Nein. Halten Sie sich noch ein paar Monate zurück. Es sind erst eine Handvoll 5G-Handys auf dem Markt; diese sind erst noch teuer (850 bis 1000 Franken). Interessant wird's aber Ende Jahr, wenn das neue Mobilnetz 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung abdeckt und weitere Geräte im Gestell stehen. Empfehlenswert ist die ultraschnelle Verbindung für Leute, die oft in Hochfrequenzlagen surfen (Bahnhof, Fussballstadion) und Online-Spiele oder Video-Chats lieben. Oder für jene, die zu Hause keinen schnellen Glasfaseranschluss haben.
Swisscom hat Abos lanciert, die 5G standardmässig enthalten. Bei den meisten Abos von Swisscom und Sunrise muss der Kunde jedoch eine Zusatzoption für 10 Franken buchen, um mit voller Geschwindigkeit über 5G zu surfen. Von Salt gibt es noch keine Angaben zu den Konditionen.
Nein. Sie erhalten für Telekommunikation eine Spesenpauschale von 200 Franken pro Monat und lösen ein Abonnement wie alle anderen Bürger.
Wer nutzt 5G heute: Menschen oder Maschinen?
Beide. Aber es werden deutlich mehr Maschinen sein als Menschen, welche künftig Daten und Informationen übers 5G-Netz transferieren werden. Eine Prognose des Netzwerkherstellers Cisco besagt, dass 2020 weltweit rund 50 Milliarden Geräte, vom Temperatursensor bis zu selbstfahrenden Fahrzeugen, mit dem Internet verbunden sein werden. Dabei wird das schnelle Netz zusehends zum integrierten Servicedienstleister für den Schutz kritischer Infrastrukturen oder voll automatisierter Verkehrssysteme.
5G liefert Vorteile wie das noch schnellere Übertragen und Empfangen von Daten. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und ermöglichen Anwendungen, die noch gar nicht entwickelt wurden. Fürs Internet der Dinge bieten sich so viele neue Möglichkeiten.
Zu den selbstfahrenden Autos: 5G kann dafür sehr nützlich sein. Kritiker argumentieren aber, dass selbstfahrende Autos auch schon ohne 5G unterwegs und nicht primär darauf angewiesen seien, da die Fahrzeuge auch andere Techniken wie Kameras und Laser nutzen.
Für die 5. Generation. Generation 1 war das analoge «Natel» (ab 1979), Generation 2 das digitale Natel D/GSM (ab 1991), Generation 3 war UMTS (ab 2001) und Generation 4 LTE (ab 2008). Bisher wurde etwa alle zehn Jahre eine neue Netztechnologie eingeführt. 6G wäre demnach im Jahr 2029 dran.
Wo werden die ersten Antennen aufgestellt?
5G gibt es bei weitem noch nicht überall. Weisse Flecken in der 5G-Versorgung sind das Berner Oberland, das Wallis, der Jura, Neuenburg und die Region um Biel sowie Tessin, Uri und Schwyz. Grosse Funklöcher bestehen auch in Graubünden, im Osten des Kantons Zürich und im Kanton St. Gallen. Die Ballungszentren Zürich, Winterthur, Luzern, Bern, Basel und Genf weisen eine stärkere Durchdringung auf. Aber auch in besser versorgten und innerstädtischen Gebieten bestehen nach wie vor grosse Funklöcher. Von flächendeckendem 5G kann noch keine Rede sein.
«Swisscom, Sunrise und Salt können ihr Recht notfalls gerichtlich durchsetzen und gegen eine nicht erteilte Baubewilligung klagen»
Zudem haben die drei Mobilfunkanbieter sehr unterschiedliche Strategien: Swisscom ist direkt mit klassischen Telefonieangeboten gestartet, während Sunrise zuerst vor allem auf Hausanschlüsse über 5G (als Ersatz zum Festnetz) setzte und normale 5G-Mobilfunkdienste erst in einer zweiten Welle lancierte . Salt hat bisher gar nichts lanciert und will noch «im laufenden Jahr» mit 5G kommen.
Wie viel kostet der ganze Netzausbau in der Schweiz?
Das weiss niemand so genau. Grobe Schätzungen rechnen mit rund 7 Milliarden Franken.
Was passiert mit der Netzneutralität?
Die Netzneutralität ist heute nicht geregelt. Das heisst beispielsweise, dass Streaming eines Films über Netflix am Handy schneller sein darf als die Verbindung über Whatsapp, was zu ruckelnden Videoanrufen führt. Mit Inkrafttreten des revidierten Gesetzes, voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2020, werden Internetzugangsanbieter neue Regeln einhalten müssen. Die Priorisierung eines Dienstes wird in der Regel verboten sein, aber Ausnahmen sind, etwa für die Frequenzen der Notfalldienste, möglich. Bei Verdacht auf Verstoss gegen die Netzneutralität würde der Bund einschreiten und fehlbare Anbieter büssen.
5G verlängere die Laufzeit von Smartphone-Akkus, denn der Energieverbrauch falle geringer aus als bei vorherigen Technologien, so das Versprechen der Anbieter. Allerdings weisen Kritiker darauf hin, dass manche Geräte mit 5G deutlich mehr Rechenleistung benötigen – und damit noch mehr Batterie-Power als bisher. Und so werden viele neuen Smartphones denn auch mit grösseren Akkus ausgestattet als ihre als Vorgängermodelle.
Swisscom ist mit einem Gerät von Oppo gestartet. Sunrise hat Geräte von Xiaomi, Huawei und Samsung im Angebot. Salt hat bisher keine 5G-Ankündigungen gemacht.
Die Lancierung des 5G-Netzes geht einher mit der Abschaltung des 2G-Netzes. Mit dem Ende von 2G erscheint auf dem Handy nicht mehr das E neben dem Namen des Mobilfunkanbieters, das einem anzeigt, dass momentan keine Verbindung zum 3G- oder 4G-Netz besteht. Swisscom und Salt killen die 26 Jahre alte Technologie per 2020, bei Sunrise läuft 2G vorerst weiter.
Folge: Kult-Natels wie das Nokia 3210 werden unbrauchbar. Weitere Nebenwirkungen: Lifttelefone, Heizungen, Stromzähler und Alarmanlagen funktionieren nicht mehr. Swisscom empfiehlt: «Die Kommunikationslösung dieser Anwendungen muss überprüft und gegebenenfalls ausgewechselt werden.» Personen, die nicht sicher sind, ob das alte Handy noch funktioniert, können sich bei ihrem Mobilfunkbetreiber melden. Bei Swisscom reicht eine SMS mit dem Stichwort «2G» an die Nummer 444.
Jedenfalls viel sicherer als 4G. Nachrichtendienste warnen davor, dass der «technische Zugriff» – sprich: das Abhören – künftig massiv erschwert werde. Nicht zuletzt dank einer End-zu-End-Verschlüsselung, die es bislang so nicht gab. Auch bei der Authentifizierung setzt 5G neue Sicherheitsmassstäbe. Allerdings sind für ein unfallfreies -Internet of Things (IoT) höchste Standards zwingend. Wer will sich von einem selbstfahrenden Auto eine Passstrasse hochfahren lassen, wenn er daran zweifelt, vor Cyber-Attacken geschützt zu sein?
Sunrise setzt auf das chinesische Unternehmen Huawei, Salt sitzt mit der finnischen Nokia im Boot, Swisscom arbeitet mit der schwedischen Firma Ericsson. Damit setzt jeder Schweizer Mobilfunk-Anbieter auf einen anderen Lieferanten für die Netzinfrastruktur. Den schwierigsten Partner hat Sunrise. Die Firma betont aber, dass sie die Netzstrategie von der Planung über die Architektur bis zum Servicedesign sowie die gesamte Netzsteuerung selbst bestimme.
Die Amerikaner sind skeptisch. Sie befürchten, dass China 5G nutzen wird, um – über chinesische Technologie – westliche Unternehmen und Regierungen auszuspionieren. Doch selbst die Briten setzen beim Netzausbau auf die Chinesen. Huawei-CEO Ren Zhengfei verspricht: «Ich würde nie etwas tun, das der Welt schadet.»
Kommt man an den Chinesen vorbei?
Antennen und Handys sind komplexe Produkte. Ihre Teile stammen aus der ganzen Welt, auch aus China. Selbst Swisscoms Partner Ericsson zählt auf Expertise und Material aus dem Osten.
Kommt man an den USA vorbei?
Kaum. Die US-Konzerne Qualcomm und Intel spielen eine grosse Rolle bei 5G. Nicht zu sprechen von Apple. Das sind aber nur drei von vielen Beispielen aus der US-Industrie.
Die Einführung von 5G erfolgt in ähnlichen Frequenzbereichen, wie sie bereits für Mobilfunk und WLAN verwendet werden. Ein Unterschied besteht in der Bandbreite, die bei 5G (mit 100 MHz) deutlich grösser ist als bei 4G (20 MHz). Unterschiedlich ist auch die Verarbeitung der übermittelten Informationen: Die verfügbare Rechenkapazität in Basisstationen und mobilen Endgeräten ermöglicht gegenüber 4G eine leistungsfähigere Übertragung. Längerfristig soll 5G auch in einem höheren Frequenzbereich zur Anwendung kommen (Millimeterwellen). Ein Zeitplan, wann diese Wellen in der Schweiz eingesetzt werden, liegt noch nicht vor. Die Wirkung nicht ionisierender Strahlung (NIS) auf den Menschen hängt von Intensität und Frequenz ab. Dabei unterscheiden die Vorschriften über den Strahlenschutz nicht zwischen 2G, 3G, 4G und 5G. Höherfrequente Millimeterwellen dringen aus physikalischen Gründen weniger tief in den Körper ein. Bei der Einwirkung solcher Strahlung auf den Menschen bestehen aber aus wissenschaftlicher Sicht noch Unklarheiten.
Im Wesentlichen aus drei Richtungen: Für Verunsicherung sorgt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO die elektromagnetische Strahlung als «potenziell krebserregend» einstuft. Das tönt schlimmer, als es ist. Denn auf der entsprechenden Liste der internationalen Krebsforschungsagentur finden sich mehr als 300 Substanzen, darunter auch Gemüsesorten und Avocados. Dann ist es in der Tat so, dass elektromagnetische Strahlung mit dem Gewebe interagiert und dazu führt, dass es sich aufheizt. Jeder, der einmal länger mit dem Handy telefoniert hat, weiss das aus eigener Erfahrung. Allerdings gilt das vor allem für die Handys. Und wie sieht es bei der Strahlung aus, die von den Antennen ausgeht?
Wissenschafter nehmen an, dass die Strahlung der Antennen nur einen Bruchteil der Belastung der Handys ausmacht. Bei den 5G-Stationen kommt dazu, dass sie nicht mehr wie die heutigen Technologien wie ein Lichtkegel strahlen, sondern wie Flutlichter, die sich ihre Ziele – in diesem Fall die Handys – laufend neu suchen.
Gibt es den Ungefährlichkeitsbeweis?
Fest steht: Die gesundheitlichen Risiken von elektromagnetischer Strahlung wurden in den vergangenen zwanzig Jahren in mehr als tausend wissenschaftlichen Studien untersucht. Insbesondere der tiefe Frequenzbereich älterer Mobilfunkstandards ist gut erforscht. Bis jetzt gibt es keine Erkenntnisse, die einen Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und Krebs belegen, etwa Hirntumoren, Leukämie, aber auch Hoden-, Brust-, Lungen- und Hautkrebs.
«Männer, die Vater werden möchten, sollten ihr Handy nicht im Hosensack tragen.»
Schlechter ist die Datenlage bei hochfrequenter Strahlung, wie sie auch bei 5G angewandt wird. Hier sind die Beobachtungszeiten noch zu kurz. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz schreibt von «Unsicherheiten» hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Schäden insbesondere bei Kindern. In der Schweiz wurde noch unter Bundesrätin Doris Leuthard eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit den Grenzwerten befasst. Die Empfehlungen sollen im Sommer vorliegen.
Fazit: Der Entscheid über die Einführung von 5G ist ein politischer, bei dem Chancen und Risiken der neuen Technologie abgewogen werden müssen. Denn der Beweis der Ungefährlichkeit wird sich wissenschaftlich in absehbarer Zeit nicht führen lassen.
Im Hosensack und auf dem Nachttisch – wo schadet das Handy?
Handys haben Schlafzimmerverbot und sollten möglichst nicht in Körpernähe aufbewahrt werden. Auch wenn wir unsere Handys über alles lieben, gilt: Je weniger, desto besser, und je mehr Distanz, desto besser. Telefonate mit dem Handy sollten möglichst kurz gehalten werden. Auch lässt sich die Strahlenbelastung durch Headsets reduzieren. Männer, die Vater werden möchten, sollten ihr Handy zudem nicht im Hosensack tragen. Eine israelische Studie lässt befürchten, dass die Strahlung die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Allerdings ist auch dieser Zusammenhang nicht einwandfrei bewiesen. Zudem gilt: Telefonate bei schwachem Empfang erhöhen die Strahlenbelastung. Je schlechter der Empfang, desto stärker muss das Handy strahlen, damit es ein Signal empfangen kann. Beim Kauf eines Handys sollte zudem auf den SAR-Wert geachtet werden. SAR steht für spezifische Absorbationsrate: je tiefer der SAR-Wert, desto kleiner das Feld der Strahlung.
Hat Mobilfunkstrahlung eine Wirkung auf Implantate?
