Sie stehen – wie die Gesellschaft als Ganzes – vor einer grossen Herausforderung: Die Schweizer Unternehmen müssen auf die Klima- und Umweltproblematik reagieren. Nur so können sie schwerwiegende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft verhindern und im besten Fall die Pariser Klimaziele erreichen. Das ist eine schwierige Aufgabe.

 

Es geht darum, im Business zu bleiben

Nachhaltigkeit ist für die Unternehmen inzwischen mehr als bloss ein Schlagwort. Es braucht keine Überzeugungsarbeit mehr, sie von der Notwendigkeit einer nachhaltigen Strategie zu überzeugen. Gesetzliche Vorgaben und damit verbundene Umsetzungsfristen zeigten ihre Wirkung. Und die Regulatorien aus dem In- und Ausland üben einen zusätzlichen Druck auf Unternehmen aus, nachhaltiger zu werden. Die Firmen spüren auch eine intrinsische Verantwortung, sich klimaneutral aufzustellen. Es geht schlicht darum, langfristig im Business zu bleiben. Und das gelingt nur, wenn die ganze Palette der Realwirtschaft – Logistik, Lieferketten, Mitarbeitende – nachhaltiger ausgerichtet wird. Auch die Erwartungen der Investoren und der Kundschaft steigen kontinuierlich.

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Die Autoren

Corina Grünenfelder, Sustainable Finance Consulting Lead für Finanzdienstleistungen, EY Schweiz

Mark Veser, Partner und Leiter Climate Change and Sustainability Services Team, EY Schweiz, Zürich.

Funktionsübergreifende Lösungen

Doch wie sieht eine Firmenstrategie aus, die diese Anforderungen erfüllt? Wo soll ein Unternehmen anfangen? Was es braucht, ist sehr unterschiedlich und hängt vom Geschäftsmodell ab. Eines ist jedoch bei jeder Strategie gleich: Es geht nicht um einzelne Unternehmensbereiche, sondern um funktionsübergreifende Lösungen. Niemand – und keine einzelne Abteilung – kann eine solche Strategie alleine definieren und implementieren. Anders gesagt: Mit der Einführung einer Abteilung für Nachhaltigkeit ist es nicht getan. Das Thema betrifft die Produkt- und Servicepalette, Forschung und Entwicklung, Einkauf, Produktion und Vertrieb; aber auch alle weiteren Unternehmensfunktionen wie Personal, Recht und Compliance sowie Risikomanagement. Um Nachhaltigkeit glaubwürdig, effektiv und langfristig in einer Firma umzusetzen, muss sie als Leitmotiv verstanden und über alle Geschäftsbereiche hinweg umgesetzt werden.

Entscheidend ist, dass die Unternehmen jetzt die Kapazitäten und Kompetenzen dafür aufbauen – und dies nicht nur in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen, sondern auch beim Personal. Denn die Mitarbeitenden gehören zu den Hauptzielgruppen einer Nachhaltigkeitsstrategie. Die getroffenen Massnahmen müssen im täglichen Ablauf erlebbar sein. Wichtig ist, dass jede Firma und jeder Mensch versteht, dass Nachhaltigkeit und die Reduktion des CO₂-Fussabdrucks nicht nur ein Risiko darstellen, sondern auch eine Chance.

Beispiel Agrarsektor

Im B2B-Bereich liegt der grösste Hebel für Veränderungen. Für ein Unternehmen aus dem Agrarsektor kann dies bedeuten, sich den Zugang zu nachhaltig produzierten Rohstoffen langfristig zu sichern. Es ist also im Interesse des Unternehmens, den Klimawandel zu stoppen. Denn was passiert, wenn das Unternehmen beispielsweise wegen einer Trockenperiode die nötige Menge und Qualität der Rohstoffe nicht mehr erhält? – Es gibt aber auch Firmen, für die sich eine Dual-Strategie anbietet. Beispielsweise können Unternehmen mit einer Anpassung der Strategie die CO₂-Intensität deutlich reduzieren. Damit können unter anderem Akquisitionen gefördert werden, die sich vom ursprünglichen, CO₂-intensiven Kerngeschäft entfernen und dazu beitragen, den ökologischen Fussabdruck zu reduzieren.

 

Begleitung statt Ausschluss

Banken und Versicherungen spielen eine wichtige Rolle. Denn sie finanzieren und versichern den Übergang in eine nachhaltigere Zukunft und ermöglichen Firmen durch dezidierte Produkte, den Klimawandel zu adressieren. Der Ausschluss von Unternehmen, deren Kerngeschäft einen hohen CO₂-Ausstoss aufweist, empfiehlt sich hingegen nicht. In dieser Hinsicht kommt die Schweiz mit ihrer Nachhaltigkeitsgesetzgebung den Unternehmen auf sinnvolle Weise entgegen. Ausschlüsse führen bloss zu einer Verschiebung des Problems. Stattdessen braucht es echte Anreize, das Verhalten zu ändern. Für das Klima ist es besser, Unternehmen zu begleiten, damit sie nachhaltig und erfolgreich fit für die Zukunft werden.

Nachhaltigkeits-Strategie-Tipps

  • Niemand kann den Klimawandel alleine stoppen: kein Firmenchef, keine Firmenchefin und keine Abteilung. Alle Bereiche müssen unter der beispielhaften Führung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung involviert sein.
  • Das operative Führungsgremium sollte eine funktionsübergreifende Zusammensetzung haben.
  • Es braucht ein gemeinsames Bild der Nachhaltigkeitsstrategie, das für alle verständlich ist.
  • Nicht nur die Risiken sehen, sondern die Chancen einer Nachhaltigkeitsstrategie betonen.
  • Es lohnt sich, früh anzufangen. Am besten jetzt!