Im Juni ist die Schweiz in eine neue Ära der Besteuerung eingetreten: Das Stimmvolk hat eine entscheidende Verfassungsänderung angenommen und den Weg für die Einführung einer globalen Mindeststeuer geebnet. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf viele Geschäfts- und Unternehmensfunktionen; insbesondere die Wirtschaftsprüfung wird unweigerlich von der Umsetzung betroffen sein.

Die globale Mindeststeuer schreibt einen effektiven Steuersatz von 15 Prozent für multinationale Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 750 Millionen Euro vor. Unternehmen, die diesen Satz in einem Land nicht erreichen, müssen auf die Differenz eine Ergänzungssteuer zahlen. Für Schweizer Wirtschaftsprüfungsfirmen bedeutet diese globale Steuerharmonisierung neue Herausforderungen bei der Bewertung der Risiken eines Unternehmens, einer der zentralen Punkte der jährlichen Prüfung.

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Aktive Steuerprüfung

Eine frühe Einbindung der Revisionsstelle ist für eine reibungslose Prüfung unerlässlich, insbesondere in den ersten Jahren der Umsetzung der Mindeststeuer. Der aktive Ansatz hilft, Fehler der Finanzberichterstattung zur Unternehmenssteuerreform zu vermeiden. Der Weg hin zu einer regelkonformen Einhaltung der neuen Steuer ist je nach Organisation anders. Einige Firmen benötigen spezialisierte Unterstützung im Tax-Accounting, während andere Expertise in der rechtlichen Strukturierung, der IT-Datenerfassung oder der Finanzanalyse und der Finanzberichterstattung benötigen.

Das Zusammenbringen all dieser Elemente und die Erstellung einer angemessenen Compliance- und Prüfungsdokumentation erfordern neue interne Prozesse und Kontrollen. Prüferinnen und Prüfer haben in der Regel Einblicke in viele der durch die Änderungen betroffenen Aspekte. Die Nutzung dieses Wissens, um wertvolle, funktionsübergreifende Erkenntnisse zu liefern, könnte ein weiteres Puzzlestück sein, um durch die grossen Veränderungen zu navigieren.

Die Autoren

Christophe Aebi und Tan Lay Boon, beide Audit-Partner Deloitte Schweiz, Zürich.

Ein Kernbereich, der von der globalen Mindeststeuer betroffen ist, sind Steuerrückstellungen. Prüfende müssen beurteilen, ob sie mit den neuen Mindeststeueranforderungen übereinstimmen, und sicherstellen, dass die damit verbundenen Angaben im Jahresabschluss genau und transparent sind. Da grosse multinationale Unternehmen betroffen sind, sind meist die Rechnungslegungsstandards nach IFRS (International Financial Reporting Standards) für die Umsetzung und Offenlegung im Jahresabschluss relevant.

Entgegen einigen Erwartungen sind die latenten Steuern nicht betroffen, da allfällig geschuldete Ergänzungssteuern nicht bei der Ermittlung der latenten Steuern berücksichtigt werden dürfen; die Änderungen führen eine zeitlich begrenzte Ausnahme für die Bilanzierung von latenten Steuerrückstellungen für Ergänzungssteuern gemäss IAS 12 ein. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen weder Angaben zu latenten Steuerverbindlichkeiten noch zu latenten Steuerforderungen im Zusammenhang mit der globalen Mindeststeuer machen muss.

Die Risikobeurteilung ist zentral für die Prüfungsarbeit. Wirtschaftsprüfer müssen die Auswirkungen der globalen Mindeststeuer richtig verstehen, um während des Umsetzungsjahres die entsprechenden Risiken adäquat zu identifizieren. Die unternehmensseitig notwendigen Prozesse und Kontrollen erfordern oft neue IT-Lösungen.

Insbesondere die Datenerfassung und -analyse in verschiedenen Rechtsordnungen erfordern Systeminvestitionen. Wirtschaftsprüferinnen und -prüfer müssen diese Systeme bei ihrer Risikobewertung berücksichtigen, um die Integrität der Systeme sicherzustellen.

Die Umsetzung der Mindeststeuerreform führt zu zusätzlicher Komplexität im Prüfungsprozess, um die Steuerpositionen des Unternehmens zu validieren. Es wird unerlässlich sein, dass Wirtschaftsprüferinnen, Steuerspezialisten und weitere länderübergreifende Fachkräfte zusammenarbeiten. Diese sollten in einem frühen Stadium in die Risikobewertung einbezogen werden, um strittige Bereiche zu identifizieren. Aufgrund der Komplexität der Angelegenheit werden Wirtschaftsprüferinnen ohne die intensive Unterstützung aus deren Steuerabteilungen keine zielgerichtete Prüfung durchführen können.

 

Auswirkungen nicht unterschätzen

Die Auswirkungen der Reform auf die Finanzberichterstattung, steuerbezogene Offenlegungen, Risikobewertung, interne Kontrollen, Prüfungsverfahren und den gesamten Prüfungsprozess werden die Wirtschaftsprüfer zwingen, ihre Methoden für diesen Bereich anzupassen und ihr Verständnis für komplexe internationale Steuerrahmen zu erweitern. Da sich die globale Steuerlandschaft weiterentwickelt, müssen Wirtschaftsprüfer in der Schweiz diese Veränderungen annehmen, am Ball bleiben und eng mit der Unternehmensleitung zusammenarbeiten, um Transparenz, Genauigkeit und die Einhaltung der Rechnungslegungsanforderungen zu fördern. Mit ihrer Erfahrung und der Unterstützung von Steuerspezialisten sind Prüferinnen und Prüfer die idealen Ansprechpartner, um einen fundierten Beitrag zum reibungslosen Übergang zum neuen globalen Steuerrahmen zu leisten.