Handys können die Funktionsfähigkeit des Herzschrittmachers beeinträchtigen, vor allem wenn sie älter sind. Deshalb wird bei Implantaten ein Abstand von 30 Zentimetern empfohlen. Also: kein Handy in der Brusttasche, wenn das Herz Hilfe braucht.
Was lernen wir aus der Einführung von 4G?
Die mediale Hysterie war damals ähnlich wie heute. In der heissen Phase erschienen täglich mehrere Artikel in verschiedenen Zeitungen. Endzeitkommentare wegen neuer Antennenstrahlung ebenso wie Lobby-gesteuerte Beiträge, die einen regelrechten Wirtschaftsboom dank der neuen Technologie herbeiredeten. Was wir daraus lernen? Unsere Gesellschaft beschäftigt sich heute mit den gleichen Themen wie schon vor knapp zehn Jahren: Gesundheit, Arbeitsplätze, Konsum.
Das Bundesamt für Kommunikation wacht darüber, dass das Recht und die Konzessionen eingehalten werden. Es definiert die Frequenzen. Hingegen erteilt die Eidgenössische Kommunikationskommission Comcom die Konzessionen und sanktioniert bei Verstössen. Das Bundesamt für Umwelt ist zuständig für die Regeln zur maximalen Strahlung von Handy-Antennen, das Bundesamt für Gesundheit hingegen für die Auswirkungen der Strahlung, die von mobilen Geräten (Smartphones, Tablets, Bluetooth-Geräte) ausgeht.
Wer entscheidet, ob und wo eine Antenne gebaut werden darf?
Die Kantone und Gemeinden.
Wer im Bundesrat ist zuständig?
Simonetta Sommaruga als Kommunikationsministerin und Alain Berset als Chef des Innendepartements.
Insgesamt erhielt der Bund bei der Anfang 2019 durchgeführten Versteigerung knapp 380 Millionen Franken. Lukrativer waren die 2012 versteigerten Frequenzen, die dem Bund rund 1 Milliarde Franken einbrachten.
Ein Schaden setzt ein Verbot voraus. Ein Vollverbot ist allerdings unzulässig, obschon Genf und Jura ein Moratorium für 5G-Antennen verhängt haben und in anderen Kantonen über ähnliche Bestrebungen debattiert wird. Der Bund sagt klar: Ein dauerhafter Baustopp ist gesetzeswidrig. Erfülle ein Antennenbaugesuch die Vorgaben des Strahlenschutzgesetzes und auch alle anderen geltenden Gesetze, müsse der Kanton die Bewilligung erteilen. Swisscom, Sunrise und Salt können ihr Recht notfalls gerichtlich durchsetzen und gegen eine nicht erteilte Baubewilligung klagen. Je nach Verzögerung des Netzausbaus stellt sich dann die Frage nach der Staatshaftung.
Experten bestätigen diese Einschätzung. So sagt etwa Isabelle Häner, Anwältin und Professorin für Staats- und Verwaltungsrecht: «Die Vergabe der Konzession ist an eine Betriebspflicht gebunden. Die Kantone müssen den Ausbau ermöglichen, können aber unter bestimmten Umständen planungstechnische Auflagen machen.»
Heisst: Kantone könnten in ihren Bau- und Zonenordnungen den Ausbau in gewissen Gebieten einschränken – etwa in dicht besiedelten Gegenden.
Wie bin ich betroffen, wenn ich gar kein Handy habe?
Sie müssen ertragen, dass Sie in nächster Zeit überall mit Antennendebatten und Technologiegeschwätz konfrontiert werden. So werden Sie mit Sicherheit der Abkürzung IoT (ausgesprochen: «äiouti») begegnen. Das ist nicht nur schlecht. So lernen Sie zumindest etwas über die Online-Zukunft Ihres Toasters und Ihres Kühlschranks, denn das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) wird kommen. Auch wenn zurzeit gerade ein richtiger Hype entsteht.
Funktioniert 5G auch unter Wasser?
Nein. Wasser absorbiert Mikrowellen extrem gut, leitet sie aber nicht weiter. Deshalb kann man mit Mikrowellen Wasser kochen, aber nicht im Wasser funken. Ein Problem ist das für U-Boote. Weil diese nicht funken können, müssen sie sich über Sonar vernetzen.
Und welche Rolle spielt dabei die Blockchain?
Keine. Null. Zero. Auch wenn Blockchain überall als Allheilmittel angepriesen wird. Und ja: Die neue Datenbanktechnologie wird trotzdem einiges bewegen – in anderen Bereichen.