Nicht nur Kleider machen Leute! Accessoires setzen Akzente und unterstreichen im besten Fall die Persönlichkeit einer Frau. Nichts ist dabei so intim wie Ohrschmuck, denn er wird ganz nah am Gesicht getragen und unterstreicht somit den Blick und das Lächeln seiner Trägerin. Dabei zeigen sich diese Schmuckstücke heute als faszinierend vielseitig: lang und schmal, üppig und ausladend oder als kleiner, dezenter Leuchtpunkt. Die aktuellen Schmuckkollektionen umfassen alle Formen und Farben.

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Ob Rosé-, Gelb- oder Weissgold, ob klassisch weisse Diamanten oder abwechslungsreiche Farbsteine – Festlegungen gibt es hier keine. Aber, das hat Isabelle Gut von Juwelier Gut, Zürich, festgestellt: «Frauen wünschen sich heute unkomplizierten und alltagstauglichen Schmuck, der zugleich etwas Spezielles besitzt. Ohrschmuck soll besonders sein, aber nie zu schwer und zu jeder Gelegenheit tragbar.»

Dabei vom Schreibtisch bis zur späten Party

Diese Ansprüche haben laut Gut mit dem modernen Lebensstil von Frauen zu tun: Nicht jede hat Gelegenheit, sich zwischen Büro und Abend-Event umzuziehen: «Man schlüpft in andere Schuhe und dann geht man aus», sagt die Zürcher Juwelierin. Schmuck muss also alles mitmachen – vom Schreibtisch bis zum Dinner oder an die Bar. Dabei sollen Ohrringe auch noch zur Mode, zum bereits vorhandenen Schmuck und auch zum Typ der Trägerin passen.

Daher ist die Form von Ohrschmuck überaus individuell: «Ich habe Kundinnen, die lieben Edelsteine und tragen gerne Ohrhänger, wieder andere bevorzugen Stecker», sagt Gut und erklärt: «Was zu einer Frau passt, hängt weniger von ihrer Frisur oder ihrem Aussehen ab, sondern viel mehr von ihrer Ausstrahlung.»

Auch Brigitte Aeschbacher, Mitinhaberin und Designverantwortliche bei Juwelier Frieden, Thun, weiss, dass Ohrschmuck überaus individuell ist und daher am besten probiert werden muss: «Das geschulte Auge einer Beraterin im Fachgebiet Schmuck sieht, was zur Kundin passt, und kann verschiedene Arten von Designs probieren lassen, bis das Passende gefunden ist. Die Länge von Ohrhängern ist sehr persönlich und sollte auf Hals und Haarlänge abgestimmt sein.»

Gold bleibt immer ein sicherer Wert

Dementsprechend bietet Frieden eine grosse Vielfalt an Designs. Laut Aeschbacher sind derzeit Creolen und Hänger in allen Goldfarben aktuell. «Ohrschmuck mit echten Farbedelsteinen ist sehr gefragt, wie auch Perlschmuck. Perlen können mit jeder Art von Kleidung und Schmuck kombiniert werden. Ob im Business, casual oder sportlich, die Perlen lassen sich in der richtigen Grösse und Farbe stets tragen. Und Solitärbrillanten-Ohrstecker sollten in jeder Schmuckschatulle vorhanden sein.»

Auch eine gewisse Wandlungsfähigkeit kommt gut an: Ohrringe von Frieden mit Einhängern aus der Kollektion Mother & Daughter, die ausgetauscht oder weggelassen werden können, eröffnen viele Möglichkeiten, die gerne genutzt werden. Bei Gübelin gibt es die sogenannten Ear Charms, also Anhänger für elegante Ohrstecker, die farbenfrohe oder schlichte Kombinationen ermöglichen. Zur Auswahl stehen Ear Charms in Rot- oder Weissgold mit farbenfrohen Edelsteinen wie Aquamarinen, Tansaniten, Morganiten und grünen Turmalinen. Auch die Form eröffnet Auswahlmöglichkeiten: Schmale Hänger mit einzelnen Steinen sind ebenso verfügbar wie Chandelier-Ohrhänger.

