Mit 43 einen Executive MBA zu beginnen, klang am Anfang verrückt. Mein Mann und ich bekleiden beide Führungspositionen. Ausserhalb des Büroalltags sind wir mit den Hausaufgaben und Sportaktivitäten unserer drei Kinder beschäftigt. Dazu kommen Tätigkeiten in Service-Clubs. Das Alltagstempo ist hoch. Wie würden wir all dies managen, wenn ich über 15 Monate lang studiere? Wird sich die Investition lohnen? – Sechs Monate nach meinem Abschluss lautet die Antwort: Ja!

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Eine «Roadmap» kreieren

Die Idee kam ursprünglich von meinem Mann, der sieben Jahre vor mir das EMBA-Studium bei Rochester-Bern absolviert hatte. Er wusste von meinem Traum, ein Unternehmen zu leiten, und ermunterte mich, nach 17 Jahren wieder zu studieren. Um den nächsten Karriereschritt zu erreichen, war es wichtig, meine Kompetenzen in Wirtschaft, Finanzen und General Management zu stärken. So würde ich ein holistisches Verständnis von Unternehmensführung erlangen.

Die Autorin

Christine Kreis, COO, Rochester-Bern Executive Programs, Bern. www.rochester-bern.ch

Als mein Mann und ich überzeugt waren, haben wir es mit den Kindern am Familientisch besprochen. Zusammen entwickelten wir einen Plan: Alle zwei bis drei Wochen würde ich Ende Woche in die Schule gehen. Einige Abende und einen Tag am Wochenende würde ich mir Zeit fürs Lernen und für Prüfungen einplanen – rund 15 Stunden in der Woche. Der Rest der Zeit war für die Familie reserviert. Vor dem Start des Executive MBA hatten wir ein Ziel und einen Plan erarbeitet. Auf diesen Plan haben wir als ganze Familie angestossen.

Alles unter einen Hut zu kriegen, ist bei einem EMBA-Studium unmöglich. Es gibt mehrere Hüte, die von verschiedenen Leuten getragen werden, wenn sich eine Familie dafür entscheidet. Mein Mann ist zu Hause mehr eingesprungen als vorher. Zum Beispiel hat er die Planung der Aktivitäten der Kinder übernommen und ist teilweise alleine mit ihnen in den Ferien gefahren. Unsere Nanny kam öfter zu uns, damit ich in die Schule gehen konnte. Sie hat für uns gekocht und im Haushalt geholfen. Gute Freunde haben unsere Kinder zu ihren Sportaktivitäten gebracht, als ich während eines Monats in Rochester, USA, war.

Auch im Büro hat man mir den Rücken gestärkt. Meine Vorgesetzte hat mich von Anfang an unterstützt und war für mich ein wichtiger Sparringspartner für Ideen in Bezug auf Arbeiten, die ich für das Studium geschrieben habe. Das gesamte Team übernahm mehr Verantwortung, als ich in der Schule war, damit ich mich ganz den Kursen widmen konnte. Eine weitere Stütze waren meine Studienkolleginnen und -kollegen, mit denen ich gemeinsame Arbeiten geschrieben habe.

Beim Abschluss stärker als Familie

Auf dieser Reise war ich nie alleine, weil ich den Hut, den ich sonst trage, mit anderen teilen konnte. Dies war für meine persönliche Entwicklung ein wichtiger Schritt und ein Muss. Meine Familie war für mich wie der Nordstern während einer Weltreise. Es gab Zeiten, in denen ich aus meiner Komfortzone gelockt wurde und mir die Lernkurve unüberbrückbar vorkam. So ging es den Kindern manchmal auch in der Schule. Dieses Erlebnis haben wir besprochen und uns entschlossen, unser Bestes zu geben und weiterzumachen. Wir hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen und einen Plan, um es zu erreichen.

Im Kurs Sales & Distribution Management befassten wir uns mit Anreizsystemen für Mitarbeitende, Kunden und Kundinnen. Die gleichen Konzepte spielen zu Hause beim Verdienst von Taschengeld eine Rolle. Buchhaltung ist wichtig für den Haushalt – sowohl für unsere Planung als auch, um unseren Kindern zeigen zu können, wie wir unser Leben finanzieren. Prioritäten setzen, effektives Zeitmanagement und Durchhaltevermögen sind weitere wichtige Kompetenzen, die ich durch den EMBA festigen konnte und die unsere Kinder während dieser Zeit mitbekommen haben.

Als meine Töchter an der Abschlusszeremonie meinen Hut aufsetzten, hat mich dies zum Nachdenken gebracht. Er gehört auch ihnen – als Symbol unserer Kollaboration in den letzten 15 Monaten. Wenn meine Töchter sehen, wie ihr Papa ihre Mama bei der Verwirklichung ihrer Karriereträume unterstützt, so, wie es Mama sieben Jahre vorher gemacht hat, hoffe ich, dass sie später an diesen Hut denken und den Mut haben, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Es gibt immer einen Weg, und er wird sich lohnen!