Per Definition gehen in der Blockchain keine Informationen verloren. Jede Transaktion kann durch manuelle, zeitintensive Nachforschung geprüft und nachvollzogen werden. Dadurch können im Einzelfall strenge Sorgfaltspflichten für bestimmte Wallets durchgesetzt werden. Die meist grosse Anzahl an durchgeführten Transaktionen (auch innerhalb einzelner Wallets) wird aber in den allermeisten Fällen zum Stolperstein für eine effiziente Erfassung, Prüfung und Überwachung.

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Während viele potenzielle Anleger und Anlegerinnen noch, meist zu Recht, von mangelnder Transparenz und unklarer Regulierung abgeschreckt sind, gibt es Lösungsansätze und Entwicklungen, die genau dieser Problematik entgegenwirken. So arbeiten verschiedene Unternehmen mit Hochdruck an Methoden und Systemen, um Kryptowährungen zu einer grösseren Akzeptanz zu verhelfen. Inzwischen ist es möglich, nahezu jedes Portfolio mit all seinen Transaktionen verlässlich abzubilden, auch wenn die Komplexität der zu erfassenden Kryptovorgänge sehr hoch ist. Die Buchhaltung der jeweiligen Privatperson oder des Unternehmens kann nachvollziehbar, vollständig und somit rechnungslegungskonform dargestellt werden. Entsprechend sind auch gesetzliche Revisionen dieser Unternehmen möglich, was zusätzliches Vertrauen schafft.

Die Autoren

Philipp Schlumpf, Partner und Leiter Niederlassung bei der BDO

Jonas Haegele, Berater Kryptowährungen bei der BDO, Zug.

Nachweis der Mittelherkunft

Die Voraussetzungen dafür: Die vom Mandanten bereitzustellenden Informationen müssen klar formuliert und anhand von persönlichen Interviews ermittelt werden. Die Prüferin beziehungsweise der Prüfer muss zudem über die Fähigkeit verfügen, die erhaltenen Informationen nachzuvollziehen, und muss wissen, wie und wo im Zweifelsfall die Richtigkeit der Informationen nachgeprüft werden kann. Das Hauptziel bei der Prüfung ist, nebst der Bestätigung der Existenz, der Verfügungsgewalt und der Bewertung, die Vollständigkeit der in der Portfolioübersicht angegebenen Kryptowährungen. Zentral ist zudem der Nachweis der Mittelherkunft (die sogenannte Source of Funds) beim Wechsel von Fiatgeld in Kryptowährungen und retour.

Aufgrund der Volatilität im Markt ist die Berechnung der Erträge sowie der realisierten und unrealisierten Erfolge für eine transparente und vertrauenswürdige Portfolioaufbereitung eine zusätzliche Herausforderung und von grosser Wichtigkeit. Mit der Entwicklung und Implementierung von neuen Technologien und Tools können die Transparenzprobleme weitgehend beseitigt werden. Der Bestand an Kryptowährungen kann mit den dazugehörigen Börsen und Wallets, ähnlich wie im Kontoauszug einer Bank, nachvollziehbar aufbereitet werden. Der Berater benötigt dafür ein breites Wissen, vor allem aber auch die nötige Softwareunterstützung.

Kryptowährungen können den Weg in den Investment-Mainstream finden, wenn sich eine solche Softwarelösung flächendeckend durchsetzt. Einheitliche Standards und Prozesse aufseiten der Regulierungsbehörden sind genauso essenziell wie die Funktionalität und Skalierbarkeit der Softwarelösungen aufseiten der Prüfenden. Die Branche darf gespannt sein.

 

Staatliche Vorgaben

Auch in der Schweiz hat die zunehmende Verwendung von Kryptowährungen zu einer erhöhten Besorgnis bezüglich Betrügereien, Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung geführt. Aus diesem Grund hat die Finanzmarktaufsicht Finma eine Reihe von Richtlinien eingeführt, die den Finanzinstitutionen helfen sollen, ihr Monitoringniveau dem Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiko der Kundschaft anzupassen. Zu diesen Richtlinien gehören das Festlegen von Erwartungen an das Verhalten der Kundschaft, die regelmässige Überprüfung der Konti sowie die Berücksichtigung von Änderungen der zuvor eingeholten Due-Diligence-Informationen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass das entsprechende Institut in der Lage ist, ungewöhnliche Transaktionen zu erkennen und Veränderungen im Risikoprofil der Kundinnen und Kunden zu identifizieren.

Die Überwachung von Transaktionen ist für die Identifizierung verdächtiger Aktivitäten unerlässlich. Eine solche Überwachung sollte regelmässig erfol-gen und möglicherweise auch durch bestimmte Transaktionen oder Transaktionstypen automatisiert ausgelöst werden. Dadurch wird das Risiko der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Zusammenhang mit Kryptoprodukten, -dienstleistungen oder Finanzaktivitäten eindeutig gemindert.

 

Die Schweiz als Vorreiterin

Die Schweiz nimmt in Sachen Kryptowährungen in Europa eine Vorreiterrolle ein. Statista berichtet, dass 16 Prozent der Schweizer Bevölkerung im Jahr 2011 in Krypto-bezogene Aktivitäten involviert waren. Prognosen zufolge wird diese Zahl bis Ende 2023 auf rund 20 Prozent steigen. Darüber hinaus legt der «CV VC Top 50 Report 2022» dar, dass die Zahl der registrierten Unternehmen im Crypto Valley auf 1135 gestiegen ist. Die Gesamtbewertung der Top-50-Kryptounternehmen stieg im Jahr 2022, trotz Marktvolatilität, auf rund 185 Milliarden Dollar. Zudem hat die Finma durch die Zulassung der weltweit ersten vollständig regulierten Kryptobank und des weltweit ersten Kryptofonds dem traditionellen Finanzsektor die Möglichkeit gegeben, Krypto-bezogene Geschäfte zu betreiben und weiterzuentwickeln.

Die Einbeziehung der Blockchain beziehungsweise von Blockchain-basierten Assets in die traditionelle Finanzwelt wird, allen Unwägbarkeiten zum Trotz, unvermeidlich sein. Der zweifelhafte Ruf dieser scheinbar zwielichtigen Assetklasse bringt die offensichtlich vorhandenen Synergien auf lange Sicht jedoch in Gefahr. Es ist darum dringend nötig, Regularien und verbindliche Prozesse einzuführen. Die Entwicklung in diesem Bereich nimmt rasant Fahrt auf, und es tummelt sich eine immer grössere Anzahl an Playern im Bereich der «Kryptotransparenzschaffung». Das Ziel ist klar: Finanzinstituten soll ermöglicht werden, vergangene und aktuelle Kundentransaktionen auf der Blockchain effektiv und kosteneffizient nachvollziehen und überwachen zu können. Die erfolgreiche Entwicklung einer institutionellen, skalierbaren Transparenzlösung für Kryptowährungen ist von fundamentaler Bedeutung für die fortwährende Adoption von Kryptowährungen als Investment-Asset.