«Gerade moderne Frauen schätzen diese Vielseitigkeit», sagt Raphael Gübelin, Präsident des Hauses Gübelin, Luzern. Mit ihrem Charme bestechen sowohl die schlichten als auch die Chandelier-Charms: «Sie umrahmen das Gesicht und lassen es mit ihrer Farbe und spannenden Lichtreflexen erstrahlen», erklärt Gübelin. Ihm haben es vor allem die Chandeliers angetan: «Sie lassen sich unkompliziert stylen und mit Mode kombinieren, denn im Gegensatz zu Colliers spielt die Form des Ausschnitts keine Rolle», sagt er. Und weiter: «Kein Wunder, dass Chandeliers-Ohrhänger seit Jahrhunderten beliebt und derzeit besonders begehrt und nachgefragt sind.»

Neben der klassischen Art, Ohrschmuck zu tragen, gibt es auch den Trend zu gewagten und avantgardistischen Varianten: Vor allem junge Kundinnen tragen gerne mehrere Ohrringe an einem Ohr, hat Juwelierin Gut festgestellt: «Das ist der Trend zum sogenannte Stacking.» Sie selbst liebt es, Ohrringe asymmetrisch zu tragen: Am einem Ohr ist es ein Stecker, am anderen ein Hänger.

Dieses Thema ist längst in der Haute Joaillerie angekommen: Piaget etwa bietet in der Kollektion Rose Ohrschmuck, der einen zierlichen Rosenstecker mit einem ausladenden, ornamentalen Prunkstück für das andere Ohr kombiniert. Auch Chopard inszeniert asymmetrischen Ohrschmuck, bei dem sich die Formen unterscheiden. Und Chanel zeigt die aktuellen Neuheiten der Linie Coco Crush in einer modernen Kampagne. Mal ist es ein Mann, der einen Diamantohrstecker trägt, dann eine Frau, die zwei Creolen an einem Ohr kombiniert. Daher werden bei Chanel viele Ohrringe einzeln und nicht paarweise verkauft.

Erlaubt ist eben, was gefällt. Das passt besonders gut zu Schmuck, findet Gut: «Schmuck sieht toll aus, wenn man sich damit gut fühlt. Letztlich verkaufe ich Lebensfreude», sagt die Züricherin und weiss bei ihrer Kundschaft mittlerweile ganz genau, wenn es passt: «Man hat das Richtige gefunden, wenn man Schmuck anlegt und gar nicht mehr ablegen will.»

Am Begriff «Schlitzohr» tragen Ohrringe die Schuld

Herkunft Bereits auf historischen Fresken und Steinreliefs tragen Sumerer und Altbabylonier kunstvollen Ohrschmuck – Frauen wie auch Männer. Ohrringe für den Mann galten aber weniger der Zierde, sondern waren meist Zeichen besonderer Zugehörigkeit, belegten Männlichkeit und militärischen Erfolg. Das blieb lange so. Im Mittelalter etwa trugen viele Zunftmitglieder einen goldenen Ohrring. Bei Vergehen oder Verstössen gegen die Zunftordnung wurde dieser ausgerissen – so entstand übrigens der Begriff Schlitzohr.

Schmerzhaft Über Jahrtausende wurde Ohrschmuck fast ausschliesslich im durchstochenen Ohr getragen. Erst im 20. Jahrhundert wurde der Ohrclip erfunden. Zuvor mussten Frauen für die Schönheit häufig leiden, denn Gewicht und Grösse machten Ohrringe bisweilen fast untragbar. Um dennoch glanzvoll auftreten zu können, polsterten manche Frauen die Rückseite ihres Ohrläppchens mit -Seidenstoff oder befestigten den Ohrring mit einem -unsichtbaren Faden im Haar.