Eigentlich sollte man annehmen, mit der fortschreitenden Digitalisierung würden Treuhänderinnen und Treuhänder dank Software für Buchhaltung und Steuererklärungen entlastet. Diese automatisierbaren Aufgaben fallen zwar weg, aber dafür vertiefen sich die Tätigkeiten im Bereich der Unternehmensberatung und des Coachings. Die Vertrauenspersonen aus der Treuhandbranche agieren als Generalisten, sind also echte Allrounder, die thematisch alles im Griff haben, was gerade gefragt ist.
Und das ist eine breite Palette. Die Kundinnen und Kunden aus den kleinen und mittleren Unternehmen fragen nach Dienstleistungen, bei denen sie über keine eigenen Fachkräfte oder Erfahrungen verfügen. Dazu gehören Rechnungswesen, Steuern, Revision, Personaladministration, Immobilienverwaltung und Vorsorgeplanung. Fast selbstverständlich ist überdies, dass Treuhänderinnen und Treuhänder auch über das notwendige IT-Know-how verfügen.
Ein verlockender Job? Die Karriereaussichten sind mit dem erworbenen Wissen jedenfalls vielversprechend. Und doch herrscht auch in der Treuhandbranche ein akuter Mangel an Fachkräften. Ältere Berufsleute gehen vermehrt in Pension, aber der Nachwuchs findet sich nicht in gleicher Zahl. Nun wird versucht, mit Quereinsteigerprogrammen zusätzliche Treuhänderinnen und Treuhänder zu rekrutieren. Wenn Nachfolgelösungen in einem kleinen Treuhandbüro nicht möglich sind, kommt es auch oft zu Kooperationen mit anderen Betrieben. Solche Netzwerke sind in einer laufend stärker regulierten Wirtschaft auch notwendig, um sich gegenseitig auszutauschen und auf Fachkenntnisse in allen Bereich zurückzugreifen.
Bei den KMU geht es in Verbindung mit Wirtschaftsprüfung und Revision ebenso um die Kosten. Gerade wenn Regulierungen immer wieder verschärft werden, wehrt man sich beim Dachverband Treuhand Suisse dagegen, dass zunehmend Vorschriften, die für Grosskonzerne gelten, auch kleinen und mittelgrossen Unternehmen übergestülpt werden. «Wir sind im Gegensatz zur Revisionsaufsicht (RAB) der Meinung, dass bei solchen Anpassungen immer klar zwischen ordentlicher und eingeschränkter Revision unterschieden werden muss», sagt Nationalrätin und Treuhand-Suisse-Präsidentin Daniela Schneeberger. Sie will so den finanziellen und administrativen Aufwand für KMU möglichst gering halten. Nicht umsonst ist der Preis bei einer Mandatsvergabe oft das entscheidende Kriterium.