Der Kilchberger Schwinget ist ein ganz besonderer Anlass. Am alle sechs Jahre stattfindenden Schwingfest in der zürcherischen Seegemeinde sind nur die sechzig besten Schwinger der Schweiz eingeladen. Für «die ganz Bösen» gilt deshalb ein Sieg am Kilchberger fast noch höher als ein Sieg am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest.

Eine weitere Besonderheit ist, dass keine Tickets für den Anlass verkauft werden. Die erwarteten 12'000 Besucher dürfen nur auf Einladung kommen. Tradition wird im Schwingsport eben weiter gross geschrieben. Trotz der kürzlich bekannt gemachten Verlängerung des Fernsehvertrags zwischen dem Eidgenössischen Schwingerverband (ESV) und der SRG, sieht Obmann Paul Vogel deshalb keine Gefahr, dass sein Sport den Verlockungen des Geldes erliegt.

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Man hört immer wieder, dass der Schwingsport im Wandel ist. Traditionalisten beklagen, dass das Schwingen durchs Geld verdorben wird. Wie sehen Sie die Situation?
Paul Vogel*: Es stimmt, dass heute mehr Geld im Schwingen steckt als früher. Allerdings sehe ich dabei kein Problem. Der Trainingsaufwand für die Schwinger ist gestiegen und ich mag es den Sportlern gönnen, wenn sie für ihren grossen Einsatz entschädigt werden. Es ist aber klar, dass die Einnahmen der Schwinger im Vergleich zu anderen Sportarten wie etwa Fussball immer noch sehr bescheiden sind und dies ist auch gut so. Schwingen soll nicht zum Profisport werden.

Können Sie Zahlen nennen?
Die Schwinger müssen zehn Prozent ihrer Werbeeinkünfte an den Verband abgeben. Alle Schwinger zusammen haben letztes Jahr 130'000 Franken abgeliefert. Sie sehen also, in welchem Rahmen sich die Einnahmen bewegen.

Und wie sieht denn die Verteilung aus? Kann man als Schwinger vom Sport leben?
Nein das kann man nicht, denn die 1,3 Millionen verteilen sich auf etwa 50 Schwinger. Die Zahlen werden nicht aufgeschlüsselt, auch wir wissen nicht wer wie viel einnimmt. Man kann aber davon ausgehen, dass eine Handvoll Spitzenschwinger etwas mehr verdient. Bei Rest dürften sich die Einnahmen auf 4000 bis 5000 Franken im Jahr belaufen.

Und dann gibt es ja auch noch das Werbeverbot in der Arena.
Genau. Der grosse Pluspunkt des Schwingens ist die Tradition. Es war uns deshalb wichtig dieses Verbot zu erhalten, als wir das Reglement vor ein paar Jahren überarbeitet haben. Dazu eine kleine Anekdote: Das Mittelländische Schwingfest 2014 fand in der Postfinance Arena in Bern statt. Für den Anlass mussten alle Werbungen abgedeckt werden. Die Angestellten und selbst die Besitzer des Eishockeystadions hatten richtig Freude einmal zu sehen, wie ihre Halle ohne Werbung aussieht. Für uns ist klar: Die Arena im Schwingen ist und bleibt Werbefrei.

Wie erklären sie sich den aktuellen Boom des Schwingsports?
In den 80er Jahren galt Schwingen als altmodisch und die Schwinger als stur. Heute aber sind Tradition und Brauchtum wieder im Kommen. Die Leute sehen wie friedlich und gesittet es bei uns zu geht. An welchen Sportanlass kann man heute noch Gläser Flaschen und Messer mitnehmen? Ich sage immer: Brot, Speck und Wein gehören zum Schwingen einfach dazu.

Zurück zum Finanziellen. Was bringt eigentlich der neue Fernsehvertrag mit der SRG?
Der ist sehr wichtig. Dazu muss man sehen, dass wir beim Ticketverkauf eigentlich nur mit den ganz grossen Festen wie dem Eidgenössischen richtig Geld verdienen können. Das Geld brauchen wir um den gesamten Unterbau zu erhalten, für die Teilverbände und die Nachwuchsförderung. Häufig geht es dabei nur um ein paar tausend Franken, die aber sehr viel bewirken können. Doch die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fernsehen geht weit über die rein finanziellen Aspekte hinaus. Der Boom des Schwingsports wäre ohne das Fernsehen nie in diesem Ausmass zustande gekommen. Auch deshalb sind wir froh die SRG weiter an Bord zu haben.

Zum Schluss noch eine sportliche Frage. Wer gewinnt in Kilchberg?
Da möchte ich keine Namen nennen. Die Favoriten sind bekannt. Dazu gehören die Schwingerkönige oder auch Christian Stucki. Es gibt aber bei allen Teilverbänden sehr starke Schwinger und weil nur die sechzig Besten dabei sind, wird es sehr schwierig ohne Niederlage durch alle Gänge zu kommen. Eine Überraschung ist deshalb durchaus denkbar.

* Paul Vogel ist Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes