Riet Cadonau kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Zum 150-Jahr-Jubiläum reiste der Chef der auf Schliess- und Sicherheitstechnologie spezialisierten Kaba nach Asien. Was er an den Feierlichkeiten von den Mitarbeitern und Kunden zu hören bekam, überraschte den nüchternen Schweizer. Das hohe Alter war in aller Munde. Eine Firma, die 150 Jahre alt sei und immer noch existiere, müsse vieles richtig gemacht haben. Das sei ein Zeichen für Qualität und Tradition.

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Diese Einsicht haben sämtliche Chefs von Unternehmen, die auf eine jahrhundertealte Geschichte zurückblicken können. So lange zu überleben, ist keine Selbstverständlichkeit. Die Vergangenheit der Suite-150-Mitglieder, also jener Unternehmen, die seit mindestens 150 Jahren existieren, zeigt, dass ihr Weg nie geradeaus lief. Vielmehr ist er geprägt von Zufällen, Brüchen, bahnbrechenden Erfindungen und Innovationen, radikalen Kurswechseln, gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, geschickter Personalpolitik, einem Höchstmass an Flexibilität und Weitsicht – und Glück. Gerade Kaba hätte es im Laufe ihrer 150 Jahre zweimal beinahe nicht mehr gegeben. Ein erstes Mal, nachdem Gründer Fritz Bauer seine Firma den drei Söhnen übergeben hatte, deren Investitionen und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs das Unternehmen 1915 in den Ruin führte. Beim zweiten Mal engagierte der Verwaltungsrat 1962 Ulrich Bremi, um Kaba zu liquidieren. Diese Anstellung erwies sich für das Unternehmen rückblickend als Glücksfall, denn der Unternehmer räumte auf und legte mit seiner Auslandexpansion den Grundstein zur heutigen Erfolgsgeschichte.

Chefs von Traditionsunternehmen sind sich bewusst, dass Tradition und Alter wichtige Werte darstellen. Deswegen amten sie aber nicht als Konservatoren, die vom Glanz der Vergangenheit leben. Sie durften die neuesten Trends nicht verpassen, sonst sind sie schnell weg vom Fenster. Orell Füssli zum Beispiel, das in einer kleinen Druckerei im 16. Jahrhundert das Gedankengut der Reformation und im 18. Jahrhundert die Schriften der Aufklärung verbreitete, wandelte sich im 19. und 20. Jahrhundert zu einem führenden Hersteller von Hightech- Banknoten. Pestalozzi, Von Roll, Bucher, Burckhardt Compression und Bühler sprangen rechtzeitig auf den Zug der Industrialisierung auf und profitierten von der Hochblüte im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert. Allerdings hatten sie sich vor der grossen Strukturbereinigung in den 1980er-Jahren derart klar positioniert und fokussiert, dass sie heute noch existieren. Der Unterwäschehersteller ISA bodywear setzte nach dem Zweiten Weltkrieg als erstes Unternehmen der Schweiz auf die neuesten Errungenschaften Helanca und Nylon und erlebte mit Jersey-Stoffen eine Blütezeit.

Die Suite-150-Mitglieder haben etwas bewegt und wollen ihr unternehmerisches Feuer der nächsten Generation weitergeben. Einige haben sich bereit erklärt, Startups als Mentoren beratend zur Seite zu stehen. Die Mobiliar und Bucher Industries übernahmen ein solches Mentoring viele weitere folgen über die nächsten Jahre.

Am 25. Oktober 2012 trafen sich die Vertreter der ältesten Unternehmen der Schweiz zum Gedankenaustausch im Club zum Rennweg in Zürich.