Der Fachkräftemangel macht sich auch bei den Wirtschaftsprüfern, Steuerexpertinnen und Treuhändern bemerkbar. Im Klartext heisst das: Die Unternehmen müssen in die Ausbildung und Entwicklung ihrer Mitarbeitenden investieren. Schliesslich will die Branche sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden über das erforderliche Fachwissen verfügen, um den Anforderungen der Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.
Weil sich die geburtenstarken Generationen in den nächsten Jahren aus dem aktiven Erwerbsleben verabschieden, dürfte sich die Situation in diesem Bereich des Arbeitsmarkts nicht so rasch entspannen. Umso wichtiger ist es, genügend Talente für die Wirtschaftsprüferbranche zu gewinnen. Immerhin kann positiv vermerkt werden, dass laufend komplexere Fragestellungen in den Bereichen Abschlussprüfung, Rechnungswesen und Finanzen die jungen Leute nicht von einem Berufseinstieg abschrecken. Im Gegenteil. Für Stefanie Specker, CEO beim Dachverband Expertsuisse, macht gerade dieses spannende Aufgabenfeld den Job speziell attraktiv: «Wir stellen steigende Zahlen bei den Anmeldungen zum Lehrgang des diplomierten Wirtschaftsprüfers fest.»
Dem Berufsimage der Branche wird generell grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Zentral sind dabei detaillierte Informationen zu den Karrierechancen für potenzielle Einsteigerinnen und Einsteiger. Nicht umsonst sind diese Spezialistinnen und Spezialisten mit ihrem tiefen Einblick ins praktische Funktionieren der Wirtschaftswelt auf dem Arbeitsmarkt heiss begehrt.
Digitale Tools erobern den Sektor
Die Branche ist aber ebenso mit der technologischen Disruption konfrontiert. Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von Technologien wie künstlicher Intelligenz und Automatisierung verändern die Art und Weise, wie Abschlussprüfungen durchgeführt werden. Wirtschaftsprüferinnen und -prüfer müssen in der Lage sein, diese neuen Technologien zu verstehen und in ihre Arbeitsweise zu integrieren. Nur das ermöglicht eine effizientere und qualitativ verbesserte Revisionstätigkeit.
Die Hochschulen haben auf diese neuen Herausforderungen mit zusätzlichen Ausbildungsmodulen reagiert. Neben Lehrgängen zum Accounting-Wissen kommen neue Lehrgänge im Bereich IT und künstliche Intelligenz dazu. Mit den neuen digitalen Tools wird die Risikoanalyse erleichtert, deliktische Handlungen lassen sich deshalb aber nicht einfach aufdecken. Das ist auch nicht die primäre Aufgabe des Abschlussprüfers. Vielmehr sollen die Revisorin oder der Revisor die Verlässlichkeit und damit die Ordnungsmässigkeit der Informationen im Jahresabschluss und Lagebericht bestätigen.
Sowohl die Schweizer Regierung als auch internationale Gremien setzen ständig neue Vorschriften und Standards für die Rechnungslegung und Prüfung fest. Entsprechend muss die Branche kontinuierlich sicherstellen, dass ihre Praktiken und Prozesse den aktuellen Anforderungen entsprechen. Früher waren es in erster Linie regulatorische Veränderungen im Bereich der finanziellen Berichterstattung. Vermehrt dazugekommen sind in der jüngsten Vergangenheit auch Prüfpflichten für das Non-financial-Reporting. Im Zentrum stehen dabei ESG-Themen. Wie weit dabei die Regelung aus der EU auch in der Schweiz greift, muss sich erst noch weisen. Vieles deutet aber darauf hin, dass sich die SMI-Firmen bereits intensiv auf die objektive Prüfung nicht finanzieller Informationen vorbereiten. Dem Thema Nachhaltigkeit wurde bei der Überarbeitung des «Swiss Code of Best Practice» bereits eine grosse Bedeutung beigemessen. Kein Zweifel: Die Thematik ist auch bei uns angekommen.