Wie weit der Krieg in und um die Ukraine sowie die da wie dort neu aufflammende Corona-Pandemie die beiden Genfer Uhrenmessen Watches & Wonders (mit 38 Ausstellern), den früheren SIHH Salon International de la Haute Horlogerie, sowie Time to Watches (mit 35 Ausstellern plus neun jungen Brands) beeinflussen, bleibt vorläufig offen. Wegdiskutieren lässt sich das traurige Szenario nicht. Mehr wird man nach sieben Ausstellungstagen am 5. April 2022 wissen. Spuren werden aber beide Ereignisse hinterlassen. Vor allem stimmungsmässig in den Palexpo-Hallen, etwas weniger dramatisch hingegen in den Büchern der hiesigen Uhrmacher. Der Nachfrageeinbruch in Russland wird um geschätzt 250 Millionen Exportfranken oszillieren – damit bei 1,2 Prozent der Gesamtausfuhren aller Uhren. Dieser Umsatz wird in den Erfolgsrechnungen für 2022 fehlen, weil der russische Markt nach dem bundesrätlichen Ausfuhrverbot für Luxusartikel auf null eingebrochen ist. Vorläufig wenigstens.

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Ausgerechnet beim global grössten politischen Kontrahenten Russlands, den USA, sehen viele Marken die Substitution. Uncle Sam hat 2021 die beiden asiatischen Hotspots Festland-China und Hongkong auf die Verfolgerpositionen verwiesen (siehe Box rechts). Dank einem Wachstum von 55 Prozent im Vergleich zum Pandemiejahr 2020 und von immerhin 27,8 Prozent zu 2019 macht der hart umkämpfte Dollar-Markt – trotz schwacher Währung – Freude. Die Nachfrage nach Swiss Watches boomt in den USA, an der Ost- wie an der Westküste gleichermassen. Nicht zuletzt lanciert von der Luzerner Bucherer-Gruppe, die sich mit der Übernahme und Integration der 28 Verkaufsstellen von Tourneau seit 2018 eine prosperierende Überseebasis geschaffen hat. An der Stärkung der US-Aktivitäten komme keine Marke vorbei, heisst es zwischen Genf und Schaffhausen. Profitieren könne die Schweiz von Nachholbedürfnissen gut betuchter Mittelschicht-Amerikaner.

Dennoch: Für 2022er-Prognosen lässt sich kein Unternehmen auf die Äste hinaus. Zu gross sind die Möglichkeiten neuer Krisenherde. Politik und Gesundheit könnten den Aufbruch bremsen. Kommt es zu keinen weiteren Katastrophen, ist für die hiesige Uhrenindustrie bis Ende Jahr ein Wachstum zwischen 2 und 3 Prozent real. Weil Geld da ist. Und der Wunsch nach bleibenden Werten ebenfalls. Eine gewisse Zuversicht manifestiert sich übrigens nicht zuletzt in der Tatsache, dass Zulieferer im Jura frisches Personal rekrutieren.

Eines ist sicher: Schweizer Uhren werden teurer

Spuren hinterlassen werden hingegen die Wechselkurse zum Franken. Die Konsumenten werden die Preisanpassungen auf Schweizer Ticker zu spüren bekommen. Je nach Marke vermutlich zwischen 3 und 8 Prozent. Der starke Franken sei längst ein Dauerbrenner, glaubt Jean-Daniel Pasche, der langjährige Präsident des Schweizer Uhrenverbandes (FH). Auch die Distribution hat sich verteuert. Spitzenbrands, darunter Rolex und Patek Philippe, aber auch Omega, haben global höhere Preise angekündigt oder schon realisiert. Verhindern wollen die Marken damit, dass Schweizer Uhren im Ausland dank steigenden Währungsdifferenzen günstiger werden als im Ursprungsland. Ebenfalls Thema für Preiserhöhungen sind die gestiegenen Rohstoffpreise, allen voran beim Stahl. Diese werden oftmals eins zu eins an die Käuferschaft weitergegeben.

Betroffen von Preiserhöhungen werden auch die Smartwatches sein. Sie sind, zu annähernd 100 Prozent Importware, in den Medien heute lediglich noch Randthema. Sie sind auf den Märkten präsent, treten an gegen die Günstiguhren wie Swatch und werden gekauft. Damit hat es sich. Als Gegner der uhrmacherisch wertvollen Mechanik werden die Wearables weniger gesehen. Tatsache ist dennoch, dass das untere Preissegment hiesiger Uhren mit Nachfrageproblemen kämpft. Von der Öffentlichkeit unbemerkt schloss die Swatch Group mangels Nachfrage ihre drei Markenboutiquen (Swatch, Longines, Omega) im 2018 wiedereröffneten Bürgen-stock-Luxusresort für immer.

Titelbild

Die Bulgari × MB&F Legacy Machine Flying T Allegra ist das Produkt einer starken Freundschaft zwischen Bulgaris Product Creation Executive Director Fabrizio Buonamassa Stigliani und Maximilian Büsser, Gründer und Kreativdirektor von MB&F. Ihre Premiere feierte die feminine Uhr an der Dubai Watch Week Ende November des letzten Jahres. Die technischen Features des uhrmacherischen Hinguckers: Zentrales Fliegendes 60-Sekunden-Tourbillon, 100 Stunden Gangautonomie, entweder 18-Karat-Weissgold- oder 18-Karat-Rotgoldgehäuse. Beide Uhren werden maximal zwanzigmal gebaut. Eingesetzte Steine: Diamanten, Tsavorit, Topas, Amethyst, Tansanit und Turmalin. Preis: ab 160000 Franken.