Die Unendlichkeit fassen, das Unerklärliche greifbar machen: Der ewige Kalender ist der Versuch, das Mysterium der Zeit an das Handgelenk zu bannen. So sind wir es gewohnt, dass unsere Tage dort in schöner Regelmässigkeit in zweimal zwölf Stunden aufgeteilt werden. Geht es aber um das Zusammenspiel von Datum, Wochentag und Monat, ist es schnell vorbei mit der gleichförmigen Wiederholung. Hier zeigt sich, dass der Kalender in das Universum eingebunden ist – den Lauf der Erde, das Kreisen um die Sonne und die Abfolge der Jahreszeiten.
Ein Rhythmus, der keineswegs so regelmässig ist, wie es für die Mechanik einer Uhr förderlich wäre: Monate haben unterschiedliche Längen, und alle vier Jahre unterbricht ein Schaltjahr ihre Abfolge. 2024 ist ein solches Schaltjahr, und der 29. Februar erinnerte uns wieder einmal an die Herausforderungen unseres Kalenders.
Unser Jahreslauf, wie wir ihn kennen, geht bis ins alte Ägypten zurück. Schon dort bemerkte man, dass sich beim sturen Zählen von 365 Tagen im Jahr nach und nach Ungenauigkeiten einstellen: Denn eigentlich dauert ein Jahr exakt 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden länger. Erst dann hat die Erde die Sonne einmal vollständig umlaufen.
Für sich genommen, erscheint diese Ungenauigkeit nicht allzu gross, doch im Laufe der Zeit sorgte sie dafür, dass der Jahreswechsel immer weiter in den Frühling rückte. Um dem beizukommen, erfand man das Schaltjahr: Alle vier Jahre zählte man einen zusätzlichen Tag, jenen 29. Februar. Darauf verlegte sich schon Julius Cäsar, der 45 v. Chr. eine Kalenderreform durchführte und dafür vom römischen Senat geehrt wurde: Sein Geburtsmonat Quintilis wurde in Julius umbenannt, heute Juli, und seine Zeitrechnung kennen wir als den julianischen Kalender.
So geschickt die Römer ihren Kalender auch berechneten – er war noch immer nicht exakt genug. Das julianische Jahr dauerte um elf Minuten und 14 Sekunden zu lang, was sich bis ins 16. Jahrhundert auf stolze zehn Tage summierte. Das fiel auf, denn das christliche Osterfest rückte dadurch immer später ins Jahr. Grund für das Oberhaupt der Kirche, Papst Gregor XIII., die Jahreslänge von seinen Astronomen nachrechnen zu lassen. Da er daraufhin für die nachhaltige Korrektur des Fehlers sorgte, trägt unsere Jahresrechnung heute noch die Bezeichnung gregorianischer Kalender.
Auch dieser besitzt seine Eigenheiten: Alle hundert Jahre fällt nämlich das Schaltjahr aus – mit Ausnahme der vollen, durch 400 teilbaren Jahrhunderte. Soll heissen: Im Jahr 1900 gab es kein Schaltjahr, im Jahr 2000 fand es statt, während es 2100 wieder ausfallen wird.
Wenn Ihnen nun der Kopf schwirrt, dann lassen Sie sich gesagt sein, dass es Uhrmachern nicht anders ergeht. Datumsuhren haben mit den regelmässigen Unregelmässigkeiten ihre liebe Not. Das zeigt ein Blick auf die Geschichte der Komplikationen: Erst 1764 gelang es, eine exakte Kalenderuhr zu bauen. Ein Werk des Londoner Uhrmachers Thomas Mudge konnte die unterschiedlichen Monatslängen automatisch berücksichtigen – sowohl in normalen als auch in Schaltjahren – und die stets richtige Kombination von Datum, Wochentag und Monat anzeigen.
Nur an einer Spitzfindigkeit scheiterte Mudge ebenso wie die meisten Uhrmacher, die heute einen ewigen Kalender fertigen: an dem Schaltjahr, das alle hundert Jahre ausfällt – mit Ausnahme der durch vier teilbaren Jahrhunderte. Der Beiname «ewig» ist also nicht unbedingt als «für alle Zeiten» zu begreifen. Stattdessen müssen Zeitmesser mit dieser Komplikation von Hand korrigiert werden – zum nächsten Mal im Jahr 2100.
Wie anspruchsvoll wäre es, einen Kalender zu konstruieren, der sogar dies beherrscht? Überaus kompliziert – hört man den Konstrukteuren von IWC zu. Ihr neuestes Renommierstück ist der Portugieser Eternal Calendar. Dieser Armbanduhr der Schaffhauser Manufaktur gelingt es tatsächlich, das Auslassen des Schaltjahres in den Jahren 2100, 2200 und sogar 2300 automatisch zu berücksichtigen. Und nicht nur das: Eine winzig kleine Komponente in dem Mechanismus sorgt mit einem noch kleineren Schaltfinger dafür, dass in einem durch 400 ganzzahlig teilbaren Säkularjahr ein Schalttag eingeschoben wird – nachdem zuvor dreimal in 400 Jahren der Befehl zum Einschieben des Schalttages übersprungen wurde.
Konkret heisst dies, dass es einen zahnradgesteuerten Schaltvorgang im Uhrwerk des Portugieser Eternal Calendar gibt, der erst nach über 210 Millionen Umdrehungen des Minutenrades erfolgt. Eine Zahl, die ebenso unvorstellbar erscheint wie die Ewigkeit. Apropos: Beherrscht eine uhrmacherische Komplikation dieses Kunststück, lautet die korrekte Bezeichnung «säkularer Kalender», quasi eine Steigerung der Ewigkeit.
Auf die Probe stellen wird das Funktionieren dieser Schaltvorgänge wohl keiner der Uhrenliebhaber, die die Neuheit von IWC heute betrachten. Die Komplikation sprengt die Dimensionen eines Menschenlebens und wohl auch die Vorstellungskraft.
Wer noch nicht genug hat, kann sich bei Parmigiani Fleurier in die Welt des islamischen Hidschri-Kalenders versenken, der den Mond als Bezugspunkt für das Jahr nimmt: Demnach umfasst ein Jahr 12 volle Mondzyklen, die insgesamt 354 Tage dauern. Auch dieses Jahr ist in 12 Monate unterteilt, die aus 29 oder 30 Tagen bestehen.
Ein Jahr des islamischen Kalenders ist also kürzer als das Sonnenjahr der christlichen Zeitrechnung: 33 Jahre islamischer Zeitrechnung wären rund 32 Jahre des christlichen Kalenders. Aktuell sieht sich der islamische Kalender im Jahr 1445, da die Zeitrechnung mit dem Jahr der Auswanderung des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina begann.
Parmigiani Fleurier hat mit dem Tonda PF Hijri Perpetual Calendar eine Armbanduhr entwickelt, die als ewiger Kalender gilt, da die unterschiedlichen Monatslängen des islamischen Kalenders auf den Anzeigen des Zifferblatts korrekt angegeben werden. Die jüngste Version des Tonda PF Hijri Perpetual Calendar verbindet ein schimmernd grünes Zifferblatt mit einem Edelstahlgehäuse und einer kannelierten Lünette aus Platin.
Es ist nicht die einzige Neuheit aus der Welt des ewigen Kalenders: Auch andere Marken pflegen die Kompetenz dieser anspruchsvollen Komplikation, und sicher gelingt es auch in Zukunft, ihr weitere neue Funktionen hinzuzufügen. Denn, das zeigt der Blick auf die aktuell verfügbaren ewigen Kalender: Es geht um eine unendliche Geschichte.