Sind Sie ein Spieler?

Das hängt ganz davon ab, was man darunter versteht. Ich denke, dass es im Spiel immer auch um Glück geht – und ich glaube an das Glück. Ich könnte mir die Maxime von Jacques Arpels zu eigen machen: «Um Glück zu haben, muss man an das Glück glauben.»

Ich stelle die Frage deshalb, weil für mich Van Cleef & Arpels – kurz VCA – einen oftmals verspielten, ja poetischen Auftritt hat, sowohl in der Haute Joaillerie wie auch bei den Uhren. Damit lässt die Marke viel Zeit zum Träumen und unterscheidet sich somit deutlich von Mitbewerbern, auch jenen aus dem Richemont-Konzern wie etwa Cartier. Fasse ich die DNA des Hauses richtig zusammen?

Im Laufe seiner Geschichte hat die Maison Van Cleef & Arpels ihre Kreationen stets unter das Zeichen der Liebe, der Poesie und des Glücks gestellt. Im Wandel der Kollektionen funkeln seltene Materialien wie kostbare Wünsche und werden zum Stoff, aus dem Träume, Schönheit und Harmonie entstehen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Welch schöne Verpflichtung: Sie produzieren also Glücksbringer …

Ob vom Himmel gefallen oder aus dem Erdreich gewachsen, aus realen oder imaginären Welten, es gibt viele Glücksbringer, die das Universum der Maison bevölkern. Marienkäfer und vierblättrige Kleeblätter, Feen und Einhörner begleiten die Geschichte des Hauses mit ihrer einnehmenden Ausstrahlung.

Wo finde ich diese Philosophie eins zu eins umgesetzt?

Ein Beispiel hierfür ist der Clip Fortuna aus unserer Kollektion Palais de la Chance, der die römische Göttin des Glücks darstellt. Diese weibliche Figur scheint uns ins Ohr zu flüstern: «Das Glück ist den Kühnen hold.»

«Eine feminine Marke? Nein, wir bieten immer mehr Schmuck für Männer an.»

 

Ihre Haute Joaillerie bewegt sich in einer faszinierenden Umgebung, ausgerichtet auf eine feminine Welt. Eigentlich kommen die Männer, ausgenommen vielleicht bei den astronomischen Uhren, bei Van Cleef & Arpels viel zu kurz …

Lassen Sie sich nicht täuschen – wir bieten immer mehr Schmuck für Männer an. Insbesondere unsere Kollektionen Zodiaque und unsere Haute-Joaillerie-Clips sind bei Männern sehr beliebt. Zudem ist der Ring ebenfalls ein Schmuckstück, welches seit Jahrhunderten und in verschiedenen Kulturkreisen gleichermassen zu Männern wie zu Frauen passt – wie auch die Ausstellung «Bagues d’homme» der L’École des Arts Joailliers mit der atemberaubenden Sammlung von Männerringen von Yves Gastou zeigte.

Sie lassen die alte, früher vornehmlich im Jura gepflegte Kunst der Automaten aufleben, dies in Themenbereichen wie lebendiger Natur mit Fauna und Flora, Tanz, Eleganz oder abstrakten Bewegungen. Auf den Zifferblättern Ihrer Uhren passiert etwas, da ist Bewegung drin, auch das Spiel mit Illusionen. Mechanik im Miniformat ist ein Nischenprodukt. Haben diese in der heute so schnelllebigen Zeit überhaupt noch Zukunft?

Van Cleef & Arpels hatte schon immer eine einzigartige Beziehung zu dem Begriff der vergehenden Zeit. Für uns ist Zeit aber auch gleichbedeutend mit Traum, Wunder und Abenteuer. Die Zeit erzählt uns poetische Geschichten und wir inszenieren diese Geschichten mithilfe der uhrmacherischen Expertise unserer Ateliers. Sowohl bei unseren Uhren als auch bei unseren Automaten stützen wir uns auf die Mechanik, um unsere Vision einer poetischen Zeit – der Poetry of Time – zum Leben zu erwecken. So haben wir uns 2014 darauf konzentriert, die Abmessungen eines Planetariums zu verkleinern und an die Dimensionen eines Handgelenks anzupassen, um die Uhr Midnight Planétarium zu kreieren, die den Lauf der Planeten unseres Sonnensystems in einem hochkomplexen Zeitmesser darstellt.

