Die Lebensmittelindustrie ist nicht nachhaltig und wird es wohl auch in naher Zukunft nicht sein. Nach Angaben der Ipbes (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) tragen Nahrungsmittelproduktion und -konsum am meisten zum Verlust der biologischen Vielfalt bei und sind für fast 50 Prozent des weltweiten Naturverlusts verantwortlich.

Der Autor

Frédéric Bach, Head of ESG and Responsible Investment bei Ossiam

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Die demografische Entwicklung und die sich ändernden Konsumgewohnheiten sind ein wachsendes Hindernis für die Umkehrung des Fussabdrucks der Lebensmittelindustrie auf die biologische Vielfalt. Die Nachfrage nach Lebensmitteln wird mit dem Wachstum der Weltbevölkerung weiter steigen. Darüber hinaus könnte die Entwicklung der Präferenzen von Konsumentinnen und Konsumenten hin zu einem höheren Anteil an tierischem Eiweiss zu einer Vergrösserung des ökologischen Fussabdrucks führen.

 

Auch auf Grossunternehmen setzen

In diesem globalen Kontext gibt es mehrere konkrete Ansätze, die Investorinnen und Investoren ergreifen können, um die Biodiversität zu erhalten, indem sie den Agrar- und Lebensmittelsektor umgestalten und innovative Massnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt entwickeln. Ein Ansatz besteht darin, in Innovationen und die Entwicklung neuer Technologien zu investieren, um den ökologischen Fussabdruck der produzierten Güter zu verbessern. Diese Art von «Impact»-Lösung (respektive Investitionen in Unternehmen mit positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt) führt häufig zu Investitionen in mittelgrosse Unternehmen oder sogar in Startups, die vielversprechende Technologien mit minimalen aktuellen Auswirkungen entwickeln.

Dieser Ansatz ist zwar zweifellos ein Teil der Lösung zur Bekämpfung des Biodiversitätsverlusts, hängt aber stark von der Marktakzeptanz, den Konsumgewohnheiten und den Preisen ab und ist nicht geeignet, um die kurzfristige Verschlechterung der Biodiversität wirksam zu bekämpfen. Um im Hier und Jetzt anzusetzen, muss ein Teil der Lösung darin bestehen, Anreize für grosse Unternehmen zu schaffen, die treibende Kraft beim Übergang zu einer nachhaltigeren Industrie zu sein. Im Gegensatz zu neueren und weniger sichtbaren Unternehmen tragen diese grossen Akteure der globalen Agrar- und Ernährungsindustrie bereits zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung bei und haben gleichzeitig einen erheblichen Einfluss auf die biologische Vielfalt.

 

Förderung der Biodiversität durch neue Messmethoden

Bis vor kurzem waren die Instrumente und Daten zur Messung des Biodiversitätsverlusts unvollständig und standen nicht im Einklang mit dem traditionellen Ansatz der Marktteilnehmer zur Bewertung der erwarteten Leistung eines Unternehmens oder eines Portfolios. Jetzt, da es klare Ziele für den Schutz der biologischen Vielfalt gibt, muss der Finanzsektor das zentrale Problem der Verfügbarkeit von Daten über die Auswirkungen der Unternehmen auf die biologische Vielfalt angehen.

Obwohl das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Erhaltung der Biodiversität weltweit unbestritten wächst, müssen mehr Unternehmen Daten zur Biodiversität offenlegen, damit Investorinnen und Investoren diese Informationen in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen können. Darüber hinaus muss ein weltweit anerkanntes wissenschaftliches Ziel für die Eindämmung des Verlustes der biologischen Vielfalt festgelegt werden, um einen einheitlichen Rahmen für Investitionsmassnahmen zu schaffen.