintergrund gerückt und die Vorzeichen haben sich in bestimmten Bereichen etwas verschoben. Aber für unsere Nachhaltigkeits-Ziele und -Anstrengungen hat sich nichts geändert.
Welchen Beitrag leisten Sie als Privatperson zur Nachhaltigkeit?
Ich versuche – wo immer möglich – auf das Auto zu verzichten und reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder nutze für kürzere Distanzen das Velo. Ich ernähre mich vegetarisch, möglichst mit saisonalen und biologischen Produkten. Bei Möbeln oder Kleidung und so weiter achte ich auf Materialien und Produktionsbedingungen. Privat setze ich auf erneuerbare Energien.