Vor kurzem entstand in unseren Ateliers der Automat Rêveries de Berylline, der eine sich öffnende Blüte inszeniert. Sie enthüllt einen Kolibri, der bereit ist, seinen Flug anzutreten. Die Bewegung des Vogels allein war Gegenstand vieler Stunden der Forschung und der Versuche. Seine Flügel entfalten sich realistisch, um für einige Augenblicke in einem natürlichen Rhythmus zu flattern. Der Kolibri nimmt dann wieder seinen Platz im Herzen der Blütenkrone ein, die alle Blätter sanft um den Vogel schliesst. Das Erstaunen ist zeitlos und übersteigt jede Mode oder Epoche.

Finden Sie heute noch genügend Spezialisten und Spezialistinnen für diesen schmalen Bereich der Uhrmacherei?

Als ein Entreprise du Patrimoine Vivant, ein Unternehmen des lebendigen Kulturerbes, welches sich seit langem für die Weitergabe des Schmuckhandwerks und des dazugehörigen Savoir-faire engagiert, hat Van Cleef & Arpels immer ein besonderes Augenmerk auf den Schutz und die Entwicklung von manchmal jahrhundertealtem Können gerichtet. Das Juwelier- und Uhrmacherhandwerk ist ein Teil dieses Know-hows, das seit Jahrhunderten in der ganzen Welt verbreitet und dennoch wenig bekannt ist, insbesondere bei den jüngeren Menschen. Aus diesem Grund haben wir im Jahr 2021 die Initiative «De Mains en Mains» – «Von Hand zu Hand» – ins Leben gerufen, die sich an Schüler und Schülerinnen sowie die breite Öffentlichkeit richtet, um diese Berufe zu entdecken, Interessen zu wecken und unsere zukünftigen Talente auszubilden.

In den letzten Monaten haben sich die Diskussionen um synthetisch, damit im Labor hergestellte Diamanten – angefacht vor allem durch Breitling – intensiviert. Ist der künstlich hergestellte Diamantersatz überhaupt ein Thema?

Warum sollen wir einen künstlichen Diamanten verwenden? Bei Van Cleef & Arpels betrachten wir Diamanten als eine Quelle der Emotionen, wir sehen sie nicht nur als kristallisierten Kohlenstoff, sondern als ein Wunder der Natur, geboren aus dem Inneren der Erde, geschliffen und verfeinert durch die Hand des Menschen. Es gibt nichts Vergleichbares.

Lupfen Sie den Bühnenvorhang für die nächsten Exklusivitäten aus Ihrem Haus: Was dürfen wir in den kommenden Monaten an Neuheiten erwarten?

Auf der Genfer Messe Watches and Wonders 2023 werden Sie neue Kreationen entdecken können. Wir werden eine Reihe von Exponaten vorstellen, die von unserem eigenen kulturellen Erbe oder unseren Archiven, der Welt der Couture oder der Natur inspiriert sind. Jede dieser Kreationen verkörpert unser ständiges Streben nach Kreativität und Innovation und verbindet das Savoir-faire und die Expertise der Maison mit einem Aspekt der Überraschung und des Staunens.

Ganz am Anfang war es die Liebe

Historie Es war einmal … Die märchenhafte Geschichte von Van Cleef & Arpels (VCA) ist letztlich die -Geschichte von Liebe und von Edel-steinen. Denn alles begann im Jahr 1895 im Herzen von Paris mit der Hochzeit von Estelle Arpels, der Tochter eines Edelsteinhändlers, und von Alfred Van Cleef, dem Sohn eines Steinschleifers. Das junge Paar teilte dieselben Werte: Begeisterungsfähigkeit und Innovationsgeist, Familien-sinn und Leidenschaft für Edelsteine. 1906 entstand die Maison am 22 Place Vendôme in Paris und vereinte die beiden Namen zu einem von Juwelen gekrönten Schicksal. 1926 wurde ihre Tochter Renée Puissant zur künstlerischen Leiterin der Maison ernannt. Mit Kühnheit und Fantasie erschuf sie einen eigenen, absolut unverwechselbaren Luxusstil für VCA.

Richemont-Tochter Seit dem Jahr 2000 gehört VCA zum Genfer Luxusgüterkonzern von Mehrheitsaktionär Johann Rupert. Zahlen gibt die Spezialistin für Haute Joaillerie, für Luxusuhren und für Parfüms nicht bekannt; gemunkelt wird aber, dass die von CEO Nicolas Bos gemanagte Unternehmung zusammen mit der ähnlich gelagerten Maison Cartier massgebend jeweils zum Gewinn der Compagnie Financière Richemont SA -beiträgt. Weltweit sind die VCA-Preziosen und -Uhren in 140 Boutiquen erhältlich; zwei davon werden in Zürich und in Luzern geführt.