Palmöl spielt eine zentrale Rolle in der globalen Nahrungsmittelproduktion und macht etwa einen Drittel des weltweit produzierten Pflanzenöls aus. Es ist in zahlreichen alltäglichen Produkten enthalten, von Margarine und Schokolade bis hin zu Kosmetika und Reinigungsmitteln. Ein wesentlicher Grund für seine weite Verbreitung ist seine hohe Produktivität.
Der Autor
Ignace De Coene, Equity Fund Manager, DPAM
Für die Produktion von 50 Millionen Tonnen Palmöl werden weltweit etwa 18,75 Millionen Hektar Land genutzt. Zum Vergleich: Für die Produktion von 50 Millionen Tonnen Sojaöl werden 110,85 Millionen Hektar benötigt. Diese hohe Flächeneffizienz macht Palmöl zu einer der ressourcenschonendsten Ölpflanzen der Welt. Dennoch hat die zunehmende Nachfrage nach Palmöl zu einer Ausweitung der Anbauflächen geführt, oft auf Kosten tropischer Regenwälder, was erhebliche Umweltschäden verursacht hat.
Suche nach nachhaltigen Alternativen bleibt schwierig
Angesichts dieser Problematik suchen Unternehmen und Forscherinnen und Forscher intensiv nach Alternativen zu Palmöl, die weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Der Anbau anderer Ölpflanzen ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. So benötigen Raps und Soja deutlich mehr Landfläche, was wiederum zu einem erhöhten Druck auf die Umwelt führt.
Neben den ökologischen Herausforderungen gibt es auch technische und wirtschaftliche Hürden. Darüber hinaus sind Geschmack und Konsistenz wichtige Faktoren, die von vielen Ersatzprodukten bisher nicht erreicht werden. Konsumentinnen und Konsumenten sind oft skeptisch gegenüber Ersatzstoffen, insbesondere wenn diese teurer oder geschmacklich weniger ansprechend sind.
Hersteller greifen häufig auf Palmöl zurück, da es bestimmte funktionale Eigenschaften aufweist – etwa eine feste Konsistenz bei Raumtemperatur, ähnlich wie Butter. Eine Alternative bestand darin, Sojaöl durch Hydrierung so zu verarbeiten, dass ähnliche Eigenschaften erzielt werden. Dieser Prozess führt jedoch zur Bildung von Transfettsäuren in Lebensmitteln, die nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können. Die American Society of Clinical Oncology (Asco) sieht zudem eine Verbindung zwischen einem hohen Konsum solcher Fette und einem gesteigerten Krebsrisiko.
Innovation statt Substitution
Eine vielversprechende Lösung könnte darin bestehen, die bestehenden Palmölplantagen effizienter zu nutzen, statt sie durch weniger ertragreiche Kulturen zu ersetzen. Hier setzt die Forschung an: Unternehmen wie Verdant Biosciences arbeiten an der Entwicklung neuer Hybridsorten von Ölpalmen, die resistenter gegen Krankheiten sind und gleichzeitig höhere Erträge liefern. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese neuen Sorten das Potenzial haben, die Erträge pro Hektar zu verdoppeln, ohne dass zusätzliche Flächen benötigt werden. Bleiben alle Rahmenbedingungen unverändert, so könnte die Umstellung auf Hybridsorten auf den bestehenden Plantagen über einen Zeitraum von 25 Jahren – der Dauer, die für eine vollständige Neubepflanzung benötigt wird – eine Ertragssteigerung von rund 4 Prozent erzielen.
Neben der Entwicklung neuer Hybridsorten sind auch andere technologische Innovationen entscheidend, um den ökologischen Fussabdruck des Palmölanbaus zu verringern. Neue Anbaumethoden und ein optimierter Einsatz von Düngemitteln könnten die Effizienz bestehender Plantagen weiter steigern. Zudem wird an biologischen Methoden zur Schädlingsbekämpfung geforscht, die den Einsatz von chemischen Pestiziden minimieren könnten.
Nachhaltigen Anbau wirtschaftlich fördern
Die Umstellung auf nachhaltigere Anbaumethoden ist jedoch nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine wirtschaftliche. Viele Kleinbauern, die Palmöl anbauen, sind auf kurze Sicht nicht in der Lage, die erforderlichen Investitionen für neue Technologien oder effizientere Anbaumethoden zu tätigen. Hier sind staatliche Förderprogramme, internationale Unterstützung und faire Handelsbedingungen entscheidend, um sicherzustellen, dass auch kleine Produzenten von den Vorteilen neuer Technologien profitieren.
RSPO-zertifiziertes Palmöl, das derzeit etwa 20 Prozent der globalen Palmölproduktion ausmacht, wird bereits mit einem Preisaufschlag im Vergleich zu konventionellem Palmöl gehandelt. Dies schafft für Palmölproduzenten neben den regulatorischen Vorgaben zur Entwaldung und dem kommerziellen Druck seitens der Kundschaft einen zusätzlichen wirtschaftlichen Anreiz.