Mit MBA zur Selbstständigkeit

Zufrieden mit den damaligen Schulprogrammen waren beide, auch wenn Hiestand einräumt: «Könnte ich mit dem heutigen Wissen und Erfahrungsschatz in der Zeit zurückreisen, würde ich wahrscheinlich Betriebswirtschaftslehre studieren. Aber ich profitiere noch heute von der vermittelten Methodenvielfalt und den interdisziplinären Denkweisen.» Und Bruggmann sieht das damalige Studium als wichtige Stütze für die angedachte berufliche Laufbahn und wählte seine Studienfächer auch entsprechend aus.

Businesspläne beherrschen

Ihre Wege in die heutige Geschäftswelt absolvierten die beiden jedoch mit unterschiedlicher Chronologie: Hiestand entschied sich 2017 für einen MBA an der ZHAW. «Ich hatte einfach Lust auf etwas Neues und wollte mich branchenmässig breiter aufstellen und mir deshalb betriebswirtschaftliches Wissen und fehlende Management-Skills aneignen.» Er erhoffte sich frischen Wind für seinen nächsten Karriereschritt. Und die Impulse kamen. Hiestand wollte eine eigene Firma gründen und lernte während des Studiums an der ZHAW, wie man einen dafür notwendigen Businessplan ausarbeitet. «Vor dem MBA wusste ich nicht, wie das hätte gehen sollen. Wichtig war, zu verstehen, ob es für unsere neue Firma Brevit einen Markt gibt, welche finanziellen Mittel notwendig sind und wie man dieses neue Unternehmen im Endeffekt finanzieren könnte.»

Bei André Bruggmann lief es umgekehrt, zuerst der Eintritt ins Berufsleben und danach die notwendige zusätzliche Ausbildung. «Vor fünf Jahren stiess ich auf ein Jobinserat der Firma Crosswind, die bereits 2013 gegründet worden war. Es war ein Einmannbetrieb, und mir waren Herausforderung und Risiken des Einstiegs bewusst. Bereut habe ich es nie, heute bin ich zusammen mit Gründer Tobias Brühlmeier Co-CEO, und wir beschäftigen neun Personen.»

Praxiswissen dank Theorie

Für Hiestand stimmte bei der Wahl der Hochschule unter anderem das Preis-Leistungs-Verhältnis des Studienangebots, und für Bruggmann passte unter anderem der Standort Winterthur. An der Schule selbst lernte dann auch Bruggmann, wie man einen richtigen Businessplan ausarbeitet. Auf diesem Wissen konnte er später für sein Unternehmen Crosswind einen neuen Businessplan schreiben. «Das überarbeitete Konzept entwickelten wir im Frühjahr 2020, also genau dann, als die Coronakrise zuschlug. Wir mussten unsere Geschäftsstrategie hinterfragen und uns auf die neuen Realitäten ausrichten.»

Beide Firmen sind heute, auch dank dem gewonnenen MBA-Wissen der beiden CEO, aktiv und erfolgreich auf dem Markt: Brevit führt IT-Sicherheitsaudits durch und hilft KMU, die Cyber Security auszubauen und sich gegen Cyberattacken effizienter zu schützen. Und Crosswind beherrscht geografische Informationsverarbeitung – neudeutsch: Location Intelligence – und bietet Unternehmen die Verarbeitung von klassischen Kundeninformationen mit Geodaten und Location Analytics.

Marco Hiestand und André Bruggmann sind mit ihrer Selbstständigkeit zufrieden und freuen sich auf die weitere Entwicklung und das Wachstum ihrer Firmen. Rückblickend sehen sie deshalb positiv auf ihre MBA-Weiterbildung in Winterthur zurück. Hiestand hätte sich vielleicht etwas mehr wissenschaftlich fundiertes Wissen im Verkaufs- und Vertriebsmanagement gewünscht. Aber sonst habe sich das harte berufsbegleitende Engagement während zwei Jahren gelohnt. Hiestand erinnert sich: «Mit der Belastung muss man umgehen können. Die Arbeit im Büro und die Nächte des Heimstudiums waren intensiv, zudem wurde ich kurz vor Beginn des MBA Vater einer Tochter. Ohne Verständnis seitens Ehefrau und Arbeitgeber wäre es sehr schwierig gewesen.»

Alumni für die Zukunft

Neben dem eigentlichen Fachwissen haben die Studienjahre an der ZHAW noch einen weiteren substanziellen Vorteil geliefert, nämlich das Netzwerk, das sich die beiden Geschäftsmänner geschaffen haben. André Bruggmann fand schon den Austausch zwischen Dozierenden und Studierenden spannend, und heute, nach dem Studium, schätzt er den Kontakt der Studienfreunde untereinander. «Es sind Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, vergleichbare Ziele verfolgen und auf ihrem Weg unterschiedliche Erfahrungen sammeln.»