Gleissender Schnee, dunkelblauer Himmel, kristallklares Wasser und saubere Kraftwerkanlagen – die Imagefilme und -bilder der Wasserkraftbranche zielen auf die schönen Seiten. Braune Wiesen, bewölkter Himmel, spärliches Restwasser und Kraftwerkanlagen, denen man den jahrzehntelangen Betrieb ansieht – auf diese Realität weist der WWF Schweiz hin.

 

Mehr Regulierung in Sicht

Wasserkraft sei nicht automatisch umweltverträglich, heisst es da; und was dort an Strom produziert werde, sei auch nicht automatisch «grün» oder «Ökostrom». Viele Bäche und Flüsse sind bedroht, weil sie mit Kraftwerken verbaut werden. Wasserkraft sei ein wichtiger Grund für den desolaten Zustand vieler schweizerischer Gewässer. Mehr als 2700 Kilometer Flüsse liegen trocken oder führen zu wenig Wasser, weil man für die Stromerzeugung die Fliessgewässer staut, flutet oder in Stollen ableitet.

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Im Rahmen der Nationalen Forschungsprogramme 70 und 71 wurden die Auswirkungen der Wasserkraft auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft untersucht. Investitionen in die Wasserkraftinfrastruktur sollten nicht nur anhand finanzieller Überlegungen erfolgen, heisst es in der Zusammenfassung der Ergebnisse des Forschungsprogramms. Eine integrierte Nachhaltigkeitsbeurteilung, wie sie auf Bundesebene und teilweise auch schon auf der Ebene der Kantone vorgeschrieben ist, fördere die Probleme frühzeitig zutage und erhöhe die Akzeptanz bei der Bevölkerung.

Das von den Forschern und Forscherinnen entwickelte Tool für die Beurteilung der Nachhaltigkeit umfasst 16 Unterbereiche, 45 Kriterien und 150 Indikatoren, die alle Auswirkungen erfassen. Ein Fallbeispiel ist der Lago Bianco am Berninapass. Während der Bauphase entstehen zwar Umweltbelastungen, aber gleichzeitig fliesst Geld in die lokale Wirtschaft. Auch in der Betriebsphase profitieren die lokalen Gemeinden wirtschaftlich.

Als neutral bis positiv beurteilten die Forschenden gemäss Projektbeschreibung die Umwelteinflüsse, auch weil man vor 15 Jahren alle Akteure in einen Dialog eingebunden hatte und die negativen Umwelteinflüsse entschärft werden konnten. Beeinträchtigungen während der Bauphase werden mit Vorteilen der Betriebsphase kompensiert. Auf einer solchen Basis kann ein Projekt auch dann umsetzungswürdig erscheinen, wenn es aus finanzieller Sicht unprofitabel erscheint. Die Gebühren für die Wassernutzung, welche die Kraftwerkbetreiber an die Gemeinden und Kantone bezahlen, sollten nicht nur als Kostenfaktor, sondern als «Ressourcenentgelt» betrachtet werden.